„Hospize müssen Solitäre bleiben“
Gespräch zum Tag der „Tag der Kinderhospizarbeit"
Am 10. Februar war „Tag der Kinderhospizarbeit“. Dieser Tag soll bundesweit auf die Situation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit lebensverkürzenden Erkrankungen und deren Familien aufmerksam machen. Aus diesem Anlass haben sich Christine Bronner, Gründerin der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM), und Barbara Stamm, bayerische Landtagspräsidentin a.D. und Botschafterin der Stiftung AKM, im Bayerischen Landtag zu einem Gespräch rund um die aktuelle Situation der Kinderhospizarbeit in Deutschland getroffen.
„Geringer Zuschuss“
Für Barbara Stamm ist die Kinderhospizarbeit eine Herzensangelegenheit. Deshalb engagiere sie sich seit mehreren Jahren als Botschafterin der Stiftung AKM. „Wir sind mit der Kinderhospizarbeit in Deutschland auf einem guten Weg, der aber immer noch mit Stolpersteinen versehen ist“, erklärt sie. Einer dieser Stolpersteine läge in der Finanzierung. „Es ist immer noch sehr schwierig, speziell die ambulante Versorgung der betroffenen Familien auf den Weg zu bringen. Viele Einrichtungen werden nach wie vor sehr spärlich finanziert. Der Staat gibt nur einen geringen Zuschuss, das ist eine unwahrscheinliche Erschwernis“, sagt Barbara Stamm. „Mir ist da mittlerweile zu viel Bürokratie dabei.“
„Seriöser Umgang“
Christine Bronner kennt als geschäftsführender Vorstand der Stiftung AKM den Kampf um dringend notwendige Gelder nur zu gut. „Die nicht vorhandene Vollfinanzierung der Kinderhospizarbeit legt die Latte hoch. Dass immer noch ein Ehrenamtsanteil, eine Förderung und eine Spendenfinanzierung vorhanden ist, schützt uns auch ein Stück weit vor großen Pflegekonzernen, die das sonst als Geschäftsmodell für sich entdecken könnten. Gerade die teilstationäre Kinderhospizarbeit, die aktuell in Deutschland und Bayern entsteht, wäre davon betroffen. Dass die Kassen verhindern wollen, dass Pflegekonzerne in diesen Markt drängen, kann ich gut verstehen. Hospize müssen Solitäre bleiben.“ Man dürfe nicht den Markt damit fluten. Entsprechend seriös müsse von jenen damit umgegangen werden, die solche Einrichtungen aufbauen.
Krisenintervention
Was aber in der Finanzierung dringend mehr Beachtung finden müsse, sei die Krisenintervention ab der Diagnose, beginnend auf der Intensivstation oder auf der Onkologie. „Dort, wo die schlimmen Nachrichten überbracht werden, fehlt es an psychosozialer Unterstützung als selbstverständliche Komponente. Als durchlaufendes Element, einschließlich einer geregelten 24-Stunden-Erreichbarkeit“, erklärt Christine Bronner. „Was man ja in der Hospizarbeit erwartet, die das aber mit den finanziellen Mitteln nicht leisten kann. Wir bei der Stiftung AKM leisten diesen Dienst mit RUF24 auf Spendenbasis, denn da reicht die geringe Förderung nicht aus. Das muss sich dringend ändern. Dasselbe gilt für Pflege- und Angehörigenberatung für die betroffenen Familien.“ Hier fehle es nicht nur an Geld, sondern grundsätzlich an Angeboten.
Ein großes Anliegen ist Christine Bronner eigenen Angaben zufolge zudem die umfängliche und flächendeckende Versorgung aller Familien im ambulanten, teil- und vollstationären Bereich. Das sieht auch Barbara Stamm so: „Die ganze Familie muss sehr intensiv in die gesamte Unterstützung einbezogen werden, weil man hier die psychische Komponente sehr deutlich sehen muss. Es ist ja nicht nur das Kind krank, sondern das ganze Familiensystem.“
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