Opa am Musikcomputer
Inspirationen während der Pandemie

Winfried Huyer-May in seinem heimischen Musikstudio. (Foto: Evelyn Haas )
Mittlerweile hat er über 150 seiner sogenannten Sprech-Songs gedichtet und komponiert – Winfried Huyer-May. Für den pensionierten Juristen aus Aubing, der im Juli 80 Jahre alt wird, war diese kreative Beschäftigung eine Art Überlebensprogramm während der Corona-Zeit. Bereits mit seinen fünf Kindern hat der studierte Jurist viel musiziert, das setzte sich als Großvater von 20 Enkelkindern fort. Regelmäßig hat Huyer-May dabei aktuelle Themen in Ton und Wort umgewandelt, vor allem bei Wahlen veröffentlichte er seine Lieder, um Lust auf den Urnengang zu machen. Dann kam Corona – Enkelkinder und Besuche fielen aus.
Der Senior und seine Frau isolierten sich in ihrer Wohnung. „Anfangs haben uns die Kinder mit Essen versorgt“, erinnert er sich. An einem Tag lag beispielsweise eine Torte im Korb – „hurri hurra, die Enkel sind mit Torte da“, dichtete Huyer-May – der erste Sprach-Song war geboren. Orchester und Chor fehlten freilich. In der Not „bastelte“ sich der findige Aubinger seine Chorstimmen einfach selbst am Computer.
In seinem Tonstudio, das der Hobbymusiker über die Jahrzehnte profimäßig ausgestattet hat, mixte er eine rhythmische Hintergrundmusik, darauf setzte er die Männer-, Frauen- oder Kinderstimmen, die er seine Gedichte sprechen ließ. „Vier Takte Musik, das Ganze dann verdoppeln, das kann man dann erhöhen – und so weiter. Das funktioniert im Baukastensystem. Da kann man wunderbar experimentieren“, berichtet Huyer-May. Das Ergebnis lud er dann auf seine Homepage „AllesOpa.de“. Familie, Freunde und die Fans seiner Texte konnten regelmäßig die Stimmungsberichte und Gedanken zur Krise anhören „wie durch eine Art Lupe, durch die eine Reihe von Entwicklungen mit dem gebotenen Abständen angeschaut und beurteilt werden können“, erklärt er.
Ein bisschen Kultur - ein bisschen Corona-Bewältigung
Viele Texte sind ernsthaft und man liest aus ihnen die Sorge über die Situation während der Pandemie, andere wiederum machen Mut und strahlen Optimismus aus, es gibt auch kritische und mahnende Töne, aber immer wieder blitzt der Humor des Liedermachers durch, dessen Spaß an der Kombination von Worten und Reimen, von Tönen und Rhythmen.
Die kleinen Songs haben Namen wie „Nicht-Verreise-Club“, „Geimpfte, Getestete, Genesene“ oder „Menschheitsbelehrung“. „Es ist ein bisschen Kultur und auch ein bisschen Corona-Bewältigung“, erklärt Huyer-May. Gewöhnungsbedürftig sind die blechern und monoton klingenden Computerstimmen zwar schon, aber für Huyer-May stellen die computer-gemachten Töne und Klänge, die computer-gesprochenen Worte „in Zeiten corona-bedingter Abgrenzung“ ein zur Zeit passendes Format dar. „Möglicherweise wird es insbesondere wegen seiner Einfachheit – wenig Personal, ohne Schnörkel – sogar mit seinen Anhängern und Freunden den Weg in eine eigene Zukunft finden“, hofft er.
Noch ein paar positive Songs
Musik am Computer zu machen, sei übrigens auch für Laien machbar. „Es gibt einfache Musikprogramme, bei denen auch unerfahrene Menschen mit wenig Vorkenntnissen respektable Erfolge erzielen können“, so Huyer-May. Es müsse auch nicht Musik sein. Es gebe auch tolle Grafikprogramme, mit denen man zeichnen könne oder Fotobücher gestalten. Ihm selbst hat die kreative Arbeit jedenfalls geholfen die schwierige Zeit gut zu überwinden. Mittlerweile hat sich die Situation weitgehend entspannt und Huyer-May kann seine Familie wieder sehen. Mit den Computer-Sprech-Songs will er weitermachen. „Jetzt schreibe ich noch ein paar positive Songs“.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH