Tunnel, Post und Schanigärten
Die Bürgerversammlung in Neuhausen-Nymphenburg
Kaum ein Jahr ist vergangen, seitdem die Bewohner des Bezirks Neuhausen-Nymphenburg zuletzt Gelegenheit hatten, im Rahmen ihrer Bürgerversammlung ihre Anliegen an die Stadtverwaltung zu richten. Bei der jüngst in der Dreifachsporthalle des Adolf-Weber-Gymnasiums (Kapschstraße 4) abgehaltenen Versammlung, durch die Stadtrat Christian Vorländer (SPD7 Volt) im Namen des Oberbürgermeisters führte, blieben zwar ein Drittel der bereitgestellten Sitzplätze leer. Dafür aber war die Beteiligung der 162 anwesenden Stadtteilbewohner (hier nicht mitgezählt die Stadträte, Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) oder Mitarbeiter der Stadtverwaltung) rege. Manche Bürger brachten gleich mehrere Anträge ein, so dass es bis etwa 22.30 Uhr dauerte bis schließlich über 36 Anträge abgestimmt und zusätzlich elf Anfragen vorgetragen waren.
Bürger stimmen ab
„München wächst“, erklärte Stadtrat Christian Vorländer, entsprechend wachse auch die Einwohnerzahl im Bezirk 9 (Neuhausen-Nymphenburg). Wo vor zehn Jahren noch 92.666 Einwohnern gezählt wurden, leben aktuell 99.388. Laut Prognose sollen im Jahr 2030 sogar 106.296 Stadtteilbewohner im 9. Bezirk wohnen. Je dichter der Stadtbezirk wird, desto mehr Gerangel herrscht um den öffentlichen Raum. Dies zeigt sich auch bei den von den Bürgern eingebrachten Anträgen und Anliegen. Gleich zwei Anträge verabschiedete die Bürgerversammlung, die sich gegen eine Untertunnelung der Landshuter Allee aussprechen, jedoch die Reduzierung der Verkehrsbelastung zugunsten von mehr Aufenthaltsqualität fordern.
Thema für die Stadtteilbewohner ist aber auch die befürchtete Schließung der Post am Romanplatz -dieser Antrag wurde ohne Gegenstimmen verabschiedet. Die Mehrheit der Anwesenden votierte zudem für die Forderung nach einer Allgemeinarztpraxis im Neubaugebiet am Hirschgarten (im Umfeld Schloßschmidstraße), obwohl die Stadtverwaltung hier wohl kaum etwas wird ausrichten können. Große Unterstützung erfuhren auch mehrere Anwohner der Lothstraße, die eine sofortige Schließung des Lagers des Lieferdienstes „Gorillas“ forderten. Abgelehnt wurden hingegen der Antrag nach Abschaffung der Schanigärten, die es laut Stadtratsbeschluss künftig im Sommer geben wird, ebenso wie der Wunsch nach Entfernung der kürzlich eingerichteten Busspur in der Wendl-Dietrich-Straße.
Projekte im Viertel
Für „nicht akzeptabel“ hält ein Stadtteilbewohner die avisierte zu hohe Baudichte beim Bauvorhaben des Paketpostareals. Mit dem Bauprojekt hat auch der Bezirksausschuss (BA) sich intensiv beschäftigt, wie Anna Hanusch (Grüne), Vorsitzende des BAs zu Beginn der Versammlung erläuterte als sie Einblick in die Arbeit des Gremiums gab. Der BA habe Stellung zum Projekt genommen, auch das Bürgergutachten besprochen und zudem niederschwellige Aktionen für die Anwohner organisiert. Laut Planungsreferat bleibe abzuwarten, ob es für das Projekt einen Bürgerentscheid oder ein Ratsbegehren geben wird. Auf jeden Fall wird aber eine Öffentlichkeitsbeteiligung stattfinden, wo noch einmal Raum für die Anregungen der Bürger geboten sein wird.
Andere Projekte, mit denen sich der BA 9 aktuell beschäftigt, sind die Entwicklung des Kreativquartiers, der Bau der Gewofag „Dante 2“ am Reinmarplatz oder auch die Hochbaustelle am Leonrodplatz, wo am Neubau des Strafjustizzentrums gearbeitet wird, der 2024 bezugsfertig sein soll.
Applaus wurde laut, als Anna Hanusch berichtete, dass die Erinnerungsstelen am Platz der Freiheit noch weitere fünf Jahre stehen bleiben werden.
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