Hilfe für "Spielen in der Stadt"
Kulturpädagogischer Anbieter vermisst Lobby
Der Verein "Spielen in der Stadt e.V." hat den Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) um Unterstützung gebeten. Er bittet aber nicht um Geld aus dem Budget des BAs, sondern darum, dass sich die Stadtteilpolitiker an ihre Kollegen im Münchner Stadtrat wenden: Mit einem "starken Wort oder einem Schreiben an die Kollegen in der SPD- oder CSU-Fraktion" soll um erhöhte städtische Haushalts-Mittel für den kulturpädagogischen Anbieter geworben werden.
"Wir verfassen gern ein Schreiben", meinte BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne) mit einhelliger Zustimmung des Gremiums, "und das schicken wir nicht nur der SPD und der CSU, sondern an alle Stadtrats-Fraktionen."
Spielen in der Stadt e.V. ist ein anerkannter Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe, der sich seit 2002 mit kulturpädagogischen Spiel- und Bildungsangeboten aktiv für das Recht aller Kinder in München auf Spiel und kulturelle Teilhabe einsetzt. Vier hauptamtliche Mitarbeiter und rund 100 freischaffende Spiel-, Kunst-, Zirkus-, Theater-, Tanz- und Musikpädagogen schaffen jedes Jahr für rund 30.000 Kinder mobile Spiel- und Freiräume in München.
Wachsender Bedarf
"Dieses Jahr feiern wir 15-jähriges Bestehen", heißt es in dem Schreiben des Vorstands an den Bezirksausschuss. "Die Anzahl an Spielbus-Tagen, die das Stadtjugendamt im Rahmen unserer Leistungsvereinbarung finanziert, hat sich seit unserer Gründung nie erhöht, im Gegenteil, im Rahmen der Konsolidierung mussten wir die Anzahl um knapp 30 Prozent reduzieren." Gleichzeitig sei die Stadt in dieser Zeit enorm gewachsen und der Bedarf an mobilen Angeboten deshalb und aus vielen anderen Gründen (zum Beispiel fehlende Freiräume, kaum Veränderung beim Thema Chancengerechtigkeit, Inklusionsherausforderungen, Armut) stark gestiegen.
"Nicht zuletzt ist auch unser Aufgabenfeld an sich sehr gewachsen. Die Nachfrage nach ganztagsbetreuten Ferienangeboten, Kooperationen mit Ganztagsschulen, Kooperationen mit Gemeinschaftsunterkünften hat unser Aufgabenspektrum sehr verändert, ohne dass die Struktur entsprechend mitgewachsen wäre", argumentiert der Vereinsvorstand.
Tiefe Überzeugung
"Wir haben uns aus tiefer Überzeugung und hohem Idealismus stets mit vielfältigen Projektformationen für das Recht aller Kinder auf Spiel und kulturelle Teilhabe eingesetzt. Leider ist es uns bisher nicht gelungen, unsere Strukturen und Ressourcen entsprechend weiterzuentwickeln und sind nun in einer Situation, in der wir unsere Arbeit nur qualitätsvoll, professionell und gut machen können, wenn 1. das fest angestellte Team des Vereins enorm viele ehrenamtliche Überstunden leistet, 2. wir zunehmend mehr Drittmittel akquirieren und 3. an allen Ecken und Enden sparen", schildern Alexander Wenzlik, Sebastian Korp und Elisabeth Hagl die Situation. Deshalb habe man im Jahr 2016 einen "nicht unerheblichen" Erhöhungsantrag bei der Stadt München für eine deutlich bessere Absicherung und Stärkung der Struktur gestellt: "Zwar waren viele Politiker von unserer Darstellung angesprochen, aber es hat sich in den aktuellen Zeiten keine wirkliche Lobby gefunden, um unser Anliegen auch in einen Beschluss überzuführen", so der Vorstand von "Spielen in der Stadt".
Zirkuslust im Westpark
Eines der zahlreichen Angebote ist die beliebte "Zirkuslust" im Westpark, die in den Pfingstferien wieder ihre Zelte aufschlägt. Die Plätze der Ganztags-Ferienbetreuung sind längst ausgebucht, doch das Spielfest bietet Kindern von vier bis 14 Jahren und ihren Familien vom 12. bis 18. Juni täglich von 13 bis 19 Uhr viele Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten – kostenfrei und ohne Anmeldung. Das Programm bietet Zaubern, Zirkus-Malatelier, Kinder schminken Kinder, Bauklötze-Baustelle, Kinder kochen im Zirkus-Café, Jonglieren, Einradfahren, Slack Line-Parcours, Kletterwand und viel Platz zum gemeinsamen Picknicken. Ab 13.30 Uhr können Kinder ab 6 Jahren auch an Zirkusworkshops teilnehmen und noch am selben Nachmittag um 16.30 Uhr ihre neu erlernten Künste dem Publikum in der großen Manege vorführen. Die Zirkuswiese liegt im Ostteil des Westparks, Zugang über Nestroystraße und Am Westpark.
Vergangenes Jahr nutzen insgesamt 8000 Kinder das vielfältige Spiel-und Workshop-Angebot im Rahmen der „Zirkuslust“. Sie wurden durchgehend von jeweils 30 bis 40 Pädagogen betreut; mehr als 7000 Erwachsene nutzten den Aufenthaltsraum der Zeltstadt als Begleiter oder Besucher der Vorstellungen. 2016 standen im Laufe der Pfingstferienwoche insgesamt 310 Kinder als Stars in der Manege, ihre Vorstellungen begeisterten täglich rund 250 Zuschauer.
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