Mit oder ohne Gastro?
Diskussion zum städtischen Sportbauprogramm
Bereits im Dezember beschloss der Stadtrat die Fortschreibung des städtischen Sportbauprogramms in dem Umfang, dass Sportvereine finanziell beim Bau und Erhalt ihrer eigenen Sportstätten unterstützt werden. Dabei soll insbesondere der Ausbau von Gemeinschafts- und verschiedenen Umkleideräumen gefördert werden zulasten der Gastronomie, denn die könnte Zug um Zug in Kioskbetriebe umgewandelt werden. „Leider wurden die Sportvorstände nicht in die Planung einbezogen, worauf sich nun erheblicher Widerstand regt“, sagte CSU-Stadtrat Winfried Kaum. „Die Gastrobetriebe als Vereinsheime haben einen hohen Wert. Die sind Orte der Begegnung und fürs ganze Stadtviertel wichtig.“ Ein neuerlicher CSU-Antrag im Stadtrat will nun die Vereinsheime schützen.
Zwar sind aktuell die Bezirkssportanlagen in Daglfing und Trudering betroffen. Aber auch die Pasinger Sportstätten könnten im Sanierungsfall unter die Regelung fallen. „Bis 2030 läuft unser Pachtvertrag“, so Robert Koch von D´Wirtshauser in der Agnes-Bernauer-Straße. „Zu uns kommen natürlich unsere Fußballer, aber auch wirklich viele Vereine von außerhalb, Fußballer, Eishockeyspieler vom Eisstadion und so weiter.“
Ort fürs Gemeinschaftliche
Nicht anders ist es beim TSG Pasing e.V. an der Aubinger Straße. „Wir haben drei Abteilungen, Fußball, Hockey und die Stockschützen auf der Anlage. Dazu kommen noch fünf Schützenvereine und ein Fußball-Fremdverein“, sagte Sonja Listl, stellvertretende Vereinsvorsitzende. „Sonntags haben wir vollen Betrieb. Und sonst finden hier viele Feste, Weihnachtsfeiern und natürlich ständig Besprechungen statt. Sollten wir keinen Pächter mehr haben dürfen, müsste man die Bewirtung und Orga ehrenamtlich übernehmen. Wie soll das gehen?“
Jetzt habe die Pächterin von 15 bis 24 Uhr offen und sei einfach da für den Verein. „Wir bräuchten mindestens drei Ehrenamtliche, die über diesen Zeitraum bewirten und danach aufräumen, um dies allein zu stemmen. Das ist nicht zu schaffen.“ Und nur mit Kioskbetrieb würde das Soziale und Gemeinschaftliche irgendwann wegfallen. „Wir brauchen einen Ort zum Treffen.“
Wen betrifft es?
„Das Ansinnen der Stadt ist völlig falsch“, erklärte auch Sven Wackermann, CSU-Fraktionssprecher im Bezirksausschuss 21 (BA). „Die Gastro ist sehr oft sehr gut eingepflegt und bildet Herz und Seele für die Vereine. Sie hält die Vereine lebendig“, plädierte er im BA für den CSU-Antrag über den Erhalt der Gaststätten in den Bezirkssportanlagen. „Wenn wir starke Vereine haben wollen, dann müssen wir auch Sportgaststätten unterstützen und das Vereinsleben nicht aushöhlen.“
Doch den Antrag, in dem die Stadt aufgefordert wird, sämtliche Überlegungen zur Abschaffung oder Auflösung der Gaststätten an den Bezirkssportanlagen in Pasing und Obermenzing aufzugeben, konnten die Grünen- und die SPD-Fraktion nicht unterstützen. „Ich sehe darin keinen Sinn“, sagte Grünen-Fraktionssprecherin Ingrid Standl. „Dem kann ich mich nur anschließen“, meinte auch SPD-Fraktionssprecherin Constanze Söllner-Schaar. Das ist nicht unser Problem.“ Mit den Gegenstimmen dieser Fraktionen wurde der Antrag abgelehnt. Wackermann meinte sichtlich enttäuscht nach der Abstimmung: „Damit wird die Vereinskultur abgeschafft.“
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