„Gegen die Zeit und für das Leben“
50 Jahre fliegende Gelbe Engel
Wer kennt sie nicht, die fliegenden Gelben Engel? Allein in München leisteten die Crews des ADAC Rettungshubschraubers "Christoph 1" im vergangenen Jahr 1.550 Mal schnelle Hilfe aus der Luft. Das waren 5,1 Prozent mehr Einsätze als 2018. Mehr als 83 Prozent der Einsätze waren so genannte „Primäreinsätze“. Das heißt, „Christoph 1“ diente entweder als Notarztzubringer oder die Crew übernahm neben der Behandlung zusätzlich den Kliniktransport. Bei 1,5 Prozent der Einsätze handelte es sich um Sekundärtransporte, bei denen ein Patient von einem Krankenhaus niedriger Versorgungsstufe in ein Spezialklinikum mit erweiterten Therapiemöglichkeiten gebracht wurde.
Schnell zur Stelle
Bei ihrer Arbeit können die Crews auf die modernsten Rettungshubschrauber des Typs H145 und H135 von Airbus Helicopters zurückgreifen. Mit ihnen wurden 2019 rund 3,45 Millionen Kilometer zurückgelegt. Das sind rund 150.000 Kilometer mehr als ein Jahr zuvor. Die durchschnittliche Flugzeit pro Einsatz betrug 30 Minuten.
Verletzungen nach Unfällen, also Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle, waren mit 42 Prozent der Hauptgrund für die Rettungshubschrauber-Einsätze. Bei 17 Prozent aller Einsätze handelte es sich um neurologische Notfälle wie Schlaganfälle und bei 14 Prozent um Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei lag der Anteil der unter zehnjährigen Patienten bei „Christoph 1“ mit zehn Prozent etwas über dem Bundesdurchschnitt.
Rettung in den Alpen
Als eine von vier Maschinen der ADAC Luftrettung ist der in München stationierte Hubschrauber „Christoph 1“ mit einer Winde zur Rettung in den bayerischen Alpen oder in unwegsamem Gelände ausgerüstet. 80 Mal kam die Winde 2019 auf dem Münchner Hubschrauber zum Einsatz – zusammen mit den drei weiteren ADAC Windenstationen Murnau, Straubing und Sande (Niedersachsen) insgesamt 306 Mal. Das entspricht einer deutlichen Zunahme dieser Spezialeinsätze um vier Prozent.
Die meisten Einsätze in Bayern
Die Liste der Einsatzorte in den Bundesländern führt Bayern mit 12.557 Einsätzen an. Hier befinden sich auch acht der insgesamt 37 Stationen der fliegenden Gelben Engel. Die Station „Christophorus Europa 3“ im oberösterreichischen Suben betreibt der ADAC im halbjährlichen Wechsel zusammen mit dem ÖAMTC Flugrettungsverein Wien. Im ADAC Halbjahr starteten die deutsch-österreichischen Crews zu 662 Einsätzen im Großraum Passau/ Bayerischer Wald.
50 Jahre Lebensrettung
Die Erfolgsgeschichte der zivilen Luftrettung in Deutschland ist untrennbar verbunden mit der Erfolgsgeschichte der ADAC Luftrettung, die im November 1970 mit der Indienststellung von „Christoph 1“ ihren Lauf nahm. „Mit dem ADAC e.V. als treibende Kraft und Initiator sowie weiteren starken Partnern konnte ein weltweit einmaliges und nahezu flächendeckendes Netz von Rettungshubschrauber-Stationen in ganz Deutschland aufgebaut werden. Dem Engagement der ADAC Luftrettung in den vergangenen 50 Jahren verdanken viele tausend Menschen ihr Leben“, so Dr. Andrea David, Vorstand der ADAC Stiftung, zu der die ADAC Luftrettung seit 2017 gehört.
Das goldene Jubiläum wird das ganze Jahr über von Veranstaltungen auf ADAC Luftrettungsstationen begleitet. Unter anderem auch mit einem Tag der offenen Tür am 17. Oktober 2020 an der Klinik München-Harlaching sowie am 30. November mit einem Festakt in München.
Neue Herausforderungen
Geschäftsführer Frédéric Bruder bedankte sich zum Auftakt der Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr für die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Leitstellen, Kliniken, Rettungsdiensten, Aufgabenträgern im Land und in den Kommunen sowie mit der Polizei und Feuerwehr. Die notfallmedizinische Versorgung der Menschen aus der Luft stehe in Deutschland vor großen Herausforderungen. „Klinikschließungen, Notarzt- und Pilotenmangel, Einsatzbeschränkungen für ältere Piloten, die Ausdehnung der Flugzeiten in die Abend- und Nachtstunden und die mangelnde medizinische Versorgung im ländlichen Raum wirken sich erheblich auf unser Arbeitsumfeld aus“, erklärte Bruder.
„Auch die Möglichkeit dank hochmoderner Navigationstechnik bei schlechter Sicht zu fliegen, Telemedizin und die Einsatzmöglichkeiten von bemannten Drohnen werden den Rettungsdienst in den kommenden Jahren vor Veränderungen stellen“. Dabei warnte Bruder vor noch mehr Kostendruck bei Ausschreibungen von Luftrettungsstationen. „Luftrettung ist Daseinsvorsorge. Bei der Rettung von Menschenleben darf es keinen ruinösen Preiskampf geben. Nicht das billigste Angebot, sondern die bestmögliche Versorgung der Patienten muss im Vordergrund stehen“.
Über die ADAC Luftrettung
Mit mehr als 50 Rettungshubschraubern und 37 Stationen ist die gemeinnützige ADAC Luftrettung eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas. Die ADAC Rettungshubschrauber gehören zum deutschen Rettungsdienstsystem. Sie werden immer über die Notrufnummer 112 bei der Leitstelle angefordert und sind im Notfall für jeden Verunglückten oder Erkrankten zur Stelle. „Gegen die Zeit und für das Leben“ lautet der Leitsatz der ADAC Luftrettung gGmbH. Denn gerade bei schweren Verletzungen oder Erkrankungen gilt: Je schneller der Patient in eine geeignete Klinik transportiert oder vor Ort vom Notarzt versorgt wird, desto besser sind seine Überlebenschancen bzw. seine Rekonvaleszenz. Seit 2017 ist die ADAC Luftrettung ein Tochterunternehmen der ADAC Stiftung.
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