Noch vier harte Jahre
Tunnelbau läuft planmäßig/ Bohrpfahlwände werden errichtet
Schmutzig bis laut: So geht es schon seit Sommer 2009 auf und rund um den Luise-Kiesselbach-Platz zu. Die Arbeiten zum Bau des Tunnels Südwest laufen bislang programmgemäß, „alles liegt im Zeitplan", erklärte Nina Lindinger vom Baureferat auf Nachfrage. Anwohner und Autofahrer dürfte das beruhigen. Die Bezirksausschussvorsitzende Ingrid Notbohm (SPD) konnte kürzlich bei der Bürgerversammlung für den Stadtbezirk 7 Sendling-Westpark vermelden, dass „es erstaunlich wenig Beschwerden von den Anwohnern gibt, obwohl das Leben direkt an dieser Großbaustelle nicht einfach ist." Unter den Fenstern der Anwohner rollen Notbohm zufolge pro Tag immerhin 120.000 Autos und Lastwagen vorbei, dazu komme der Lärm der Großbaustelle.
Die lautesten Arbeiten sind derzeit im Gange: das Erstellen der Bohrpfahlwände, also der Tunnelaußenwände, zu beiden Seiten der 3,28 Kilometer langen Ausbaustrecke. Das ist ein gigantisches Unterfangen, muss doch jedes Stahlrohr einzeln langsam in den Boden gedrückt und dabei gedreht werden – und eben nicht gerammt, wie die Referatssprecherin erläutert. Dieses Drücken und Drehen der Stahlrohre tief in den Untergrund hinein, zwischen zwölf und 25 Metern, „erzeugt ein quietschendes Geräusch". Beim Rückdrehen der Bohrmaschine gebe diese aus Sicherheitsgründen einen Warnton ab, ein piepsendes Geräusch. Dieses Piepsen werde von den Anwohnern oft als unangenehm empfunden, so Lindinger. Bis 2013 werden diese Bohrpfahlwände hergestellt und zudem die Tunneldecken. Hierfür sind dem Baureferat zufolge umfangreiche Verkehrsumlegungen erforderlich.
Verkehrsfreigabe Ende 2015
Danach kann mit den eigentlichen Aushubarbeiten begonnen werden: Von 2012 an will man das Erdreich ausbaggern und wegfahren lassen. Verläuft weiter alles ohne große Zwischenfälle und ohne strenge Wintereinbrüche, dann ist die Verkehrsfreigabe Ende 2015 vorgesehen. Eine Winterpause kann sich die Stadt aus Termingründen bei dem 398,5 Millionen teuren Tunnelbau nicht leisten, die Arbeiten sollen in den nächsten Monaten weiter laufen wie bisher.
Wenn im Dezember 2015, wie geplant, Autos und Lastwagen durch die beiden Tunnelröhren rollen und damit endlich dieses Nadelöhr im Münchner Südwesten beseitigt ist, kehrt darüber jedoch noch keine Ruhe ein. Dann muss die Oberfläche wieder hergestellt werden, das dauert noch einmal zwei Jahre. Ende 2017 soll die gesamte Baumaßnahme beendet sein.
Linearer Park geplant
Der Verkehr des Mittleren Rings verläuft künftig ab dem Westpark über den Luise-Kiesselbach-Platz bis zur Murnauer Straße im Tunnel. Die Autobahn A 95 München- Garmisch-Partenkirchen ist jeweils mit einem Seitentunnel an den Haupttunnel angeschlossen, dazu entsteht ein zweistöckiges Tunnelbauwerk. Die Heckenstallerstraße wird zwischen Murnauer Straße und Friedrich-Hebbel-Straße/Höglwörther Straße offen in Tieflage geführt. Weiter westlich wird die Heckenstallerstraße dann wieder vollständig im Tunnel verlaufen, und zwar im Abschnitt zwischen Friedrich-Hebbel-Straße/Höglwörther Straße und Passauerstraße – über diesem Tunnel entsteht ein „linearer Park". Er wird etwa 570 Meter lang sowie 40 bis 70 Meter breit sein und soll den Bürgern für „Spiel, Freizeit und Erholung" zur Verfügung stehen, verspricht man im Baureferat.
Interessierte Bürger können sich im Info-Container des Baureferates auf dem Luise-Kiesselbach-Platz über das Tunnelprojekt informieren. Es wird anhand eines Modells präsentiert, des Weiteren werden die Planungen zum Tunnel, die Verkehrsführungen, die künftige Oberfläche und anderes vorgestellt. Die Anwohner können Fragen direkt an die am Projekt beteiligten Mitarbeiter des Baureferates stellen. Der Pavillon ist geöffnet jeweils dienstags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr.
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