"Bald ist es zu spät"
Clearinghaus: Bleibt der Hangkanten-Weg auf der Strecke?
Jetzt muss es schnell gehen: Das Clearinghaus an der Plinganserstraße wächst. An der eiszeitlichen Hangkante entsteht der Rohbau, hinter dem die Kita des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) bald verschwinden wird.
Der Bezirksausschuss Sendling hatte von Beginn der Planungen einen Weg durch das Areal gefordert: Über die Hangkante sollte mit dem Neubau eine Passage zwischen Plinganser- und Kidlerstraße möglich werden.
Allerdings hatte sich im Verlauf der Planungen das Verhältnis zwischen Bezirksausschuss und Sozialreferat sowie dem künftigen Träger, dem Katholischen Männerfürsorgeverein (KMFV), rasch abgekühlt. Von beiden fühlte sich der Bezirksausschuss um Mitsprache und zugesagte Planungsdetails gebracht.
Zuletzt wurde um den Weg gestritten: Diesen hält der SkF für verzichtbar und für einen großen Nachteil: Der Kita-Garten wäre vom Weg aus völlig einsehbar. Spielende kleine Kinder könnten von Fremden leicht angesprochen werden. Diese Bedenken des SkF teilt der Bezirksausschuss jedoch nicht.
Das Kath. Siedlungswerk, das das Clearinghaus baut, hat sich nach Angaben des Sozialreferats bereit erklärt, den Weg während des Hausbaus zu errichten. Zu einem Gespräch über Details, das Anfang Mai stattfand, wurde der Bezirksausschuss jedoch nicht eingeladen. Das kritisierte Ernst Dill (SPD) im Bezirksausschuss: "Wir waren nicht eingeladen, es gibt keinen Bericht." Diesen fordert der BA nachdrücklich ein. Michael Kaiser (CSU) drängte gleichfalls auf rasche Informationen: "Der Hochbau hat begonnen", verwies er auf das entstehende Clearinghaus, "bald ist es zu spät. Wir müssen schnell etwas unternehmen, wenn wir eine Durchwegung wollen!"
Clearinghaus: Was ist das?
Clearinghäuser dienen als mittelfristige Unterkunft für wohnungslose Personen bzw. Familien. In Sendling gibt es bereits seit 2009 ein Clearinghaus in der Leipartstraße, das vom Kath. Männerfürsorgeverein betrieben wird.
Die Clearinghäuser ersetzen die Notquartiere in der Stadt, deren Plätze die Stadt teuerer kamen als die in den Clearinghäusern. Der Stadtrat beschloss 2001 den Aufbau eines Netzes von Clearinghäusern; das erste wurde 2005 in der Orleansstraße eröffnet. Anders als Notquartiere haben die Clearinghäuser separate Wohneinheiten; die Haushalte leben selbständig. Hier wird mit den Menschen geklärt (daher "Clearing"), warum sie wohnungslos wurden, und was getan werden muss, damit sie nach spätestens sechs Monaten in eine eigene Wohnung ziehen können. Eine sozialpädagogische Beratung vor Ort steht den Bewohnern zur Seite.
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