Den Job gegoogelt
Ursula von der Leyen zu Gast bei der Hanns-Seidel-Stiftung
Eine prominente Rednerin wurde jetzt zur 25. Veranstaltung "Starke Frauen – starke Worte" der Münchner Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) empfangen: Ursula Männle, Vorsitzende der HSS, begrüßte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen.
Mit Frauen reden
„Starke Frauen – starke Worte“ habe das Motto, nicht über Frauen zu reden, sondern mit ihnen, betonte Ursula Männle vor den rund 300 Gäste im Konferenzzentrum der HSS. „Hier kommen Frauen aus Politik und Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur ausführlich zu Wort und berichten über Erfahrungen, Einsichten, Erfolge und Erlebnisse.“ Im Gespräch mit BR-Moderatorin Stephanie Heinzeller gewährte die gebürtige Hannoveranerin von der Leyen Einblicke in ihr Privatleben, ritt durch ihre Biografie und beleuchtete, was aktuell bei der Verteidigungspolitik auf der Agenda steht.
Die gelernte Ärztin und Mutter von sieben Kindern wechselte nach Jahren in der medizinischen Forschung im Jahr 2002 endgültig in die Politik. Dort war sie zunächst als niedersächsische Familienministerin, später als Bundesfamilien- und Bundesarbeitsministerin tätig. Derzeit leitet sie als erste Frau überhaupt das Bundesverteidigungsministerium.
Spaß an der Politik
Die Frage, inwieweit von der Leyens Vater, der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht, ihre Entscheidung für eine Politikkarriere beeinflusst habe, beantwortete von der Leyen so: Ihr Vater habe immer den Eindruck vermittelt, dass Politik Spaß mache und man selbst viel bewegen könne. Rezept für den Spaß an der Politik sei unter anderem gewesen, auftretende Probleme nicht mit sich nach Hause zu nehmen. Das halte sie auch so. Es sei ein großes Geschenk, in Deutschland begleitend und gestaltend mitwirken zu dürfen. Bei Krisen gelte es, nach vorne zu arbeiten und sich genügend innere Kraft zu erhalten. Dazu gehöre in richtig harten Zeiten, in denen viel öffentliche Kritik geübt werde, den täglichen Pressespiegel einmal nicht zu lesen. Mit einer gewissen Distanz werde man gelassener. Außerdem gelte, dass man an den Höhen und Tiefen im Amt wachse.
"Männer nicht kopieren"
Von der Leyen forderte dazu auf, dass Frauen nicht Männer kopieren, also zweitklassige Männer werden sollten, sondern lieber erstklassige Frauen. Frauen seien nun einmal anders als Männer und gerade durch die Unterschiede von Frauen und Männern kämen bei einer Zusammenarbeit der Geschlechter die besten Ergebnisse heraus. Der politische Betrieb benötige Frauen, da diese oft einen anderen Blick auf die Dinge hätten.
Bei ihrem Forschungsaufenthalt in den USA habe sie bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie die Erfahrung gemacht, dass, wenn eine Gesellschaft hier zur Unterstützung bereit sei, man über sich hinauswachse. Zudem habe ihr Mann sie seit der Übernahme politischer Mandate sehr unterstützt und einen großen Teil der Haushaltsarbeit erledigt.
Ans Herz gewachsen
Die Aufgaben einer Verteidigungsministerin habe sie nach der Bitte um Übernahme des Amtes durch die Bundeskanzlerin anfänglich googeln müssen. Sie würde dieses Amt aber jederzeit wieder übernehmen, denn die Aufgabe sei ihr sehr ans Herz gewachsen. Die Bundeswehr sei „eine tolle Truppe“. Es sei schon viel geschafft. Sie habe selber den Wahlspruch der Bundeswehr „Wir dienen.Deutschland“ für sich als Handlungsmaxime und Haltung angenommen. Der Schwur der Soldaten, Deutschland tapfer zu verteidigen, sei ein großes Versprechen, das durch die Gesellschaft zu würdigen sei. In diesem Zusammenhang entschuldigte sich von der Leyen für ihre pauschale Kritik Anfang Mai. Sie habe versäumt, darauf hinzuweisen, dass durch die absolut überwiegende Mehrheit der 250.000 Soldaten und Zivilbeschäftigten tadelloser Dienst geleistet werde. Dennoch habe Radikalismus in der Bundeswehr nichts zu suchen, weswegen entschieden gegen Verdachtsfälle vorgegangen werde. Die jüngsten Vorkommnisse und deren Bewältigung bezeichnete die Ministerin als schmerzhaft.
Drei große Handlungsfelder
Aktuell sieht die Ministerin drei große Handlungsfelder in ihrem Resort. Zum einen müsse der Terror, der zur Destabilisierung der EU-Nachbarregionen, insbesondere im Nahen Osten und in Afrika führe, bekämpft werden. Dabei betonte Ursula von der Leyen die gute Zusammenarbeit mit Entwicklungshilfeminister Gerd Müller. Daneben sei eine Europäische Verteidigungsunion dringend erforderlich, die neben der NATO zu wirken hätte. Und drittens werde ein Schwerpunkt auf die Sicherung und Verteidigung der Informations-Infrastruktur gelegt, weswegen sie am Freitagmorgen auch das „Cyber Zentrum“ an der Bundeswehr-Universität in Neubiberg eingeweiht hatte. Das Zentrum ist Deutschlands derzeit wohl modernstes Forschungszentrum für Sicherheit in der Informations- und Kommunikationstechnik und will künftig jedweden Cyber-Angriffen wirksam begegnen.
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