Immer mehr Pflege- und Hilfsbedürftige
„Dein Nachbar e.V.“ bietet alternative Lösungen
Der Notstand in der Pflege ist längst unübersehbar. Zu wenige Pflegekräfte und immer weniger Nachwuchs in der Pflege bringen Einrichtungen jetzt schon an ihre Grenzen. Thomas Oeben, Vereinsvorsitzender von „Dein Nachbar“, ist davon überzeugt, dass dies nur der Anfang ist. In Zukunft werde sich die Situation verschärfen. Die Hauptlast in der Pflege liege dabei bei den pflegenden Angehörigen, die es zu entlasten gelte. „Dein Nachbar“, der Verein, der seit 2015 ein Unterstützungsnetzwerk im nachbarschaftlichen Sinne aufbaut, bietet zukunftsorientierte Lösungsansätze.
Pflege zu Hause
Im Jahr 2015 gab es laut Statistischem Bundesamt knapp 2,9 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland. Damit habe die Zahl der Pflegebedürftigen im Vergleich zum Jahr 2013 um 8,9 Prozent zugenommen. Annähernd drei Viertel (ca. 2,08 Millionen) aller Pflegebedürftigen wurden zu Hause versorgt. In diese Statistik eingerechnet sind jedoch nur diejenigen, die als pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes gelten. „Die Anzahl der hilfsbedürftigen Menschen wird statistisch leider nicht erfasst“, erklärt Thomas Oeben und verweist auf eine Untersuchung des ifo-Institutes. Als hilfsbedürftig sind hier all jene eingestuft, die zwar laufend Unterstützung im alltäglichen Leben benötigen, aber nicht schwer genug pflegebedürftig sind, um unter Pflegestufe 1 zu fallen. Laut Schätzung des Instituts sind etwa genauso viele Menschen hilfsbedürftig wie es Pflegebedürftige gibt. Und die Zahlen steigen. „Im Jahr 2030 werden wir also 8 Millionen hilfsbedürftige Senioren haben. Das sind 10 Prozent der Bevölkerung“, erklärt Thomas Oeben. Wer aber wird die Senioren pflegen oder ihnen im Alltag helfen?
„Dein Nachbar“ hilft
„Natürlich müssen wir den Beruf der Pflege attraktiver machen und auch versuchen aus anderen Ländern Kräfte zu mobilisieren. Aber zum einen werden wir es bei heute 700.000 Vollzeitstellen im Pflegebereich nicht schaffen, die Lücke von 500.000 bis zum Jahr 2030 zu füllen. Zum anderen trägt ja die Hauptlast der pflegende Angehörige“, meint Thomas Oeben. Jene, die sich zu Hause um ihre Eltern, Großeltern und Verwandten kümmern, müsse man unterstützen. „Dein Nachbar“ bietet dafür Entwürfe: „Hauptamtliche Mitarbeiter aus dem Pflegebereich evaluieren den Bedarf an Unterstützung, beraten pflegende Angehörige und schulen diese im häuslichen Bereich. Außerdem schulen sie die ehrenamtlichen Helfer und leiten diese für Ihre Einsätze an.“ Schnell und unbürokratisch vermittelt „Dein Nachbar“ Helfer an Hilfesuchende. „Die Idee ist, dass wir diese individuellen Unterstützungsleistungen innerhalb von 24 Stunden zur Verfügung stellen können. Dazu benötigen wir ein sehr engmaschiges Netzwerk an Helfern, um immer einen zu finden, auf dessen Profil die Anfrage passt und der auch zu dem Zeitpunkt verfügbar ist“, so Oeben.
Infos zum Verein bietet die Seite www.deinnachbar.de im Internet. Hier können sich auch interessierte Helfer die App herunterladen.
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