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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Dahoam ist in Aubing
Bekenntnisse auf dem "schwarzen Sofo"
Viele kennen ihn als "Hubert" aus der Fernsehserie "Dahoam is dahoam" - die Rede ist von Schauspieler Bernhard Ulrich. Was die wenigsten wissen: "dahoam" ist Ulrich in Aubing und er fühlt sich auch als echter Aubinger. Im Rahmen der von der Orts-CSU veranstalteten "Schwarzen Wochen" hatte Ulrich Platz auf dem "schwarzen Sofa" im Kulturzentrum Ubo 9 genommen. Moderator Helmut Pfundstein befragte den Schauspieler. "Wir haben eine rechte Gaudi", verriet er über die Filmaufnahmen.
Wie er auf die anfängliche Häme über die seichte Seifenoper reagiert habe, wollte Pfundstein wissen. "Man muss sich mit der Kritik auseinandersetzen. Das war nicht alles verkehrt", lautete die Antwort. So hätte es anfangs Probleme mit den unterschiedlichen bayerischen Dialektfärbungen gegeben, "das läuft mittlerweile besser". Apropos Dialekt. Da die meisten Regisseure kein Bayerisch können, "haben wir sie schon reingelegt". Zum Beispiel wenn den Akteuren ein Dialog nicht gefalle. "Da sagen wir, ein Bayer würde hier nur 'ja mei' sagen" und so wird es dann auch gemacht". Mittlerweile sei die vielbelächelte Serie "dahoam is dahoam" Kult. "Deutschlandweit Marktführer", freute sich Ulrich. Warum das so sei, wollte Pfundstein wissen.
"Wir versuchen so nah wie möglich an den Leuten dran zu sein", sagte Ulrich und die Geschichten seien aus dem Leben gegriffen, "das, was eben in den Dörfern passiert - nicht zu extrem und mit einem positiven Ende", vielleicht sei dies das Erfolgsrezept. Wichtig sei aber authentisch "rüberzukommen". So müsse man in eine Rolle "hineinschlüpfen" und sich den Charakter zu eigen machen, "sonst geht das nicht".
Mit diesem Rezept hat Ulrich auch Franz Josef Strauss gespielt, "sogar in zwei Filmen", zählte Pfundstein auf: "Der Primus" und "Adenauer - Stunden der Entscheidung". Optisch sei es gar nicht so schwer gewesen sich dank eines "Fettanzugs" und den Maskenbildnern in das CSU-Urgestein zu verwandeln. "Ihn zu spielen war aber eine Riesenherausforderung, aber auch eine meiner schönsten Rollen". Den Habitus und die Sprechweise des Politikers hätte sich Ulrich zwar aus Filmen abgeschaut, die Kunst habe dann aber darin gelegen, nicht zu übertreiben.
"Boarisch fürs Herz und Hirn"
Auf das "schwarze Sofa" hatte Pfundstein auch den Mundartdichter Ludwig Brandl, bekannt aus seinem Programm "Boarisch fürs Herz, Hirn und Ohr" eingeladen. Seine bayerischen Verse sprachen den zahlreichen Besuchern aus der Seele. Zum Beispiel die Verdichtung in den Wohnvierteln, den Aufstieg von "Grattlervierteln" zu überteuerten Wohnorten, aber auch die Beschreibungen aus guten alten Zeiten. Dazu passten die Gedichte aus Pfundsteins Feder bestens. Er zitierte beispielsweise aus seiner selbstgedichteten Aubinger Ode: „Mia san Aubinger, mia ham koa Isar, koane Würm, koa Stachus, koane Frauentürm, uns hat’s scho lang vor München gebn….“.
Die Identität der Aubinger konnten die Besucher auch auf einigen Gemälden entdecken, die Künstler aus Aubing und Umgebung im Ubo 9 ausgestellt hatten. Die Motive reichten von freundlichen Blumenaquarellen, über Landschaftsmalereien bis zu kritischen Gemälden wie Helmut Blümels "Hilferuf an die Freiheit". Zwei verzweifelte Flüchtlinge sitzen dabei hinter dicken Mauern, bedroht von Bomben und Stacheldraht und blicken durch ein Fenster auf ein unerreichbares friedliches Eiland. "Das Thema Flucht hat mich zu dem Bild inspiriert", so Blümel.
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