"Wir fühlen uns einfach wohl"
Pflege und gemeinsam alt werden: Perspektive für Paare im Augustinum Neufriedenheim
Es war ihre Perspektive. Und sie haben es nicht bereut. Nicht eine Sekunde. Brigitte Humbert und ihr Mann Dr. Christian Humbert sitzen in einem Besprechungsraum des Augustinums Neufriedenheim in Großhadern. Es gibt Kaffee, draußen versucht der Frühling wieder einen Start.
"Wir wohnen seit sechs Jahren hier", sagt Brigitte Humbert. Inzwischen sei die Seniorenresidenz wirklich ihr Zuhause. "Wir können hier gehen und kommen, wann wir wollen, und haben hier alles, was wir brauchen."
Als sich das Ehepaar zu einem Umzug in die Seniorenresidenz entschied, geschah das aus einem ganz pragmatischen Grund. "Wir haben uns kurzfristig dazu entschlossen, weil unsere Tochter für sich und ihre Familie eine größere Bleibe brauchte. Sie bekam unser Haus und wir sind hierher gezogen." Sie habe, erzählt Brigitte Humbert weiter, das Augustinum Neufriedenheim bereits gekannt, da auch ihre Mutter hier gelebt und sich sehr wohl gefühlt habe. "Mein Mann und ich waren uns einig. Besonders ihm konnte es gar nicht schnell genug gehen", sagt sie, während er zustimmend nickt. "Dann haben wir den Vorvertrag gemacht."
Keine Trennung nötig
"Perspektive für Paare" nennt sich dieses Angebot des Augustinums. Falls einer der Partner pflegebedürftig wird oder es bereits ist, gewährleistet dieses Konzept eine Pflege im eigenen Appartment. "Das Paar kann weiterhin zusammenleben. Durch die Pflege ist keine räumliche Trennung nötig", betont Matthias Steiner, Leiter der Unternehmenskommunikation. Man dürfe die Belastung nicht unterschätzen, wenn ein Partner den anderen zuhause betreue oder sogar rund um die Uhr pflege. Häufig sei ein Umzug auf eine Pflegestation und damit die Trennung unvermeidlich. "Bei uns ist das anders. Hier können die Paare gemeinsam alt werden. Der gesunde Partner muss sein eigenes Leben nicht aufgeben", so Matthias Steiner.
In der eigenen Wohnung
Als das Augustinum Neufriedenheim im Jahr 1962 eröffnet wurde, habe es viele ein- bis eineinhalb Zimmer-Appartments gegeben. Inzwischen seien viele dieser kleinen Wohnungen zusammengelegt worden. Die Nachfrage habe sich verändert, so Steiner. Auch das Ehepaar Humbert lebt in so einer Wohnung. "Wir haben eine Drei-Zimmer-Wohnung, die aus einer Ein- und aus einer Zwei-Zimmer-Wohnung besteht", sagt Brigitte Humbert. "Mit einer Küchenzeile. Das war mir sehr wichtig."
"Ich gehe abends zufrieden nach hause"
Rund 620 Menschen leben derzeit in der Seniorenresidenz, davon etwa 80 Paare. "Die Mitarbeiter unseres hauseigenen Pflegedienstes sind rund um die Uhr in drei Schichten für die Bewohner in allen Pflegegraden da", sagt Matthias Steiner. Die Wohnungen sind dabei nicht nach Pflegebedarf geordnet, das heißt, ein Patient mit Pflegegrad 3 lebt nicht automatisch neben einem Bewohner mit den gleichen Pflegeansprüchen. Ein guter Dienstplan und natürlich die Pflegekräfte selbst gewährleisten die Betreuung im Haus.
"Da kommen wir am Tag schon auf ein paar Kilometer", sagt Peter Metzger und lacht. Der gelernte Heilerziehungspfleger absolvierte noch eine Ausbildung zum Altenpfleger und arbeitet seit 2008 im Augustinum Neufriedenheim. "Es ist ein gutes Gefühl, Menschen zu helfen", sagt er. "Ich gehe abends zufrieden nach hause und freue mich auf die Arbeit am nächsten Tag. Das Schöne für die Bewohner ist, dass sie hier miteinander zuhause bleiben können." Es sei zum Beispiel ein Anliegen, dass die Bewohner möglichst lange in ihren Betten schlafen können. "Wenn dann ein Pflegebett nötig wird, bringen wir es in die Wohnung", betont der Altenpfleger.
Auch Tatiana Choumailova ist als Altenpflegerin tätig. Man arbeite hier wie in einer großen Familie zusammen, ist sie sich mit Peter Metzger einig. "Es macht mir Spaß, mit Menschen zu arbeiten", sagt sie. Besonders ältere Leute seien meistens sehr offen für alles. "Ich bin seit 1995 hier und war am Anfang vier Jahre im Restaurant tätig. Dann habe ich eine berufsbegleitende Ausbildung zur Altenpflegerin gemacht", beschreibt sie ihren Werdegang.
Probewohnen ist möglich
"Hier arbeiten alle miteinander", betont auch Matthias Steiner. "Egal ob im Restaurantservice oder im Bewohnerservice, alle wollen, dass es den Bewohnern gut geht." Wer sich nicht sicher sei, ob diese Art des Wohnens im Alter für ihn das Richtige sei, der könne auch ein Probewohnen vereinbaren, so Steiner.
Für das Ehepaar Humbert war es definitiv das Richtige. Sie haben ihren Schritt nicht bereut. "Nicht eine Minute", versichert Brigitte Humbert. "Man legt hier so viel Wert auf das Mitmenschliche. Wir fühlen uns einfach wohl."
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