Auf dem Weg zur Fairtrade-School
Carl-von-Linde-Realschule baut Engagement für fairen Handel aus
Mit den Afrika-Projekttagen fing eigentlich alles an: „Wenn man mit den Schülerinnen und Schülern über die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Afrika spricht, dann diskutiert man quasi auch automatisch über das Thema fair oder eben nicht fair gehandelte Produkte“, erklärt Johanna Iberle, Lehrerin an der Carl-von-Linde-Realschule an der Ridlerstraße auf der Schwanthalerhöhe. So sei das Thema schnell auch in der ganzen Schule heiß diskutiert worden. „Wir haben mit den Schülerinnen und Schülern beispielsweise auch über die Bedingungen gesprochen, unter denen in Ostafrika Rosen für den europäischen Markt produziert werden“, so Iberle. In der dortigen Blumenindustrie arbeiten überwiegend Frauen zu Hungerlöhnen und ohne festen Vertrag. Viele leiden auch unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. „Die Schüler waren sehr entsetzt und sich einig, dass sie gegen diese schlechten Arbeitsbedingungen etwas unternehmen wollen“, so Iberle. Das Sammeln von Spenden sei zwar wichtig, aber nicht wirklich ausreichend, um die Arbeitsbedingungen vor Ort tatsächlich zu verändern. Gefragt sei stattdessen vor allem eine Bewusstheit und Nachhaltigkeit im Konsum.
Nur noch fairer Kaffee
Mit einem bunt gestalteten Stand zum Thema Fairer Handel, mit welchem sie sich auf Schulveranstaltungen, wie beispielsweise dem Abend der offenen Tür, der in der vergangenen Woche stattfand, präsentieren, wollen die Fünft- und Siebtklässler ihre Mitschüler informieren. Doch auch mit frischem Obst garnierter Fairtrade-Saft und Fairtrade-Schokolade werden hier zum Kauf angeboten. Für nur drei Euro kann man sich sogar seine eigene Fairtrade-Tasche gestalten. „Wir planen derzeit auch eine Fairtrade-AG ins Leben zu rufen, die dann zum Beispiel auch Klamotten-Tausch-Partys und ähnliches organisiert“, so Johanna Iberle. Zudem wird an der Carl-von-Linde-Realschule mittlerweile nur noch fair gehandelter Kaffee und Tee getrunken – so engagiert sich das gesamte Kollegium.
Offizielle Anerkennung
Was der Carl-von-Linde-Realschule nun nur noch fehlt, ist die offizielle Anerkennung und Auszeichnung als so genannte Fairtrade-School durch den Verein TransFair. Schulen, welche die Auszeichnung erhalten wollen, müssen fünf Kriterien erfüllen: Neben der Gründung eines Fairtrade-Schulteams wird auch die Erstellung eines Fairtrade-Kompasses verlangt, in welchem unter anderem erklärt wird, dass Fairtrade-Produkte in der Schule wo immer möglich zur Verfügung stehen. Auch der Verkauf und Verzehr von Fairtrade-Produkten sowie die Behandlung des Themas Fairtrade im Unterricht und die Organisation von Schulaktionen zum Thema Fairtrade müssen gewährleistet sein. „Inzwischen haben wir alle Materialen zusammengestellt, an TransFair geschickt und hoffen auf baldige Anerkennung“, so Lehrerin Verena Thoennessen. Die Carl-von-Linde-Realschule wäre damit eine der ersten Fairtrade-Schools in Bayern und die erste Schule dieser Art in München. Mehr zur Kampagne auch unter www.fairtrade-schools.de im Internet.
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