"Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht"
Erzieher fehlen: Eltern vermissen Engagement der Stadt
Die Kita in der Menaristraße hat Platz für 190 Kinder (sieben Kiga-Gruppen und eine Hortgruppe) - und ein unlösbar scheinendes Problem: Es fehlen Erzieherinnen. Bereits im Februar wandte sich der Elternbeirat an den Oberbürgermeister und bat um Hilfe: Zehn Erzieherstellen seien zum März nicht besetzt. Dabei ist in dieser Kita der Personalaufwand besonders hoch: Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund liegt laut Eltern bei über 90 Prozent. "Der Kindergarten ist aber der Ort, an dem Integration beginnt!" schrieb der Elternbeirat.
Stadt enttäuscht mit ihren Vorschlägen
"Es geht nur noch um die Unterbringung der Kinder", schilderten die Eltern die Folgen der Personalnot, pädagogische Arbeit finde nicht mehr statt. "Wir Eltern wollen beruhigt zur Arbeit gehen und nicht ständig über die Qualität der Betreuung unserer Kinder besorgt sein müssen!" Dass die Stadt nur eine Verringerung der Kita-Öffnungszeiten vorschlug, um den Personalmangel aufzufangen, enttäuschte die Eltern. Sie erwarten mehr Engagement, um Abhilfe zu schaffen.
Über zwei Monate dauerte es, bis die Menari-Eltern von Bürgermeisterin Christine Strobl eine Antwort auf ihrem Hilferuf erhielten. Den Vorwurf, dass in der Kita keine pädagogische Arbeit mehr stattfinde, ließ Strobl nicht gelten. Sie teilte aber die Einschätzung, dass die Lage in der Menaristraße "sehr prekär" sei. Eine Abdeckung der Ausfälle sei auch durch stadtweiten Ersatz nicht möglich gewesen. Strobl erläuterte den Eltern in ihrer Antwort aber ein Maßnahmenpaket der Stadt zur Unterstützung von Erzieherinnen.
Kinder werden nicht mehr aufgenommen
Dies stellte den Elternbeirat jedoch keineswegs zufrieden. Als "Kosmetik" bewertet er das Schreiben der Stadtspitze. "Wir können nicht erkennen, wie diese Maßnahmen kurzfristig zur Verbesserung der Personalsituation führen sollen", schrieben sie in einer zweiten Beschwerde an den neuen Oberbürgermeister Dieter Reiter. Auch nach Monaten habe sich die Situation in der Kita nicht nennenswert verbessert. Noch immer seien sieben Stellen für Erzieher bzw. Kinderpfleger unbesetzt. Dabei seien noch nicht einmal jene Familien hauptsächlich betroffen, deren Kinder die Kita besuchen: "Besonders Leidtragende sind die Eltern und Kinder, die gar nicht erst einen Platz bekommen", erklärt der Elternbeirat. Wegen des Personalmangels habe man für das neue Schuljahr alle Anmeldungen für Kindergarten und Hort absagen müssen.
Zu niedrige Entlohnung
Für den Elternbeirat ist das Hauptproblem die zu niedrige Entlohnung von Erziehern. Wer etwa 1.400 Euro im Monat verdiene und für eine Zwei-Zimmer-Wohnung 900 bis 1.200 Euro Miete zahle, könne nicht über die Runden kommen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme hier einfach nicht, was sich im Fehlen von Bewerbungen niederschlage. Der Elternbeirat verlangt von der Stadt mehr als "Lippenbekenntnisse" und fordert kurzfristig ein Gespäch über konkrete Lösungsvorschläge für die Menari-Kita.
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