Frauen stärken!
Monsignore-Bleyer-Haus: Schulungen für Frauenbeauftragte der Caritas-Werkstätten
Im Pasinger Monsignore-Bleyer-Haus in der Avenariusstraße ist Wohnen und Arbeiten für behinderte Erwachsene miteinander verbunden. Die bayernweit größte Einrichtung dieser Art unter dem Träger Katholisches Jugendsozialwerk München e.V. (KJSW) bietet Wohngruppen, Freizeitmöglichkeiten, soziale und therapeutische Betreuung unter einem Dach. In den angeschlossenen Werkstätten können die entweder im Haus oder extern wohnenden Erwachsene lernen und einer geregelten Arbeit nachgehen. Dafür gibt es zwölf verschiedene Werkstattabteilungen.
„Jeder hat das Recht auf Teilhabe am Arbeitsprozess. Und das ist gleichzeitig unser Ziel“, so Werkstättenleiter Thomas Heilmann. Ob in der hauseigenen Naturlandgärtnerei an der Grenze zu Gräfelfing, der Metall- , Papier-, Versand- oder Wäschereigruppe oder auch im Berufsbildungsbereich – die Möglichkeiten sind vielseitig und anspruchsvoll. Daneben existiert die Schongruppe für alle, die dem Druck im Arbeitsprozess noch nicht oder nicht mehr gewachsen sind.
Frauenbeauftragte für die Werkstattabteilungen
Knapp 170 Beschäftigte gibt es in den zwölf verschiedenen Werkstattabteilungen. „Darunter sind knapp 60 Frauen“, erklärte Hasret Aydin von der Werkstattleitung. Sie ist Vertrauensbeauftragte und unterstützt die beiden vor einem Jahr gewählten Frauenbeauftragten der Werkstätten. „Die 60 Frauen haben ihre beiden Vertreterinnen demokratisch gewählt. Ich stehe Wanda und ihrer Stellvertreterin Nadine zur Seite, wo ich kann und wo die beiden mich brauchen. Wenn ich tätig werde, dann nur in Absprache mit den beiden. Schließlich geht es darum, die Frauen in den Werkstätten zu stärken. Wanda und Nadine sind selbst dort beschäftigt und wissen genau, was die Frauen in den Arbeitsgruppen brauchen und wie sie am besten zu stärken sind.“
Auch andere Behindertenwerkstätten in Dachau, Fürstenfeldbruck, Rosenheim und anderswo haben inzwischen Frauenbeauftragte. Nun organisierte das Monsignore-Bleyer-Haus die Weiterbildung und Schulung in rechtlichen und sozialrelevanten Fragen für alle Beauftragten. Gelernt und gelehrt wird dabei im Tandem-Team. „Immer eine Frau mit Lernschwierigkeiten und eine ohne Lernschwierigkeiten bilden ein Team“, erklärte dazu Hasret Aydin. Sie bildet gemeinsam mit Nadine das Ausbilder-Tandem.
Im Tandem lernen und unterrichten
„Das ist das Beste von allem“, erklärte Nadine stolz. „Wir sind die Trainerinnen für alle.“ „Wir lernen gegenseitig voneinander“, ergänzte Aydin. „Ohne Nadine wüsste ich nicht, wie genau ich auf die Frauen mit Lernschwierigkeiten eingehen könnte, wie langsam und einfach ich sprechen müsste. Außerdem sucht Nadine viele Themen aus, ich helfe dabei“, meinte sie weiter. Auf Nadines Initiative gab es auch einen Vortrag von der „Wildwasser“-Vertreterin Irmi Deschler zum Thema sexuelle Belästigung.
Am letzten Fortbildungsnachmittag stand eher trockene Kost auf dem Programm. „Wir sprechen über die UN-Behindertenrechtskonvention und die Fragen der Inklusion im Alltag“, so Aydin. „Für die Frauen sind das sehr relevante Probleme. Auch wenn es mal schwierig wird oder wir alle lange brauchen, bis wir die Inhalte verstanden haben – wir meistern alles gemeinsam. Wir haben einfach schon viele Erfahrungen zusammen gemacht. Schließlich ist es der dritte Fortbildungsblock. Wir kennen uns mittlerweile gut, die Gemeinschaft ist toll.“
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