"Das unrettbare Ich"
Egon Schiele
Egon Schiele zählt zu den wichtigsten Vertretern des „Österreichischen Expressionismus". In frühen Jahren zeigte
er sich stark von Gustav Klimt beeinflusst, bevor er ab 1910 seinen charakteristischen expressiven Stil
entwickelte. Dabei experimentierte Schiele mit radikalen Bildkompositionen und Ausdrucksmitteln, die dem
Betrachter eine besonders wichtige Rolle zuweisen. Seine künstlerischen Strategien geraten jedoch häufig aus
dem Blick – zu spektakulär erscheint Schieles Biografie: die turbulente Beziehung zu seinem Modell Wally, der
Aufenthalt im Gefängnis sowie sein früher Tod.
Die derzeitige Ausstellung im Kunstbau am Königsplatz bietet eine Revision des noch immer weit verbreiteten Künstlermythos Schiele und eröffnet einen neuen Zugang zu seinem Werk: Sie verlagert den Schwerpunkt von der Biografie auf die Kunst in ihrem zeitgenössischen Kontext und versetzt sie in den kulturellen Diskurs der Zeit. Dank einer umfassenden Auswahl von Aquarellen und Zeichnungen aus dem Bestand der Wiener Albertina – der weltweit bedeutendsten Sammlung von Schieles Werken auf Papier – kann das Themenspektrum von Schieles Kunst facettenreich dargestellt werden.
Die Schiele-Ausstellung ist zudem historisch begründet. Im Frühjahr 1912 veranstaltete der Münchner Galerist Hans Goltz gleichzeitig zwei Ausstellungen: Eine war dem „Blauen Reiter" gewidmet, die andere Schiele – seine erste Einzelpräsentation im Ausland überhaupt. Fast hundert Jahre später ist der Österreicher wieder zu Gast in München, nun im Lenbachhaus und damit wieder ganz in der Nähe des „Blauen Reiter". Die Ausstellung ist noch bis 4. März zu sehen.
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