"Pilotprojekt soll Schule machen"
Erstes Almhunde-Projekt verzeichnet Erfolge

Für viele ein Happy End: Die Almprojekt-Gruppe verbrachte höchst emotionale Tage im Schwarzwald. (Foto: Bryndis Johannsdottir)
Ende Juni fand das bundesweit einmalige Projekt "Almhunde" des Tierschutzvereins München statt. Dabei sollten besonders schwer zu vermittelnde Tierheim-Hunde unter Anleitung des schweizerischen Hundetrainers Hans Schlegel ihren passenden Menschen und somit ein konstantes und liebevolles Zuhause finden. Dem Projekt ging ein mehrmaliges Casting voraus, bei dem erfahrene Hundefreunde gesucht wurden, welche die Herausforderung "Alltag mit Problemhund" dauerhaft annehmen wollten. Zum intensiven Kennenlernen wurde ein neutraler, stressfreier Ort abseits des Tierheims gewählt, wo sich die Teilnehmer mit ihren zugewiesenen Vierbeinern für eine Woche einfanden. Wie die Woche auf der Alm im Hochschwarzwald ablief, berichtete anschließend Tierheim-Leitung Dr. Sandra Giltner.
"Höchst emotional"
"Die Alm Heinzmannshof wurde von Hundetrainer Hans Schlegel empfohlen und bot durch ein abgesichertes Gelände gute Voraussetzungen für das Training mit den schwierigen Hunden und ihren Interessenten", so Sandra Giltner. "Unser Tag begann immer sehr früh um 6.30 Uhr, wobei zunächst das am Vortag Gelernte wie Fütterungsrituale, das Anbringen des Maulkorbes, das Anleinen sowie das Einhalten der Hausordnung von den Teilnehmern abgefragt worden ist. Neben langen Spaziergängen mit der Gruppe gab es viele Übungen, die gemeinsam durchgeführt wurden. Aber jeder bekam auch sein Maß an Zeit, um mit sich selber und dem Hund zu arbeiten."
So seien die Hunde innerhalb dieses abgeschiedenen Resozialisierungsraumes spezifisch auf die künftigen Herrchen und Frauchen geprägt worden. "Höchst emotional war dann der dritte Tag, an dem sich die Teilnehmer durch verschiedene Übungen mit ihrem jeweiligen Tier und seinen individuellen Bürden auseinandersetzten mussten und dabei auch an ihre mentalen Grenzen gelangt sind", gesteht die Tierheim-Leiterin. "Hans Schlegel beobachtete dabei die Gegebenheiten aus einer gewissen Distanz und gab Input, damit die Teilnehmer den richtigen Umgang mit dem Hund fehlerfrei erlernen." Dabei habe sich bei einer Teilnehmerin herausgestellt, dass Mensch und Tier einfach nicht zueinander passen. "Um diese frühzeitige Erkenntnis bin ich sehr dankbar, denn dieser Hund wäre im Oktober bei ihr eingezogen. Es hätte nicht funktioniert und wäre letztendlich schiefgegangen." Die Akzeptanz, dass der Charakter des Vierbeiners eventuell nicht mit der Persönlichkeit des Interessenten zusammenpasst, gehörte zu den Grundvoraussetzungen für die Teilnahme am Almprojekt.
Große Hoffnungen
Sandra Giltner hatte auf das außergewöhnliche Projekt große Hoffnungen gesetzt, wie sie verrät: "Ich habe mir erhofft, dass unsere Tierheim-Dauergäste eine liebevolles Zuhause erhalten und ihre schwierigen Verhaltensweisen ablegen können. Zum anderen hoffe ich, dass unser Almhunde-Projekt Schule macht und normale Leute sich ermutigt fühlen, solchen 'Problemhunden' eine zweite Chance zu geben. Aktuell haben wir 25 weitere schwierige Hunde im Tierheim, die auch solch einen Ort und solche Menschen nötig hätten." Erste Erfolge konnten durch die Almwoche bereits verzeichnet werden: Von den fünf Hunden, die seit Jahren im Tierheim lebten, dürfen vier auf ein neues Leben hoffen. Zwei von Ihnen – Josef und Barney – haben ihre passenden Menschen gefunden. Sie durften bereits im Anschluss an die Almwoche in ihr neues Zuhause umziehen. "Zeus und Jakob hingegen haben am Hundetrainer Hans Schlegel einen Narren gefressen. Sie leben künftig bei ihm uns seiner Lebensgefährtin Bryndis Johannsdottir", verrät Giltner. Auch Spikey, der mit seiner Tierpflegerin anreiste, hat gute Fortschritte gemacht. "Einer Vermittlung an hundeerfahrene Halter steht nun nichts mehr im Weg."
Alle Vierbeiner samt ihren neuen Besitzern werden bis zum Ende des Jahres vom Hundetrainer weiterhin betreut, um durch strikte Rituale die Herausforderung "Alltag" zu meistern. Das Ergebnis stimmt Sandra Giltner zufrieden und glücklich: "Bella, Luna, Tom, Teddy, Saymen und Robby warten seit Jahren im Tierheim auf eine zweite Chance in einem neuen Zuhause. Im Herbst 2016 möchten wir daher mit einer weiteren Almwoche an den Start gehen."
Bei Fragen zum Projekt gibt Sandra Giltner gerne unter Tel. (089) 921000-30 oder per Mail an s.giltner@tierheim-muenchen.com Auskunft.
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