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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Wenn wir unser Klima schützen wollen, müssen wir Verbrauch reduzieren"
Kommunalreferentin Kristina Frank zieht Bilanz über das Münchner Abfalljahr 2019
Alljährlich zieht Kommunalreferentin Kristina Frank am Roßmarkt Bilanz über Münchens Abfall. Genauer gesagt resümiert die Juristin über die Tätigkeiten des Abfallwirtschaftsbetriebes München (AWM), der zwar ein Eigenbetrieb der Stadt München ist, organisatorisch gesehen allerdings zum Münchner Kommunalreferat gehört. Dieses Jahr ist für Frank, die seit Sommer 2018 das Kommunalreferat der Stadt leitet, ein besonderes. Als Spitzenkandidatin der Münchner CSU für das Oberbürgermeisteramt präsentiert sie vielleicht die Jahresbilanz des AWM zum letzten Mal. Sollte Frank als erste Frau zum Rathaus-Chef gewählt werden, müsste das Kommunalreferat eine Nachfolgerin beziehungsweise einen Nachfolger bestimmen.
In Sachen Werksleitung des Abfallwirtschaftsbetriebes, deren erste Position Frank inne hat, wäre allerdings bereits vorgesorgt, denn seit Anfang September ist Sabine Schulz-Hammerl als zweite Werksleiterin des AWM im Amt. Die studierte Geoökologin kennt sich in der Materie bestens aus, denn sie war zuvor in Fürstenfeldbruck als Leiterin des dortigen Abfallwirtschaftsbetriebes tätig.
„Plastik raus aus der Biotonne“
Bei dem traditionellen Jahresrückblick verwies Frank auf die vielen nachhaltigen Projekte, die das AWM angestoßen und realisiert habe. So zum Beispiel die Kampagne "Plastik aus der Biotonne“, die im Münchner Stadtgebiet umfangreich beworben wurde. So wurden unter anderem 630.000 Papiertüten an Münchner Haushalte verteilt, um die Flut aus Plastiktüten in biologischen Abfallbehältern zu reduzieren. Die Eindämmung des Plastikabfalls im Biomüll ist für die Stadt München allerdings nicht nur aus allgemein ökologischer Perspektive wünschenswert, sondern hat auch einen konkreten Hintergrund. „Wir produzieren aus Biomüll Münchner Erden. Wenn weiterhin Plastik im Biomüll ist, können wir diesen nicht mehr verkaufen. Deshalb muss das Plastik raus aus der Biotonne“, erklärte die Kommunalreferentin und AWM-Chefin.
Um der Kampagne auch im Jahr 2020 zum Erfolg zu verhelfen, möchte die OB-Kandidatin mehr Qualitätskontrollen durchführen lassen. In Laim waren im vergangenen Jahr bereits vier Kontrolleure im Einsatz, die den Bioabfall der Anwohner genauer unter die Lupe genommen haben. Dank der unangemeldeten Überprüfungen sank im Testgebiet die Anzahl an Fremd-und Störstoffen im Biomüll im Vergleich zum Jahr 2018 von 1,4 Prozent auf 1,1 Prozent an vorzufindender Masse. Besonders erfreut zeigte sich Frank auch über die Reduzierung der Kunststoffbeutel in den Biotonnen der Laimer Bevölkerung.
Ressourcenverbrauch reduzieren
Trotz der positiven Resultate gibt es in der Landeshauptstadt allerdings noch einiges zu tun, was die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz angeht. „Wenn wir unser Klima schützen wollen, dann müssen wir unseren Ressourcenverbrauch nach unten reduzieren“, mahnte Frank. Ein besonderer Dorn im Auge sind ihr dabei die Einweg-Kaffeebecher, die einen erheblichen Beitrag an der täglichen Müllproduktion ausmachen. „190.000 Coffee-to-go Becher werden jeden Tag in München verkauft. Das ist was, an dem wir arbeiten müssen“, so die Kommunalreferentin.
Erste Ideen, wie man derartigen Umweltverschmutzungen Einhalt gebieten kann, wurden im Rahmen des Stadtratshearings „Circular Economy“ im November 2019 diskutiert. Einen wesentlichen Punkt aus den Gesprächen mit Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik hat das Kommunalreferat bereits in Angriff genommen. Dieses Jahr will das Amt dem Stadtrat ein Gesamtkonzept für eine zirkuläre Wirtschaft in München vorstellen. Konkrete Details, was alles in dem Konzept stehen soll, wurden bei der Jahresbilanz aber noch nicht genannt.
"Wir fahren nachhaltig“
Ein Aspekt, bei dem das Münchner Abfallwirtschaftsamt aber schon jetzt deutlich auf Nachhaltigkeit setzt, ist der hauseigene Fuhrpark. „Wir fahren nachhaltig und setzen stark auf alternative Antriebe“, erläuterte Kristina Frank. Die Flotte der AWM soll um 22 erdgasbetriebene neue Müllfahrzeuge erweitert werden. Derzeit sind es sieben Müllautos, die mit Erdgas fahren. Darüber hinaus kann der Abfallwirtschaftsbetrieb auch 30 Pkws sein Eigen nennen, die elektrisch oder per Hybridantrieb betrieben werden. Ein weiterer Punkt, an dem das AWM arbeitet, ist auch das Gewicht der Müllfahrzeuge. Insgesamt sind derzeit zehn neue gewichtsoptimierte Müllautos im Einsatz. Die Lkws wurden mit einem modernen Abbiege-Assistenz-System ausgestattet, um Unfälle mit Fahrradfahrern und Fußgängern zu vermeiden.
Nachhaltigkeit und Frauenquote im Fokus
Das Jahr 2020 steht für den Abfallwirtschaftsbetrieb München ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Geplant ist neben der Erstellung und Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichtes für die Landeshauptstadt auch ein runder Tisch, der das Thema Lebensmittelverschwendung angehen wird. Zusätzlich wird auch in Sachen Klimaschutz einiges getan. So soll der Abfallwirtschaftsbetrieb am stadtweiten Klimaschutzprogramm mitarbeiten. Zudem will Frank den Job des Müllfahrers in Zukunft auch für Frauen attraktiver machen. "Wir wollen mehr Frauen im Job gewinnen", betonte die OB-Kandidatin. Derzeit sind nur vier Müllladerinnen für das AWM im Einsatz. Geht es nach Kristina Frank soll die Zahl dieses Jahr deutlich steigen.
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