Hier bin ich daheim
Schriftstellerin Heidi Rehn: „Die Laimer haben eine eigene Mentalität“
Heidi Rehn schreibt historische Romane und Krimis. Die 44-Jährige studierte an der LMU Germanistik, Geschichte, BWL und Kommunikationswissenschaften. Bevor sie 1997 als freie Journalistin und Autorin zu arbeiten begann, war sie am Lehrstuhl für Bayerische Literaturgeschichte und als PR-Beraterin tätig. Heidi Rehn ist verheiratet. Das Ehepaar hat zwei Kinder.
Ihr erster Kriminalroman spielt in Laim. Ist das Viertel als Schauplatz nicht zu langweilig?
Der Krimi heißt „In Loam dahoam“. Der Titel prägte sich mir ein, weil ein CSU-Plakat mit dem Slogan wochenlang für eine Veranstaltung warb. Als es hieß, die Buchreihe „Tatort München“ stelle die Stadtteile in ihren Mittelpunkt, lag es nahe, sich für Laim zu entscheiden. Manche Leute meinen, Laim sei hässlich. Das ist Unfug. Hinter den hohen Häusern gibt es viele hübsche alte Häuser mit Garten. Auf diese Seite von Laim wollte ich aufmerksam machen. Tatort ist unser Nachbarhaus. Das wurde, als der Roman entstand, gerade gebaut. Eine Frau will weg aus Laim, schafft aber den Absprung nicht. Sie nutzt die Ungunst der Stunde und versenkt die von ihr ermordete Tante im Beton eines Neubaus. Die technischen Tipps dazu lieferte eine befreundete Architektin. Eine Nachbarin.
Wieso wohnen die Rehns gerade in Laim?
Das wollte der Zufall so. Ich habe schon während des Studiums hier gewohnt, später in Giesing. Als das erste Kind kam, suchten wir eine größere Wohnung. In Laim gab es bezahlbare. Mittlerweile wohnen wir seit zwölf Jahren hier. Menschen, die sich für Laim entscheiden, haben eine eigene Mentalität. Alles in dem Quartier ist angenehm normal, nicht schickimicki. Ich mag kleinstädtisches Flair. Hier kennen sich die Leute und helfen sich gegenseitig.
Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Sobald die Kinder in der Schule sind, gehe ich morgens eine Stunde in den Westpark zum Walken. Dabei puste ich mein Gehirn frei. Das ist meine Art, mich auf die Arbeit am Schreibtisch vorzubereiten. Mir gefällt die Bauhandwerkersiedlung besonders. In der und an anderen Ecken Laims erinnern Straßennamen an die 42 Geiseln, die im Dreißigjährigen Krieg den Schweden übergeben wurden, damit München nicht von den feindlichen Söldnern gebrandschatzt wurde: zum Beispiel die Camerloher-, die Lanz-, die Byecher- und die Agricolastraße. Ich habe das Thema noch einmal in der Reihe „München blutrot“ beschrieben.
Was würden Sie an Laim ändern?
Der Bauernmarkt muss zum Laimer Anger verlegt werden. Schon um die fatal enge Verkehrssituation am jetzigen Standort zu entschärfen. Es ist nicht einzusehen, dass der schöne Platz nicht für die Menschen des Viertels genutzt wird. Der Autoverkehr auf der Fürstenrieder Straße macht mir Angst. Als die Kinder noch klein waren, war ich stets in Sorge, dass dort etwas passiert. Und – Laim fehlt ein anheimelndes Zentrum!
Wie kam’s, dass Sie eine erfolgreiche Buchautorin wurden?
Das war ebenfalls nicht geplant. Eine Freundin, die Lektorin ist, hat mir vor geraumer Zeit geraten, zu schreiben. Ich hab’s einfach probiert. Und nun ist es wie eine Sucht. Geschichte hat mich schon immer beschäftigt. So ist der dritte Band meiner Trilogie „Die Wundärztin“ gerade fertig geworden. Er ist die Geschichte einer eigenständigen Frau im 17. Jahrhundert. Frauengeschichte finde ich wahnsinnig spannend. Sie wird immer noch unterschätzt. Das will ich mit meinen Romanen ändern. Da verstehe ich mich als Frauenrechtlerin, denn es gibt noch viel zu tun.
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