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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Lernen aus erster Hand
Kinder-Uni Germering mit dem Prähistoriker Professor Hermann Parzinger
Nachdem in diesem Semester in der Kinder-Uni der Volkshochschule (VHS) Germering bereits ein Kriminalhauptkommissar und ein Informatik-Didaktiker spannende Vorlesungen gehalten hatten, kündigte am vergangenen Freitagnachmittag Robert Christoph, Schulleiter des Max-Born-Gymnasium, persönlich einen „wirklich bedeutenden, ja, man kann sagen, berühmten Mann“ an: Professor Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sei nicht nur ab und zu im Fernsehen zu sehen und habe vor kurzem einen Orden vom russischen Staatspräsidenten erhalten – er sei auch Ehrenbürger der Stadt Germering und habe sein Abitur 1978 hier am Max-Born-Gymnasium gemacht!
Reise in die Vergangenheit
Sein Fach sei Vor- und Frühgeschichte, stellte sich Professor Hermann Parzinger, der weltweit zu den bedeutendsten Ärchäologen und Prähistorikern zählt, seinen jungen „Studenten“ vor. Er befasse sich mit der frühesten Geschichte des Menschen, einer Zeit, in der man noch nicht geschrieben habe; von der aber heute interessierte Leute aus „Dingen, die im Boden stecken oder verborgen waren“, eine Menge erfahren könnten. „Gab es da noch Dinosaurier?“, lautete hier die erste Frage aus dem Publikum. „Nein, die lebten noch viel früher. Die waren da schon ausgestorben,“ erklärte Parzinger. Dann nahm er die rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer im Alter von acht bis zwölf Jahren mit auf seine „Reisen in die Vergangenheit – Wie macht die Archäologie Geschichte lebendig?“.
Los ging die kindgerechte Reise mit Fotos vom Parsberg in Germering mit Geländestrukturen, die „der Mensch gemacht hat“. Für die Archäologie gebe es bewegliche Dinge, Fundstücke, wie Scherben, Schmuck oder Münzen sowie unbewegliche Dinge wie Grabhügel, Gebäude oder eben Gebäudereste, aus denen sie ablesen könnten, wann und wie die Menschen gelebt haben. Weiter ging die Reise von der bayerische Henneburg nach Österreich und über Ungarn bis hin zu den von Parzinger geleiteten, spektakulären Ausgrabungen eines skythischen Fürstengrabes in Sibirien und eines in 2500 Meter Höhe als Eismumie in der Permafrostzone des mongolischen Altaigebirges gefundenen Skythenkriegers.
Eismumie
Dieses Lernen aus erster Hand von einem hochkarätigen Wissenschaftler war für die meisten Kinder offensichtlich hochinteressant, wie man am konzentriertem Zuhören und den vielen Fragen leicht erkennen konnte. Professor Parzinger forderte die Kinder auf, beim nächsten Spaziergang mit den Eltern zum Beispiel am Parsberg, genau hinzuschauen, auf Geländestrukturen zu achten; und er ermutigte seine jungen Studenten, das neue Germeringer Stadtmuseum „Zeit+Raum“ immer wieder zu besuchen und sich die archäologischen Ausgrabungen vor Ort genau anzuschauen.
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