Lehrerverband setzt "Insellösungen" um
Mit kreativen Maßnahmen Herausforderungen bewältigen
„One world junior“ begeisterte die Gäste des MLLV-Kamingesprächs. Dr. Thomas Vogl, Supervisor, Harun Lehrer, MLLV-interkultureller Berater, Barbara Mang, stellv. Vorsitzende, Christian Marek, Christoph Hillenbrand, Regierungspräsident, Waltraud Lucic, MLLV-Vorsitzende, Georg Eisenreich, Staatsekretär im Ministerium für Unterricht und Kultus, Frank Enzmann, Geschäftsführer der Castringiusstiftung und Vorsitzender des Münchner Stiftungsverbundes BINET, Änne Jacob, Vertreterin für Franz Neumeyer, Coachinginitiative, Dr. Sandra Mittag, Geschäftsführerin Gesellschaft macht Schule, Michaela Roller, FÖBE = Förderung bürgerschaftlichen Engagements und Prof. Dr. Elke Inckemann, LMU, Lernpatenprojekt setzen wertvolle Beiträge zum Thema „Integration der Jugendlichen in der Großstadt“. Die Chorleiterin, Sabrina Lorenz, hat sich neben ihren Kindern eingereiht. (Foto: Christine Roth)
Das 13. Kamingespräch des Münchner Lehrerinnen- und Lehrer-Verbandes (MLLV) stand ganz im Zeichen der aktuellen politischen Diskussion über die Flüchtlingsbewegung und deren Auswirkungen auf die Schulen in München und deren tägliche Herausforderungen.
Staatssekretär Georg Eisenreich (Kultusministerium) verwies drauf, dass allen, die auf Dauer bei uns bleiben, die bestmögliche Chance gegeben werden muss, sich zu integrieren. “Bildung, Sprache und Werte unseres Landes sind dabei unabdingbar. Dies ist und wird eine gewaltige Aufgabe, bei der alle zusammenhelfen müssen“, so Eisenreich.
Lehrer fehlen
Die Situation an bayerischen Schulen müsse entschärft werden. Deshalb habe man im Nachtragshaushalt 160 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt. Durch diese Mittel werden unter anderem 1.079 neue Planstellen für Lehrer und Berufsintegrationsklassen geschaffen und die Zahl der Übergangsklassen verdreifacht. Geeignetes Lehrerpersonal in Grund- und Mittelschulen sind knapp. Der Markt ist leer. Daher gibt es jetzt Nachqualifikationen für Gymnasial- und Realschullehrer für das Lehramt an Mittelschulen. Diese Qualifikation kann berufsbegleitend erworben werden. Zudem wird eine Verbeamtungszusage gegeben.
Regierungspräsident Christoph Hillenbrand (Regierung Oberbayern) erklärte, dass München mittlerweile einen höheren Migrationsanteil im Kindergarten-Alter hat als Berlin. Allein 5.000 auf sich allein gestellte Kinder und Jugendliche seien 2015 nach München gekommen. Er forderte die Stadt München auf, ihr Schulsanierungsprogramm zügig umzusetzen.
Pensionisten helfen
Die fachliche Leiterin des Staatlichen Schulamtes der Landeshauptstadt, Alexandra Brumann, betonte, dass es ein besonderes Anliegen des Schulamtes sei, Kinder mit Migrationshintergrund und Flüchtlingskinder zu unterstützen. Die Zahl der Übergangsklassen wachse; um sie zu unterstützen, "müssen kreative Maßnahmen gefunden werden", sagte Brumann. So haben sich 40 Pensionisten bereiterklärt, stundenweise an die Schulen zu gehen, um hier zu helfen.
"Wir warten nicht ab"
Die 1. Vorsitzende des MLLV Waltraud Lucic versicherte, dass der MLLV seine Lehrer, Erzieher, Verwaltungsangestellte und all seine Mitglieder begleite: "Mühsam haben wir Verbesserungen wie Migrationsklausel, Integrationszuschlag, Nachbesetzung für Lehrer durchgesetzt und somit eine Annäherung der Gleichstellung mit anderen Regionen erreicht", sagte sie. Integration fordere Beziehungsarbeit, Wertschätzung und interkulturelle Kompetenz. Daher sei die Obergrenze von 20 Schülern in den Übergangsklassen eine "Schallmauer". Regelklassen können nicht ohne Ressourcen Kinder ohne Deutschkenntnisse inkludieren. "Wer meint, mit 40 Kindern in einer Klasse hätte man früher auch unterrichtet, soll sofort in den Schuldienst und diese Aufgabe erfüllen", forderte Lucic.
Schule sei ein Lernort, ein Ort, an dem selbständige demokratische Persönlichkeiten auf die Gesellschaft vorbereitet werden. "Kinder sind unsere Zukunft!" unterstrich Lucic. Der MLLV warte nicht ab, ob genügend Lehrer für München gefunden werden. Mit seinen Konzepten, Netzwerken und Stiftungen kreiert der Verband "Insellösungen".
„Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen“, bestärkte Regierungspräsident Christoph Hillenbrand die Arbeit der MLLV-Vorsitzenden Waltraud Lucic.
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