„Farben sind Lebensfreude“
Im Seniorentreff Neuhausen sind Bilder von Marieluise Schweer zu sehen
„Expressive Farbspiele“ lautet der Titel der Ausstellung im Seniorentreff Neuhausen, in der ab Mittwoch, 9. August, Bilder von Marieluise Schweer zu sehen sind. „Die Farbspiele sind ein Ausflug in die große Freiheit – immer neu, immer spannend, Abenteuer von denen ich mich überraschen lasse“, betont die 97-jährige Künstlerin. „Die ausgestellten Bilder sind ganz neu. Ich habe sie im Herbst 2016 gemalt und zwar mit einer ganz bestimmten Technik, die ich eigentlich gar nicht verraten sollte, es aber trotzdem tue: alle Bilder habe ich statt mit einem Pinsel mit einer Zahnbürste gemalt“, erzählt sie schmunzelnd. „Warum weiß ich nicht. Das war wohl eine Eingebung.“
Marieluise Schweer, die 1920 in Nürnberg geboren wurde und seit 1968 in München, genauer gesagt in Neuhausen wohnte, hat als Autodidakt ihre Eindrücke und Empfindungen sichtbar gemacht und in den vergangenen Jahrzehnten intensiviert. Schon als Kind hat sie gerne gemalt. Im Schulalter, während der Ferien am Starnberger See, zeichnete sie mit Vorliebe die barocken Kirchtürme der umliegenden Orte und als junge Frau bemalte sie die Wohnzimmerdecke mit sämtlichen Sternzeichen.
Persönliche Freiheit
Dann kamen die drei Töchter, zwei Ehen, 35 Jahre Beruf und es blieb für nichts anderes Zeit, als für die Bewältigung des nicht einfachen Lebens. Erst mit dem Berufsende sei sie in ihre persönliche Freiheit entlassen worden, wie sie selbst es beschreibt. Der Funke, der schließlich wieder zündete, war eine Ausstellung von naiven Malern, deren Bilder auf Marieluise Schweer einen großen Eindruck machten. So kam es, dass sie wieder anfing zu malen. „Noch heute gehört meine große Liebe den naiven Bildern, für die man keine logische Rechtfertigung, kein jahrelanges Studium, sondern nur sein Herz braucht“, erklärt sie. Zu den Aquarellen ist sie auf ihren Reisen durch Italien gekommen. „Die Durchlässigkeit des Meeres und des Himmels, die Zeitlosigkeit der südlichen Landschaft hat mich zu diesen transparenten Farben geführt.“ Fasziniert habe sie auch die ruhende, oder sich bewegende Technik. Doch bei aller „Magie“ hat sich Marieluise Schweer nach eigenen Angaben eine gewisse ironische Distanz zu den Gegenständen und Zeitabläufen bewahrt. „Farben sind für mich Lebensfreude, die Farben der Sonnenuntergänge und der Blumen, die ich so oft versucht habe wiederzugeben.“
Selbstbewusstsein und Freundschaften
Seit 2012 lebt Marieluise Schweer in einer Seniorenresidenz in München, im 18ten Stock mit Blick auf die Stadt unter und die Wolken über sich, genießt sie die ihr noch geschenkte Zeit – und malt. „Langweilig wird mir nie. Ich brauche das einfach“, erzählt die 97-Jährige, die auch Gedichte schreibt. Einen Geheimtipp für ihr hohes Alter hat sie nicht. „Was mich am Alter so tröstet, ist die Freiheit, die man bekommt – solange der Körper einem seinen Raum lässt und der Kopf noch funktioniert“, sagt sie. Zudem fühle sie sich nicht alt. „Ich habe keine Einstellung zu meinem Alter. Ich lebe nach dem Grundsatz, das Leben ist hier und jetzt.“ Wichtig sei auch ein gewisses Selbstbewusstsein. „Ich bin nicht von meiner Umwelt abhängig, sondern mag mich so wie ich bin.“ Auch Freundschaften haben einen hohen Stellenwert in ihrem Leben. „Die habe ich immer gepflegt und tue es heute noch. Das ist sehr entscheidend.“
Die Vernissage zu ihrer Ausstellung im Seniorentreff Neuhausen (Leonrodstr. 14b) findet am Dienstag, 8. August, um 14 Uhr statt. Die Laudation hält Ingeborg Staudenmeyer, die Vorsitzende des Seniorenbeirats der Landeshauptstadt München.
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