„Ärger und Probleme“
Übergangswohnheime: Anwohner beklagen die aktuelle Situation
Anwohner der Stiegl- und der Ossannastraße kritisieren die Situation vor Ort bezüglich der beiden Übergangswohnheime als „untragbar“. Dies geht aus einem Schreiben einer Frau an das Sozialreferat hervor, das auch dem Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) in seiner jüngsten Sitzung vorlag. Das Referat, so klagt die Bürgerin, sei für die aktuelle Lage mitverantwortlich. Dieses sei froh, in der derzeitig angespannten Mietsituation in München Wohnungen für Wohnungslose zu finden. „Dabei gerät für sie völlig außer Acht, dass hier mitten in einem Wohngebiet eine Belegung und Betreuung stattfindet, die aus vielen Gründen zwangsläufig zu Ärger und Problemen führen muss“, so die Anrainerin weiter.
Beide Häuser bieten zusammen Bettplätze für 76 Personen – mit allen damit verbundenen Problemen, wie die Frau erklärt, angefangen von andauerndem Lärm bis hin zu Parkplatzproblemen und vielem mehr. „Bisher wurde von der Stadt zumindest eine Sozialarbeiterin gestellt, die sich tagsüber um die Kinder gekümmert hat. Diese Stelle ist nach Auskunft der Besitzerin gestrichen worden“, weiß die Anwohnerin. Dementsprechend habe sich folgende Situation entwickelt: „Die Kinder werden nicht mehr betreut, spielen nicht mehr auf dem Spielplatz sondern im Hof. Die Hausordnung wird nicht eingehalten, sofern sie überhaupt bekannt ist, was dazu führt, dass die Lebensqualität der Anwohner stark beeinträchtigt ist.“
„Möglichst viel Rendite“
Das einzige Interesse der Eigentümer der beiden Gebäude sei, „hier möglichst viel Rendite zu erzielen“, meint die Anwohnerin. Dazu kämen die Mieter. „Diesen ist unserer Ansicht nach nicht klar, in welcher privilegierten Lage sie sich befinden. Eine Wohnung mitten in einer Wohngegend mit überwiegend Ein- und Zweifamilienhäusern und nicht in einem Industriegebiet mit gegebenenfalls Containerwohnungen“, wie die Frau weiter betont. „Hier muss gerade bei einer so starken Belegung ein verstärkter Wert auf ein vernünftiges Zusammenleben mit den Nachbarn gelegt werden. Dies ist bei der Mehrzahl der Bewohner leider nicht der Fall."
„Reibungsloses Miteinander“
Lärm für die Anwohner gebe es nicht nur tagsüber sondern auch nachts sowie an den Wochenenden und Feiertagen. Dies mindere signifikant die Lebensqualität. Von Seiten der Nachbarn sei man der Ansicht, dass es auch anders gehe und sehe das Sozialreferat in direkter Mitverantwortung, um dafür zu sorgen, „dass das Miteinander der Parteien reibungslos und einvernehmlich funktioniert“. Die Anrainer fordern unter anderem, dass die Sozialarbeiterstelle wieder eingesetzt wird sowie eine Betreuung vor Ort nach 22 Uhr sowie an den Wochenenden und Feiertagen. „Wir plädieren auch dafür, den Vermieter in die Pflicht zu nehmen oder gegebenenfalls keine Zuweisungen an diese Einrichtung mehr vorzunehmen. Eventuell erhöht das den Druck, sich besser um die Einrichtung zu kümmern“, heißt es in dem Schreiben an das Sozialreferat weiter. „Wir wollen offen sein: Wenn die Lebensqualität der Anwohner weiterhin so signifikant eingeschränkt bleibt, das heißt sich nicht ändert, werden wir unsere Optionen prüfen und gegebenenfalls juristischen Beistand eines erfahreneren Verwaltungsjuristen zur Prüfung von rechtlichen Maßnahmen einholen.“
„Wohnen für Alle“
Die Nachbarn weisen zudem darauf hin, dass nur rund 100 Meter entfernt die neue Wohnanlage mit acht Häusern und über 60 Wohneinheiten im Programm „Wohnen für Alle“ gebaut werden soll. „Die zukünftigen Bewohner sollen dort laut aktueller Planung von Sozialpädagogen des Sozialreferats sowie von einer Hausverwaltung betreut werden“, wie die Anrainer betonen. „Leider sehen wir heute schon, was aus diesen Betreuungsangeboten werden kann, wenn sich niemand darum kümmert – sie werden abgezogen und die Bewohner und Anwohner allein gelassen.“
Bürger einbinden
Der zuständige Sachgebietsleiter des Sozialreferats habe sich wegen der aktuellen Situation in den Wohnheimen schon mit ihr in Verbindung gesetzt, erklärte Heike Kainz, die Vorsitzende des BA 23. „Das Sozialreferat versucht Verbesserungen zu erreichen. Es gibt die Idee, einen Runden Tisch zu initiieren – so ähnlich wie damals in der Schöllstraße“, so die CSU-Stadträtin weiter. „Die Anlieger haben ihr Anliegen deutlich aufbereitet. Es ist dringend erforderlich, dass man sich um die Situation vor Ort kümmert, denn die Anwohner sind sehr stark in Mitleidenschaft gezogen.“ Deshalb, so schlägt die BA-Chefin weiter vor, müsse man aktiv werden und auch die Bürger mit einbinden.
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