Frau Landthaler kocht!
Initiative krebskranke Kinder München e.V. unterstützt Projekt in Schwabinger Kinderklinik
Sie rührt, sie knetet, sie würzt: Irmgard Landthaler weiß genau, was sie tut. Die staatlich anerkannte Diätassistentin hat den Kochlöffel in der Hand, die Rezepte im Kopf (und manchmal auch auf dem Papier) und die Fans im Haus. Denn: Irmgard Landthaler kocht für krebskranke Kinder in der onkologischen Abteilung der Kinderklinik Schwabing. Dass das überhaupt möglich ist, ist der Initiative krebskranke Kinder München e.V. zu verdanken, die das Ganze finanziert. Ein- bis zweimal im Monat zaubert Irmgard Landthaler auf zwei mobilen Herdplatten ein Mittagessen für rund 40 Personen. Und da erst einmal ein paar Dinge vorbereitet werden müssen, bekommt sie Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, deren Gesundheitszustand das zulässt, aber auch von Eltern. An diesem Tag schnipseln ein paar von ihnen eifrig Kürbisse, während ein junger Patient mit dem Teig hilft. Auf dem Speiseplan heute: Kürbissuppe und Rohrnudeln, inklusive Wahnsinnsduft. Wir sprachen mit Irmgard Landthaler über die Bedeutung der Ernährung bei jungen Krebspatienten.
Individuelle Beratung
Welche Rolle spielt die Ernährung bei an Krebs erkrankten Kindern?
Irmgard Landthaler: Die Ernährungsberatung ist ein essentieller Bestandteil eines interdisziplinären Therapiekonzeptes bei Tumorpatienten. Durch eine individuelle Ernährungsberatung unter gleichzeitiger Berücksichtigung des sozioökologischen und sozialkulturellen Hintergrunds leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens und der Lebensqualität von Patienten und Angehörigen.
Hoher Informationsbedarf
Mit welchen Fragen treten die Eltern an Sie heran?
Irmgard Landthaler: Eltern von Kindern mit Tumorerkrankungen (Tumorpatienten) haben einen hohen Informations- und Beratungsbedarf hinsichtlich des Themas Ernährung. Sie haben die Möglichkeit, aktiv einen Beitrag zur Verbesserung ihres Ernährungs- und Gesundheitszustandes ihrer Kinder zu leisten. Fragen zur keimreduzierten und zur richtigen "Krebsdiät" stehen dabei aufgrund der Vielzahl an Literatur und Informationen durch die Medien im Vordergrund.
Geschwächtes Immunsystem
Gibt es eine "Krebsdiät"?
Irmgard Landthaler: Eine besondere Ernährungsform im Sinne einer "Krebsdiät" – auch im Rahmen einer Tumortherapie – gibt es nicht. Onkologische Patienten können mit einer Vollkost oder "leichten Vollkost" als abwechslungsreiche Mischkost ernährt werden, die ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend im Sinne einer "Wunschkost" modifiziert ist. Die leichte Vollkost enthält im Unterschied zur Vollkost keine Lebensmittel oder Speisen, die erfahrungsgemäß Unverträglichkeiten auslösen. Meistens ist es notwendig, während der Behandlung eine keimreduzierte Kost wegen des geschwächten Immunsystems einzuhalten. Erlaubt ist hierbei alles, was erhitzt und frisch gekocht ist, roh dürfen sie alles essen, was man schälen kann. Verzichtet wird zum Beispiel auf frisches Obst und Gemüse, auf rohe und halbgare Lebensmittel sowie Nüsse und Schimmelkäse.
Schmerzen verstärken Appetitlosigkeit
Chemotherapie, Medikamente, Bestrahlung... Was bedeutet all das für die Patienten mit Blick auf ihren Appetit?
Irmgard Landthaler: Je nach Krankheitsstadium verändert sich die Ernährungssituation, so dass die Ernährungstherapie den jeweiligen Erfordernissen angepasst werden muss. Eine Chemotherapie kann Übelkeit und Erbrechen sowie Entzündungen der Schleimhaut und des Verdauungstraktes verursachen, chronische Schmerzen verstärken die Appetitlosigkeit. Darüber hinaus verändern viele Medikamente die Geruchs- und Geschmackswahrnehmung, so dass die Lust auf Essen und Trinken vermindert wird. Bei anhaltender Appetitlosigkeit sind Mangelernährung und Gewichtsverlust die Folge. Praxisnahe Empfehlungen und eine Orientierungshilfe hinsichtlich der Lebensmittelauswahl bilden die Grundlage für eine bedarfsgerechte Ernährung in den verschiedenen Krankheitsstadien.
Zusammen kochen
Welche Essenswünsche haben die Kinder und Jugendlichen an Sie?
Irmgard Landthaler: Die Essenswünsche der Kinder und Jugendlichen sind sehr unterschiedlich, am liebsten was von zu Hause oder wir kochen zusammen, dann essen in der Regel alle Kinder auch mit.
Risikofaktor Übergewicht
Ist es möglich, mit der richtigen Ernährung einer Krebserkrankung vorzubeugen?
Irmgard Landthaler: Auch eine noch so gesunde Lebensweise bietet keinen hundertprozentigen Schutz vor Krebs. Es gibt Kinder und junge sportliche Menschen, die scheinbar aus heiterem Himmel an Krebs erkranken, weil es irgendwo in ihrem Körper bei einer Zellteilung zu einem zufälligen genetischen Fehler kam und weil weitere Fehler schließlich zu einem Tumor führten. Es ist sinnvoll, gesund zu essen, Übergewicht zu vermeiden und sich viel zu bewegen – auch wegen der Vorbeugung anderer Erkrankungen.
Spenden
Initiative krebskranke Kinder München e.V.
HypoVereinsbank München
IBAN: DE83 7002 0270 0002 4400 40
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