Ansichten und Einsichten
Zwei Ausstellungen aus der Türkei
Im Rahmen des Türkei-Festivals "Türkiye reloaded" sind in der Pasinger Fabrik (August-Exter-Str. 1) derzeit zwei interessante Ausstellungen zu sehen. Zum einen wird in der Galerie 1 und 2 im 1. Obergeschoss noch bis 20. November die Ausstellung "Inverse Grayscale – Wider die Grautöne" gezeigt. Zehn Künstlerinnen und Künstler haben sich mit dem Phänomen der Vergrauung der Städte durch Abriss und die Entstehung monotoner Neubauten beschäftigt. Imre Azem und Gaye Günay, Serkan Taycan, Gözde Ilkin, Annika Eriksson und Deniz Aktas haben sich mit verschiedenen Aspekten und Stadien der großen Bauprojekte in Istanbul künstlerisch auseinandergesetzt. Bei Ceren Oykut steht der komplexe Abschnitt Istanbuls mit all seiner Härte im Fokus. Mario Rizzi und Arzu Yayintas widmen ihre Arbeit den Aktivisten. Pinar Ögrenci erzählt die Geschichte ihrer Geburtsstadt Van (im Osten der Türkei), den merkwürdigen Veränderungen und dem Bau eines Museums dort. Und Halil Altindere widmet sich in seiner Videoarbeit dem Umstand, dass die historische Stätte Hasankeyf Gefahr läuft durch den Ilisu Damm überflutet zu werden, während auf der anderen Seite in der anliegenden Region Wasserknappheit herrscht. Die Ausstellung ist täglich außer montags von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 2 Euro, ermäßigt 1 Euro.
Dialog mit dem Betrachter
Zum anderen präsentiert das Goetheinstitut Istanbul in Kooperation mit der Pasinger Fabrik Fotografien von Enis Yücel unter dem Titel "Learning to walk, over again" (Laufen lernen, wieder...). Die Bilder zeigen Situation aus dem kulturellen Hilfsprogramm "Cultural Relief Program", das Flüchtlinge unterstützt, die in türkischen Flüchtlingslagern nahe der syrischen Grenze leben. Das Programm beinhaltet Workshops und Aktivitäten, unter anderem einen Stelzen-Workshop für Flüchtlingskinder in Mardin City sowie einen Tanz-Workshop und eine Musiktherapie.
Der in Istanbul lebende Auftragsfotograf Enis Yücel möchte durch seine Arbeit einen unausgesprochenen Dialog mit dem Betrachter und den Flüchtlingen anregen. Dies sollte einen Rahmen schaffen, in dem die Begeisterung dieser Flüchtlingskinder deutlich wird, und ihr Streben nach Erfolg, da ein solches Erfolgsgefühl ihnen die Möglichkeit gibt, ihr zerstörtes Leben, ihr Trauma und ihre Vertreibung durch Krieg vorübergehend zu vergessen. Es sind Augenblicke der Menschlichkeit, die er zeigt, etwas Hoffnung nach all dem Unmenschlichen, das die Flüchtlinge erdulden mussten. Die Ausstellung ist bis zum 27. November im Lichthof und der Werkstattgalerie täglich von 10 bis 23 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
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