Alles, was Mann zum guten Aussehen braucht
Lenz Herrenmoden feiert 50-jähriges Bestehen
"Guter Geschmack ist die Fähigkeit, fortwährend der Übertreibung entgegenzuwirken", sagte einst Hugo von Hofmannsthal. Als Josef und Edeltraut Lenz 1967 ihr Herrenmodengeschäft eröffneten, mag ihnen dieser Spruch unbewusst Pate gestanden haben. Denn modischen Firlefanz suchte man im Laden in der Fürstenrieder Straße 39 vergebens, dafür steht der Name Lenz seit nun schon fünf Jahrzehnten für hochwertige Qualität und kompetente Beratung. Zwar ist der Laden in Laim seit 2008 Geschichte, doch Sohn Thomas Lenz führt in der Limesstraße 32 in Aubing die Familientradition fort. Auch er hat sich der Herrenmode verschrieben, sein Fokus liegt jedoch vor allem auf der Bräutigamausstattung. Jetzt kann er das 50-jährige Jubiläum des Familienunternehmens feiern und blickt aus diesem Anlass gemeinsam mit seinen Eltern auf die bewegte Geschichte von Lenz Herrenmoden zurück.
Eröffnung mit Sekt und Häppchen
Für den Herrenschneider Josef Lenz waren die 60er Jahre eine Zeit des Aufbruchs. Er war zu dieser Zeit Leiter in der Mantelabteilung bei Hirmer und obwohl er sich im Männermodehaus in der Münchner Innenstadt wohl fühlte, hatte er den Wunsch auf eigenen Beinen zu stehen und sich selbständig zu machen. Der damalige Inhaber Hans Hirmer unterstützte das Vorhaben und zum Fleiß des jungen Mannes kam ein Quentchen Glück: Die Schwiegereltern gaben zu dieser Zeit ihren Feinkostladen in der Salvatorstraße auf, in dem seine Frau Edeltraut arbeitete und diese konnte nun voll und ganz ihren Mann im eigenen Laden unterstützen.
In einem neu erbauten Haus an der Fürstenrieder Straße war nach einigem Suchen ein Laden in geeigneter Größe gefunden worden. Der 5. Oktober 1967 war der große Tag der Eröffnung. Das Ehepaar Lenz und ihr Sohn Thomas konnten dazu zahlreiche Gäste begrüßen. Geschäftspartner aus der Modebranche, Familienangehörige, Freunde und Bekannte waren gekommen, um mit den Inhabern das Ereignis zu feiern und ihnen bei Sekt und Häppchen eine erfolgreiche Zukunft zu wünschen.
Erlebnisreiche Zeit
Bei Herrenmoden Lenz war alles zu haben, was Mann zum guten Aussehen braucht – von Socken über Hemden und Anzügen bis hin zu Jacken und Mäntel. Das Geschäft lief gut an und war für Menschen aus dem Münchner Westen, die solide Ware aus deutscher Produktion suchten und dafür nicht bis in die Stadt fahren wollten, bald eine gesuchte Anlaufstelle . "Wir hatten ein sehr großes Spektrum an Kunden, auch vom Alter her", erinnert sich Josef Lenz. "Der älteste Kunde war 100 Jahre. Er hat zu seinem 100. Geburtstag einen neuen Anzug geschenkt bekommen. Aber auch viele junge Leute haben sich bei uns eingekleidet." Mit den Mitarbeitern habe man sich ebenfalls gut verstanden. Viele hätten der Firma jahrelang die Treue gehalten. "Wir hatten ein gutes Betriebsklima", stellt Josef Lenz fest. "Es hat Spaß gemacht, gemeinsam mit unseren Mitarbeitern zu arbeiten."
Es gab allerdings nicht nur freudige Tage. 1969 wurde in das Geschäft eingebrochen und der ganze Laden ausgeräumt. Es sollte nicht der einzige Einbruch bleiben. Trotzdem überwiegen bei Josef Lenz die positiven Erinnerungen. "Es war eine sehr erlebnisreiche Zeit. Wir haben unser Geschäft mit Liebe und Interesse betrieben", betont er – und obwohl er seit 1967 mit der Familie in Aubing lebt, war der eigentliche Lebenmittelpunkt in der Fürstenrieder Straße. "Wir waren schon echte Laimer", sagt er mit Entschiedenheit. "Ich bin 40 Jahre lang gerne in mein Geschäft gegangen."
Den besten Gegenwert fürs Geld
Sohn Thomas, der bereits als Bub bei der Eröffnung dabei war und quasi mit dem Laden groß wurde, entschied sich Anfang der 80er Jahre in die Firma miteinzusteigen. Zuvor hatte er bei Hirmer Einzelhandelkaufmann gelernt und dann für einige Jahre in einer Firma in Regensburg direkt in die Kleiderfabrikation hineingeschnuppert. "Die 70er und 80er Jahre waren für uns eine gute Zeit", berichtet er. Vielleicht lag das auch an der Maxime, die sein Vater für sein Geschäft aufgestellt hatte: "Wenn der Kunde bei uns einen Anzug kauft, soll er für sein Geld den besten Gegenwert bekommen", lautete diese.
Durch die großen Modemärkte und -ketten, die sich im Laufe der 80er und 90er Jahre ausbreiteten, änderte sich allerdings langsam das Kundenverhalten. "Billigprodukte aus dem Ausland haben die Preise in den Keller getrieben", sagt Thomas Lenz. Zwar blieb ein treuer Kundenstamm, der die Qualität des Hauses Lenz zu schätzen wusste, doch um die Jahrtausendwende wurde deutlich, dass die Zeit der klasischen Herrenausstatter in den Stadtvierteln ihrem Ende entgegenging. Als 2007 das Haus in der Fürstenrieder Straße 39 verkauft und die Miete vom neuen Eigentümer drastisch erhöht wurde, fasste die Familie Lenz den Entschluss, ihren Laden 2008 zu schließen und das Geschäft neu auszurichten.
Erfolgreiche Nische
Während Josef und Edeltraut Lenz fortan ihren wohlverdienten Ruhestand genossen, konzentrierte sich Thomas Lenz auf Maßanfertigungen und Bräutigamausstattung. 2009 mietete er Geschäftsräume im ehemaligen Dorniergelände an der Brunhamstraße, seit Anfang 2016 hat er seinen Verkaufsraum in der Limesstraße 32. Was zuerst nur als Zusatzservice gedacht war, entwickelte sich zu einer erfolgreichen Nische. "Seit 2009 hat sich der Bereich der Hochzeitsbekleidung für Herren enorm gesteigert. Inzwischen mache ich 80 Prozent meines Umsatzes damit", erläutert der Geschäftsmann. Aber auch der Kunde, der keine Feier vor sich hat, sondern nur eine normale Baumwollhose oder eine Jeans möchte, ist bei ihm gut aufgehoben. Mit Club of Comfort führt er eine bewährte Marke, die schon in der Fürstenrieder Straße viele Freunde hatte.
Wer möchte, kann sich bei Thomas Lenz vom Scheitel bis zur Sohle einkleiden lassen – sogar die passenden holzgenagelten Handmacher-Schuhe aus Österreich kann er liefern. Die Hemden sind vorzugsweise von Eterna, die Hochzeitsanzüge kommen in der klassischen Linie von Wilvorst oder in der modisch-jungen Variante von Tziacco. Businessanzüge führt er von Carl Gross und dessen junger Linie CG – alles deutsche Hersteller, die beste Qualität und Verarbeitung liefern. Fünf Passformvarianten – von Komfortlinie bis Superslim – sorgen dafür, dass jeder Mann den passenden Anzug findet. Natürlich können auch eventuell nötige Änderungen unkompliziert ausgeführt werden. Und wer seinen Hochzeitsanzug auch nach dem großen Tag noch weitertragen will, für den hat Thomas Lenz entsprechende Ideen parat. So kann auch ein ganz normaler, qualitativ hochwertiger Anzug mit besonderen Accessoires wie Weste, Plastron und Einstecktuch im gleichen Seidenstoff wie das Brautkleid sowie einem eleganten Hemd mit Umschlagmanschette entsprechend hochzeitsmäßig aufgewertet werden.
Perfekt gekleidet
Sein längster Hochzeitskunde sei bisher immerhin stolze 2,13 Meter groß gewesen, schmunzelt Thomas Lenz. Der Bräutigam habe außerdem seinen Trauzeugen mitgebracht – und der habe keine 1,60 Meter gemessen. Eine Herausforderung für Thomas Lenz, aber keine unlösbare Aufgabe – keine Frage, dass beide perfekt eingekleidet wurden.
Das Geschäft in der Limesstraße 32 hat donnerstags und freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Von Montag bis Mittwoch ist nur nach vorheriger Terminabsprache geöffnet. Termine können unter Tel. (089) 585214 vereinbart werden.
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