Dorfkern vor „Bauwut“ bewahren
Förderverein mahnt Maßnahmen im geschützten Aubinger Ensemble an
Die Zeit rinnt. Bereits in zwei Jahren soll der Ensembleschutz des Aubinger Dorfkerns überprüft werden. Nicht zuletzt dank der Initiative des Fördervereins 1000 Jahre Urkunde Aubing hatte der Landesdenkmalrat im Frühjahr 2012 beschlossen, den schützenswerten Charakter des Aubinger Dorfkernensembles für weitere fünf Jahre anzuerkennen. Der historische Dorfkern müsse aber in dieser Zeit von der Landeshauptstadt München mit passenden Maßnahmen gestärkt werden, lautete damals die Auflage. Erste Schritte wurden zwar unternommen, aber seit rund einem Jahr sei nichts mehr geschehen, kritisiert der Förderverein. Deswegen hat sich der Förderverein an Stadtbaurätin Dr. Elisabeth Merk gewandt und Kopien des Schreibens an Oberbürgermeister Dieter Reiter und weitere Behördenvertreter und Politiker geschickt. „Wir sehen mit großer Sorge der vom Landesdenkmalrat angekündigten erneuten Überprüfung des Dorfkernensembles in bereits zwei Jahren entgegen“, heißt es in dem Brief. Im Februar 2014 hatte es im Stadtbaureferat eine öffentliche Präsentation eines denkmalfachlichen Handlungsplans für das Dorfkernensemble gegeben. Ein Planungsbüro für Städtebau hatte den Plan im Auftrag der Stadt erarbeitet, der Stadtrat hatte bereits zugestimmt und es waren auch schon die nächsten Schritte für die Realisierung ausgearbeitet worden, erinnert Fördervereinssprecher Dr. Klaus Bichlmayer. „Nach beinahe einem Jahr seit der Präsentation müssen wir feststellen, dass offenbar seitens der Stadt keinerlei weitere Entscheidungen getroffen oder gar Maßnahmen zur geforderten Stärkung des Dorfkernensembles eingeleitet wurden."
Sachstand und Zeitplan mitteilen
Dabei seien der Erhalt und die Stärkung des Ensembles für einen intakten Ort „gegen den Interessendruck und die Bauwut ortsfremder Investoren“, besonders wichtig. „Nur die Ensembleeigenschaft kann unser Ortsbild vor einer rücksichtslosen Verfremdung bewahren, nachdem die Stadtverwaltung bisher keine Gestaltungssatzung erlässt“, so Bichlmayer. Stadtbaurätin Merk bittet er deswegen „den Sachstand einschließlich eines Zeitplans mitzuteilen“. Außerdem wird die Stadtbaudirektorin aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass Aubings Dorfkern in das Städtebauförderungsprogramm aufgenommen werde.
Der Förderverein selbst ist in den vergangenen Jahren äußerst aktiv gewesen. Er hatte eigene Ideen entwickelt, viele Schreiben an die Verantwortlichen gerichtet, Bauvorhaben im Ensemble kritisch bewertet, als Mahner mit dem Zeigefinger auf alles Unpassende gezeigt und durch Verhandlungen beispielsweise erreichen können, dass die auffällig bunte Fassade eines örtlichen Geschäftshauses wieder zurückgebaut wurde und sich nun in das Ensemble einfügt. Außerdem hat der Verein die zweite Auflage der Broschüre „Bauen in Aubing“ herausgegeben, um den Gedanken des Ensembleschutzes in das Bewusstsein der Aubinger zu bringen. Darin werden Positiv- und Negativbeispiele für Haus- und Grundbesitzer, Bauhandwerksbetriebe, Bauträger und andere an Denkmalschutz und an Architektur interessierte Bürger gegeben. Tipps gibt es zu Gauben oder Fotovoltaikanlagen, Carports, Balkonen, Vorgärten, Fassaden, Zäune, Fenster oder den Dachziegeln. In dem Heft sind außerdem die Zuwendungsrichtlinien der Stadt für Gebäude im Dorfkernbereich enthalten.
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