Heftige Proteste der Anwohner
GEWOFAG stellt Neuplanung für das „Wohnen für Alle“-Projekt an der Erwin-Schleich-Straße vor
52 statt 85 Wohnungen, 32 statt 27 Stellplätze, insgesamt acht Baukörper mit einer Gebäudegröße von 16x13,5 statt 16x16 Meter Kantenlänge und Sattel- statt Mansardendächer. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG hat im Rahmen einer Infoveranstaltung die neuen Planungen und das weitere Vorgehen für ihr geplantes „Wohnen für Alle“-Projekt an der Erwin-Schleich-Straße vorgestellt. Das Baugebiet liegt zwischen der Naßlstraße, dem Kirchhoffweg und der Franz-Albert-Straße. Die bisher namenlose Erschließungsstraße, besser bekannt als Schwerdweg, ist vom Kommunalausschuss des Stadtrats nach dem Münchner Architekten, Denkmalpfleger und Architekturhistoriker benannt worden.
„Wir sprechen hier nicht über das 'ob' der Planung“, betonte Klaus-Michael Dengler, Sprecher der Geschäftsführung der GEWOFAG. Diese sei vom Stadtrat bereits beschlossen. „Wir hoffen, dass wir Ende des Jahres die Baugenehmigung bekommen und den Bau Anfang 2019 beginnen können. Die Fertigstellung ist für Ende 2019 beziehungsweise Anfang 2020 geplant.“ Der Bebauungsplan für das rund 7.000 Quadratmeter große Gebiet ist 1994 rechtskräftig, „und das ist er nach wie vor“, wie Ulrike Klar vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung erklärte.
Bebauung angepasst
Man habe, so Klaus-Michael Dengler weiter, die neue Planung den Wünschen und Anregungen der Anwohner angepasst, die diese in der ersten Infoveranstaltung im März vergangenen Jahres geäußert hatten: kleinere Baukörper, weniger Wohnungen, mehr Stellplätze, gedrehte Firstrichtung, niedrigere Gebäude und mehr Wohnungen für Familien. Zudem werden alle Häuser unterkellert. „Die Gebäude fügen sich gut in den Umgebung ein“, sagte Michael Hardi, Planungs- und Bauchef der GEWOFAG. Gebaut werden sollen zweigeschossige Häuser mit Satteldach, „so wie man es vor Ort kennt“, erklärte der Architekt. Das Projekt richte sich nach den Vorgaben des vorhandenen Bebauungsplans. „Der zentrale Anger dient als gemeinschaftliche Freifläche. Die Spiel- und Aufenthaltsbereiche im Inneren sind sowohl für die Bewohner als auch für die gesamte Nachbarschaft zugänglich und nutzbar.“ Damit bleibe die Durchlässigkeit zur Grünfläche erhalten.
„Wir haben bisher gute Erfahrungen gemacht“
Nach dem jetzigen Stand sind 13 Ein-Zimmer-, fünf Zwei-Zimmer-, 23 Drei-Zimmer- und elf Vier- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen geplant. Belegt werden sie zu 51 Prozent mit anerkannten Flüchtlingen sowie zu 49 Prozent mit förderfähigen Haushalten. „Wer einzieht, entscheidet eine Belegungskommission“, betonte Monika Betzenbichler vom Amt für Wohnen und Migration. „Wir schauen uns das im Vorfeld genau an.“ Mit der Belegung der bisherigen „Wohnen für Alle“-Projekte habe man sehr gute Erfahrungen gemacht. „Die Mischung vor Ort funktioniert. Die Menschen, die einziehen, bekommen einen ganz normalen Mietvertrag, wie er auch anderswo abgeschlossen werden würde.“ Zudem gebe es vor Ort eine soziale Hausverwaltung, Gemeinschaftsräume sowie ein Betreuungskonzept für die Bewohner.
„Fühlen uns verschaukelt“
Bei den Anwohnern stößt das Projekt nach wir vor nicht auf Zustimmung – im Gegenteil. Man fühle sich verschaukelt, erklärte Anwohner Christian Müller. Seiner Ansicht nach gebe sehr viele Widersprüche was die Planung betrifft. „Die Planung entsetzt mich“, sagte Ärztin Cornelia Schwarz-Teuber. Sie sei von deutlich weniger Wohneinheiten ausgegangen. „Wir sprechen hier von knapp 200 Menschen, die in ein Gebiet kommen, das eingekesselt ist.“ Auch die Parkplatzsituation werde schwierig. „Politik kann man nicht gegen sondern nur mit der anwesenden Bevölkerung machen.“
Auch Klaus Trapp, Seniorenbeirat für Allach-Untermenzing, lehnt die geplante Bebauung ab. „Mit dem Bau für anerkannte Flüchtlinge in dieser Größe entsteht ein soziales Ghetto“, befürchtet er und fordert stattdessen eher den Bau eines Kindergartens samt einer Freizeitfläche für Senioren vor Ort. Und Irene Dobmeier sagte: „Wohnen für Alle ist meines Erachtens eine Lüge. Denn Studenten oder ältere Menschen werden nicht berücksichtigt.“ Dies sah auch Heinz Schlick so. Mit dem Projekt „Wohnen für Alle“ werde die Münchner Bevölkerung für dumm verkauft. „Die meisten wissen gar nicht, was auf sie zukommt“, sagte der Anwohner.
„Auch die Flüchtlinge haben Angst“
Sie könne den Bürgern die Angst nicht nehmen, betonte Monika Betzenbichler. Aber man müsse das Ganze auch aus Sicht der Flüchtlinge betrachten, „denn viele von ihnen haben auch Angst. Diese Menschen möchten Fuß fassen und sind motiviert. Um gut in der Münchner Gesellschaft anzukommen, brauchen sie Hände, die ihnen gereicht werden. Die Erfahrung zeigt, dass es funktioniert, wenn die Nachbarn auf die Menschen zugehen.“
Auch der Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) wird sich nach Angaben seiner Vorsitzenden Heike Kainz noch einmal mit dem Projekt beschäftigen. „Nachdem die neuen Planungen jetzt vorliegen, werden wir eine Sondersitzung zu diesem Thema machen, in der die Anträge und Anfragen der Bürger, die uns schon vorliegen, besprochen werden“, sagte die Stadträtin. Ein genauer Termin für die Sondersitzung stehe noch nicht fest, „wird aber rechtzeitig im Vorfeld bekannt gegeben.“
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