"Ernst ist das Leben, heiter die Kunst"
Ausstellung im Krankenhaus "Barmherzige Brüder"
Schon für Salvador Dalí und Vincent van Gogh war die Malerei ein Weg um seelische Ausgeglichenheit und Ruhe zu finden. Diesen therapeutischen Effekt machen sich heute oftmals Einrichtungen wie Krankenhäuser, Altenheime, Förderschulen und dergleichen zu Nutzen. Dass die Bilder nicht nur der Dekoration dienen, sondern viel eher das Produkt einer künstlerischen Auseinandersetzung mit der eigenen Person aber auch die Bestätigung selbst etwas geschaffen zu haben, sind, davon kann man sich im Foyer des Krankenhauses "Barmherzige Brüder" (Romanstraße 93) überzeugen.
Der therapeutische Effekt
Vergangenen Donnerstag fand die Vernissage zur Ausstellung "Aktiv durch künstlerisches Gestalten" statt, in der Bilder von Patienten aus der geriatrischen Abteilung zu sehen sind. Die Diplom-Kunsttherapeutin Gabriele Wehr, die den Malkurs anbietet, erklärte bei der Eröffnung, dass das Augenmerk des Kurses weniger auf der perfekten Umsetzung eines vorgegebenen Themas liege, sondern dass viel eher der gruppendynamische Schaffensprozess und das Erfolgserlebnis wichtig seien. Viele der Kursteilnehmer sind an Demenz erkrankt oder hatten einen Schlaganfall. Die künstlerische Betätigung hilft ihnen Selbstvertrauen zurückzugewinnen und aktiviert erwiesenermaßen das Erinnerungsvermögen. Gabriele Wehr, deren Mutter selbst an Demenz erkrankte, nimmt sich eine Stunde pro Woche Zeit um diesen Menschen eine Abwechslung zum Klinikalltag zu bieten. In dieser einen Stunde können die Kursteilnehmer ihre Krankheiten oder Einschränkungen vergessen und ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Da pro Kurs nicht mehr als sechs Personen zugelassen sind, ist eine individuelle Betreuung der Teilnehmer möglich. Immer wieder kommen Pfleger und Ärzte zu Gabriele Wehr, um ihr für ihre Arbeit und ihr Engagement zu danken. Die Patienten die an den Malkursen teilgenommen haben, seien hinterher viel ruhiger und gelöster. Und gerade die "schwierigen Fälle", die meist rastlos und nervös sind, seien leichter zu betreuen.
Abstrakt, allegorisch, metaphysisch
Mit immer neuen Themen begeistert die Kunsttherapeutin ihre Gruppe. Neben Gedichten, kurzen Texten oder aber auch einfach den Jahreszeiten sorgen eine Vielzahl von Themengebieten für Inspiration. In der Ausstellung sind Motive wie zum Beispiel farbenfrohe Schmertterlinge, Regenbogen und Blumen zu sehen. Allerdings reichen die Sujets noch weiter. So gibt es auch abstrakte, allegorische, ja sogar metaphysische Motive, die beispielsweise an die "Farbstudie Quadrate" eines Wassily Kandinskys erinnern, zu sehen. Auch zu erwähnen seien die Interpretationen zum Thema "Lebensbaum", der nicht nur als heimliches Maskottchen der Ausstellung fungiert sondern auch einen Hoffnungsschimmer für die Patienten der Geriatrie symbolisiert: Die Wurzeln fest im Boden verankert und die Zweige weit ausgestreckt, ist er das Symbol für ständige Erneuerung und Reproduktion. Noch bis zum 10. Juli kann die Ausstellung besucht werden. Wer sich für die Malkurse von Gabriele Wehr interessiert, kann sich unter www.muenchen-kunsttherapie.com informieren.
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