Don Bosco wird aufgelöst
Flüchtlinge müssen ab Mitte Januar ausziehen
Dass die Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge im ehemaligen Altenheim Don Bosco nur eine Übergangslösung ist, das hatte der Helferkreis Germering wohl gewusst. Dass es nun aber so schnell gehen soll, das hat alle überrascht. Ende März läuft der Mietvertrag zwischen Caritas und der Regierung von Oberbayern aus. Die 200 Flüchtlinge sollen bereits ab Mitte Januar ihr Quartier verlassen. "Wir sind entsetzt, dass wir nicht von Seiten der Caritas als Eigentümerin des Gebäudes über die baldige Schließung informiert wurden", heißt es in einer Pressemitteilung. Schließlich würde die Caritas doch die Helfer koordinieren. Aber erst kurz vor Silvester hätten die Ehrenamtlichen von den bevorstehenden Auszügen erfahren.
Brandbrief an Kardinal Marx
"Wir hätten gerne mehr Zeit gehabt, um bei der Suche nach passenden Unterkünften zu helfen", erklärt Sprecherin Sylvie Karl. Bei mehreren eiligst einberufenen Krisensitzungen besprachen die Helfer, wie der Umzug trotzdem möglichst sozial verträglich gestaltet werden könne. Ein Brandbrief eines 20-jährigen Sohns einer Helferin ist sogar an Kardinal Reinhard Marx gegangen mit der Bitte, dass er sich für eine Verlängerung des Mietverhältnisses einsetze.
Schließlich würden in der Unterkunft zehn Schwerbehinderte leben, auf die Rücksicht genommen werden müsse, außerdem 40 Familien mit 60 Kindern, die nicht aus ihren Klassen und Kindergärten gerissen werden sollten. Und dann gibt es noch die 80 "Fehlbeleger" - anerkannte Asylbewerber, die auf dem freien Wohnungsmarkt nichts gefunden haben und deswegen noch bleiben durften. "Jäh zerstört" würden die, von den Ehrenamtlichen unterstützen Schritte wie die Eingliederung in eine Schulklasse, die Teilnahme an Integrationskursen, "aber auch das Fuß fassen in unserer Stadt und die neu gefundenen Freundschaften".
Bereits im Frühjahr kommt die Abrissbirne
Seit November 2014 betreut der Helferkreis die Flüchtlinge – zunächst im Don Bosco als Erstaufnahmeeinrichtung, später in der, als Gemeinschaftsunterkunft geführten Einrichtung. Die rund 100 Aktiven helfen bei den Hausaufgaben, geben Deutschkurse, betreuen Kinder, vermitteln Berufsschulplätze, haben Patenschaften übernommen und über Land und Leute aufgeklärt sowie eine Kleiderkammer aufgebaut. "Wir hätten mehr Zeit gebraucht, um die Umzüge behutsam zu gestalten", so Karl.
Die Helfer erinnern sich noch gut an die Schließung der Notaufnahmeunterkunft in der Turnhalle des Max-Born-Gymnasiums vor ein paar Monaten. "Integrationsbemühungen der Flüchtlinge wurden nicht beachtet. Die Menschen wurden oberbayernweit verteilt, obwohl kurze Zeit später eine Unterkunft in der Industriestraße eröffnet wurde."
Hoffnung zerschlagen
Die Hoffnung, dass der Mietvertrag doch noch verlängert werden könnte, hat sich allerdings zerschlagen. In der Parkstraße soll ein neues Altenheim entstehen. Von vornherein habe es einen festen Zeitplan für die Baumaßnahme gegeben. Das bedeutet, dass bereits im Frühjahr mit dem Abbruch des alten Heims begonnen wird, damit im Herbst mit dem Neubau begonnen werden kann.
In Gesprächen mit Oberbürgermeister Andreas Haas und der Regierung von Oberbayern haben die Helfer jetzt einen Teilerfolg erzielen können. So hat die Regierung versichert, dass auf die persönlichen Lebensumstände der Flüchtlinge Rücksicht genommen wird und auch Haas versprach, sich dafür einzusetzen. Bei einer guten Koordination könnten die Umzüge für manche nämlich sogar ein Vorteil sein. Zum Beispiel für diejenigen, die in München oder in Stockdorf arbeiten und für die Jugendlichen, die auf Berufsschulen in München und Fürstenfeldbruck verteilt sind. Wer in Germering beschäftigt ist oder Grundschulkinder hat, der soll dort in Ersatzunterkünften bleiben dürfen, fordert der Helferkreis.
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