Flair muss bleiben
Vorstellung vor Lokalpolitikern: Sanierung des Pasinger Viktualienmarkts

Der Pasinger Viktualienmarkt muss saniert werden. Über Generalsanierung oder Neubau soll der Stadtrat am 8. Mai entscheiden. Für die Zeit der Baumaßnahmen sollen die Marktleute vor das Rathaus ziehen. (Foto: us)
Zum dritten Mal innerhalb der vergangenen sechs Jahre besuchte Boris Schwartz, Leiter der Münchner Markthallen, den Pasing-Obermenzinger Bezirksausschuss (BA), um das dringend notwendige und immer etwas abgeänderte Sanierungskonzept vorzustellen. Auch diesmal hatte er Pläne im Gepäck. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie mit Ihrer Geduld fast am Ende sind“, begrüßte er die Lokalpolitiker.
Doch notwendige Prioritäten in der Sanierung aller Münchner Märkte, Bürgerbeteiligungen, neue Detailplanungen und wiederholte Architektenarbeiten hätten die Verzögerungen bedingt. „Es war ein langer Weg“, gab er zu und verwies auf die neuen, endgültigen Planungen, die nun auch mit den Marktleuten am Viktualienmarkt abgesprochen sind und am 8. Mai im Kommunalausschuss des Stadtrats zur Abstimmung kommen sollen.
Bestandssanierung oder Neubau?
Durch den wiederholten BA-Antrag auf zügige Sanierung in den letzten Wochen waren die Münchner Markthallen allerdings auch in Erklärungsdruck geraten. „Wir wollen nicht, dass wichtige Fördermittel verfallen, nur weil wir die Sanierung nicht starten“, erklärte dazu Antragsinitiatorin Maria Osterhuber-Völkl, stellvertretende BA-Vorsitzende. „Gut, dass es jetzt weitergeht.“
Architekt Rainer Hofmann von bogevischs büro als ausführendes Planungsbüro stellte das erklärte Ziel voraus: „Wir wollen das spezielle Ambiente des Marktes unbedingt erhalten!“ Das bedeute im Einzelnen, dass der Grundcharakter als Vierseithof mit den niedrigen Dächern bestehen bleiben müsse. Nach Osten werde der Markt leicht um eine Ausschankfläche erweitert, insgesamt erhielten die Marktleute mehr Platz für Lager und Verkauf und die Durchwegung solle auch des Nachts möglich sein. „Bei Maßstabwechsel geht der Charakter flöten“, betonte Hofmann weiter. Dies wolle man also unbedingt vermeiden. Deswegen solle die Modernisierung äußerst vorsichtig vonstatten gehen, „egal ob wir neu bauen oder den Bestand sanieren.“
Detailplanung angehen
Über die Frage Neubau/Sanierung muss der Kommunalausschuss am 8. Mai entscheiden. „Danach können wir die Detailplanung angehen und die Ausschreibungen für die Arbeiten starten“, so Schwartz. Während des Umbaus müssen die Marktleute übrigens mit einem Interimsstandort gleich um die Ecke vorliebnehmen: mit dem Rathausvorplatz.
Bis zum Stadtratsentscheid kann der BA seine Einwände und Forderungen anbringen. „Was ist mit den historischen Buchstaben, die immer über dem Eingang waren und vor elf Jahren zur 100-Jahr-Feier zur Reinigung abgenommen wurden?“, fragte Osterhuber-Völkl. „Bitte montieren Sie diese wieder aufs Dach.“
Am liebsten autofrei
Außerdem interessierten sich die Lokalpolitiker für das Schicksal des Kellers. „Den möchten wir verfüllen, die Fläche ist zu klein und der Eingang zu steil, als dass wir den Keller wirtschaftlich nutzen könnten“, so Architekt Hofmann. In Zeiten des ständig wachsenden Verkehrs forderten einige BA-Mitglieder allerdings eine Tiefgarage unter dem Markt. „Wir möchten Pasing am liebsten autofrei gestalten. Eine Tiefgarage wäre total kontraproduktiv“, erwiderte Stadträtin und SPD-Fraktionssprecherin Constanze Söllner-Schaar.
Ganz zu schweigen von Statikproblemen und dem Flair, der mit einer eventuellen Tiefgarage wirklich passé wäre, so auch Osterhuber-Völkl. „Der Markt im sanierten Zustand kann locker für die nächsten 40 bis 50 Jahre bestehen. Wir müssen eine Teilunterkellerung im Falle des Neubaus zumindest überprüfen lassen“, so Neu-Stadtrat und CSU-Fraktionssprecher Frieder Vogelsgesang. „Aber bitte in enger Abstimmung mit den Marktleuten und nicht über ihre Köpfe hinweg!“, forderte Osterhuber-Völkl. „Das Wichtigste sind uns die Marktleute.“
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH