„Persönlicher Austausch baut Hemmnisse ab“
Helferkreis für Flüchtlinge engagiert sich weiter

Hausaufgabenbetreuung in der Hans-Thonauer-Straße: Freiwillige aus dem Helferkreis für Flüchtlinge helfen den Jüngsten beim Lernen, wenn deren Eltern selbst noch nicht so gut Deutsch sprechen. (Foto: Konstanze Bauer)
Aus Nächstenliebe, aus sozialer Verpflichtung oder aus Empathie – die Motivation der zahlreichen Freiwilligen, die sich im Helferkreis für Flüchtlinge engagieren, ist vielfältig und individuell verschieden. Eines aber bleibt inzwischen seit Monaten gleich: Die Bereitschaft anderen zu helfen. Unermüdlich werden Sprachkurse abgehalten, Hausaufgabenbetreuung organisiert oder Begleitung zu Behörden angeboten. Zu einem gemeinsamen Helferkreis sind die Freiwilligen aus Laim und Sendling-Westpark längst zusammengeschmolzen und bilden den „Helferkreis Hans-Thonauer-Straße“. Während noch vor einem Jahr die Laimer im benachbarten Sendling-Westpark mithalfen, um die Geflüchteten aus den Unterkünften in der Tübinger- und Hansastraße zu unterstützten, engagieren sich nun die Helfer aus Sendling-Westpark im Nachbarbezirk Laim für die Bewohner der Unterkunft in der Hans-Thonauer-Straße. Zusammen baut man Barrieren ab – zwischen Stadtbezirken ebenso wie zwischen Eingesessenen und Zugezogenen.
Familien zur Seite stehen
Seit August ist die Unterkunft an der Hans-Thonauer-Straße (Areal an der Zschokkestraße) bezogen. Hier wohnen nun sowohl Familien mit Kindern, als auch Einzelpersonen, die aus ihrer Heimat flohen und in München Unterschlupf fanden. Viele von ihnen warten auf ihren Anhörungstermin oder auf die Entscheidung ihres Asylverfahrens. In der Vorbereitung für die Anhörung begleiten sie vor allem Freiwillige, die auf Wunsch sogar mit ihnen zu den Anhörungsterminen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gehen. „Das heißt konkret, auch mal gemeinsam acht Stunden nervenzehrendes Warten auf das Anhörungsgespräch, da alle pauschal für 8 Uhr morgens einbestellt werden“, erklären die Helfer. Und doch bleiben sie geduldig dran und helfen mit, damit es für die Geflüchteten in der Fremde ein wenig leichter wird.
Der Helferkreis etwa organisiert Deutsch- und Mathekurse, etablierte ein Frauencafé und unterstützt mit Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung auch die Jüngsten. Bettina Conrad ist eine der Freiwilligen: „Ich habe selbst Schulkinder. Deshalb weiß ich ganz genau, wie aufgeschmissen oft bereits Grundschüler sind, wenn sie ihre Hausaufgaben ohne jede Unterstützung erledigen sollen. Die Eltern in der Hans-Thonauer-Straße haben oft selbst noch nicht die nötigen Sprachkenntnisse, um ihren Kindern zu helfen. Dass wir Familien in dieser Situation zur Seite stehen können, ist für uns Ehrenamtliche eine sehr beglückende Erfahrung.“
Eingesessene und neue Stadtteilbewohner
Auch Patenschaften werden von Helfern übernommen, persönliche Beziehungen geknüpft und somit Integration überhaupt erst möglich gemacht. Ulrike Koller etwa unterrichtet ehrenamtlich Deutsch und betreut zudem einen Flüchtling aus Afghanistan (siehe Statement). Sie ist überzeugt, „dass vor allem über diesen persönlichen 1-zu-1-Austausch jegliche Barrieren oder Hemmnisse, die manch einer ganz verständlicherweise gegenüber den „Fremden“ mit sich trägt, abgebaut und so ein harmonischeres Zusammenleben zwischen den eingesessenen und den neuen Stadtteilbewohnern möglich ist.“
Handwerksbetriebe gesucht
Helfende Hände sind im Helferkreis stets willkommen. Auch werden derzeit dringend Handwerksbetriebe gesucht, die bereit sind, Ausbildungs- oder Praktikumsplätze an Flüchtlinge zu vergeben. Wer einen Platz anzubieten hat, kann sich unter helferkreis-hts@t-online.de melden.
Aktuell startet der Helferkreis zudem einen Spendenaufruf. Dolmetscher sowie Rechtsbeistand bei Asylverfahren könnten durch Spenden finanziert werden. Wer helfen möchte, kann dies tun unter dem Spendenkonto: Pfarrverband Laim, LIGA BANK, DE 35 7509 0300 0002 2216 67, GENODEF1M05, Stichwort: „Rechtsbeistand für Geflüchtete im Pfarrverband Laim“.
Infos zu den beiden Helferkreisen aus Laim und Sendling-Westpark bieten die Seiten http://www.pfarrverband-laim.de/angebote/helferkreis-fluechtlinge.html und https://helferkreis-tuebinger-und-hansastrasse.traum-verleih.de. Das nächste Helferkreistreffen findet am Mittwoch, 8. Februar, in der Helmpertstraße 19 statt.
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