„Wir müssen abwarten“
„Wohnen für Alle“: Planungen in der Franz-Albert-Straße gestoppt
Die Planungen für das „Wohnen für Alle“-Projekt in der Franz-Albert-Straße sind vorerst gestoppt. „Sie müssen erneuert werden“, erklärte Heike Kainz, die Vorsitzende des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23) auf der jüngsten Sitzung des Gremiums. Nach Angaben der CSU-Stadträtin hat Oberbürgermeister Dieter Reiter zusammen mit den Bürgermeistern Josef Schmid und Christine Strobl sowie den beiden Fraktionsvorsitzenden Alexander Reißl (SPD) und Manuel Pretzl (CSU) das Thema besprochen. Eine Überprüfung habe ergeben, dass bei den ersten Planungsvorstellungen die Rahmenbedingungen des hier gültigen Bebauungsplanes nicht eingehalten sind.“
Wie es nun weitergeht und wann es neue Informationen zur Planung geben, wisse man nicht. „Von Seiten des BA legen wir allergrößten Wert darauf, dass die Anwohner so schnell wie möglich wieder in Kenntnis gesetzt werden“, so Heike Kainz. „Wir müssen abwarten, was passiert. In der Zwischenzeit sind wir jederzeit für die Bürger gesprächsbereit“, betonte die Vorsitzende des Lokalparlaments. „Es sind ja auch schon viele Bedenken vorgetragen worden. Wir müssen miteinander sprechen, nicht übereinander. Sobald die neuen Pläne da sind, wird es erneut eine Einwohnerversammlung geben.“
"Das geht einfach nicht"
Schon beim ersten „Wohnen für Alle“-Projekt in der Achwaldstraße hatten die Lokalpolitiker kritisiert, dass die Häuser nicht unterkellert sind. Fritz Schneller hat dies noch einmal klar herausgestellt: „Gebäude ohne Keller zu bauen, das geht einfach nicht“, so der SPD-Politiker. „Die ganze Haustechnik muss dann ins Erdgeschoss. Da fällt eine komplette Wohnung weg.“ Zudem müsse die Anzahl der Stellplätze noch einmal überprüft werden. „Das ist viel zu wenig“, meint Fritz Schneller. „Wir sollten die Kritikpunkte, die wir gesammelt haben, auf jeden Fall an die Stadtverwaltung weitergeben, damit das Ganze bei der neuen Planung berücksichtigt wird.“ In der Franz-Albert-Straße sei zudem die Zuwegung zum Grundstück schwierig. Dass das Projekt an dieser Stelle komplett begraben wird, wird aber wohl nicht der Fall sein. „Schlussendlich werden dort Häuser gebaut werden. Etwas anderes zu behaupten, wäre nicht ehrlich. Fakt ist, es gibt einen Bebauungsplan“, sagte Heike Kainz.
„Nicht schamlos sondern vorbildlich“
Christiane Schenk (SPD) plädierte für das Projekt in der Franz-Albert-Straße: „Unser Stadtviertel hat den geringsten Anteil an Sozialhilfeempfängern und an Sozialwohnungen. Es steht uns gut an, Wohnen für Alle zu unterstützen“, betonte die Vorsitzende des Unterausschusses Bildung, Familie und Soziales im BA 23. „Das Grün, um das es hier geht, ist nur vorgeschoben. Es geht im Grunde gegen die Menschen. Sie haben aber auch das Recht, hier in Allach-Untermenzing zu leben.“ Ähnlich sieht dies auch Rafael Nunez-Kraft: „Wir Münchner leben in der sichersten Großstadt Deutschlands und Allach-Untermenzing ist sicherster Stadtbezirk. Das kommt nicht von ungefähr“, sagte der Grünen-Politiker. „In anderen Großstädten werden Flüchtlinge und arme Leute an den Stadtrand gedrängt, es gibt dort eine Ghettoisierung. Wenn wir das so nicht wollen, müssen wir versuchen, das Ganze in die Stadtteile zu integrieren – so wie München das bisher auch gemacht hat. Alle, die sich hier in den letzten Jahrzehnten angesiedelt haben, wussten, dass dieses Grundstück irgendwann mal bebaut wird.“ Es sei nicht schamlos sondern vorbildlich, wenn die Stadt das Baurecht nun in Anspruch nehme, „um den ärmsten in unserer Gesellschaft ein Dach über dem Kopf zu verschaffen. Diese Menschen, und wir reden hier nicht nur von Flüchtlingen, haben ein Recht hier bei uns zu wohnen.“
Über 1.400 Unterschriften gegen das Projekt
Der Kampf der Bürgerinitiative (BI) „Erhalt der Grünfläche Franz-Albert-Straße“ und der Anwohner gegen das „Wohnen für Alle“-Projekt in der Franz-Albert-Straße geht indes weiter. „Wir haben in der Zwischenzeit über 1.400 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt“, erklärte Dr. Cornelia Schwarz-Teuber, eine der Initiatorinnen der BI. „Wenn Integration durchgeführt werden soll, dann geht das gegen die Menschen vor Ort, sondern nur mit ihnen.“ Der BA 23 plant zur nächsten Einwohnerversammlung auch Oberbürgermeister Dieter Reiter einzuladen. „Wenn er vor Ort ist, kann er sich selbst ein Bild machen, wie die Stimmung der Anwohner ist“, erklärte Victor Agerer (CSU).
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