"Willkommen in der neuen Welt ohne Tradition"
"Gerade in Zeiten, in denen sich viel ändert, ist es wichtig, die eigene Sensibilität für Geschichtliches zu erhalten. Der Spagat zwischen Alt und Neu, zwischen Restauriertem und Hochmodernem macht die Identität eines Viertels aus", hieß es in unserem Beitrag "Geschichtsspuren entdecken" zum Tag des offenen Denkmals (Pasinger Werbe-Spiegel vom 7. September). Dazu schreibt der Pasinger Jens Krumpholz:
Ja wie wahr, leider ist noch viel mehr verschwunden als das im Artikel Genannte, so zum Beispiel der über 100 Jahre alte Landsberger Hof (wegsaniert), der Betrieb des über 30 Jahre Top-Magneten am Pasinger Marienplatz, Confetti Bar & Restaurant, zuletzt 18 Jahre betrieben von zweifachen Gastroavard-Gewinner Max Winter, das alte Restaurant "Bella Italia" in der Gleichmannstraße, das alte Café Pasing auch in der Gleichmannstraße (jetzt Wettbüro und Spielbar), die alte Hubertusapotheke (nach 50 Jahren), das alte Café Glas Planegger Straße (nach 60 Jahren), der alte Hugendubel (von den Arkaden abgesaugt), Traditions-Gemüsestand Schneider vis a vis vom Vinzenzmurr (vertrieben), die Traditions-Parfümerie Hecht am Marienplatz, Schuhaus Dilg (nach 60 Jahren), bis Ende 2016 verabschiedet sich nach 50 Jahren auch das Schuhhaus Rindle, Schuhhaus Raab ist auch weg (nach über 100 Jahren), das alte Postgebäude / Zoll Kaflerstraße, Wienerwald Pasing (davongeflogen) - jetzt Gott sei Dank Schnitzelhaus, sonst wäre das auch schon ein Wettbüro drin. Fielmann Marienplatz auch verschwunden, die alte Schule in er Institutstrasse abgerissen, die Pappschachtel (erbaut 1922) abgerissen, um nur einige zu nennen. Und der Abriss alter Gebäude geht fleißig weiter, beginnend Planegger Straße 47 (alte Schusterei und alter ehem. Bauernhof mit Tanzschule in den obigen Räumen & Bodenseestrasse Ecke Lortzing verschwindet auch alles am Eck!
Von welcher Identität Pasings spricht Rüdiger Schaar vom BA 21 eigentlich? Und ich spreche bei den genannten Objekten nicht von einem demographischen Wandel von 20 oder 50 Jahren. Das wurde alles vernichtet seit Umbaubeginn Pasings 2008. Irgendwann gehen dann Eltern mit ihren Kindern durch Pasing und sagen "komm, Mama, wir machen mal einen Schilderbummel." Das sind dann die historischen Plätze, wo eine Denkmaltafel an Tradition & Identität eines der ältesten Stadtteile Pasings (einst eigene Stadt) erinnern wird. Willkommen in der neuen Welt ohne Tradition und bald auch ohne Identität.
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