Abschied von Lutz Röhmuß
Kulturkeller-Chef starb mit 61 Jahren "mit einem Lächeln"
Drei Tage vor seinem Tod hat er noch mitgemacht, bei einer kleinen Jamsession auf der Palliativstation des Krankenhauses Barmherzige Brüder. Eine Woche später, am Faschingssamstag, kamen Familie, Freunde, Weggefährten, Musiker im Kulturkeller zusammen zu einer würdigen Abschieds-Jam in Gedenken an Lutz Röhmuß. So hatte der Gründer der Westend-Jam und Vorsitzende des Vereins "Kultur- und Vereinskeller d'Schwanthalerhöh' e.V." sich das gewünscht.
"Viele Musiker haben heute keine Zeit, weil sie einen Auftritt haben", erklärt Günther Klingler, der sich im Verein ums Booking kümmert. Dennoch ist der Kellerraum rappelvoll. In den Jahrzehnten in der Münchner Musikszene hat Lutz Röhmuß richtig viele Kontakte und Freundschaften geknüpft.
Seine Tochter Luise eröffnet den Abend: "Die Bühnenerfahrung hat mein Papa leider nicht an mich weitergegeben", entschuldigt sie sich. "Ich bin stolz darauf, was er hier alles aufgebaut hat und bedaure jetzt, nicht öfter hier gewesen zu sein, an dem Ort, den er so liebte", sagt sie, um Fassung ringend. Anja Quast nimmt sie in den Arm. Sie ist nun zur ersten Vorsitzenden des Vereins geworden und hat den Abend mitorganisiert.
Innerer Frieden
Von Nah und Fern sind die Freunde angereist, bis aus Ungarn kam Hannah Richardson, die früher in München Konzertveranstalterin war und Lutz schon aus seinen Zeiten im Neuhausener Blues-Club "Hide-Out" kannte, den er von 2000 bis 2004 geführt hatte. "Ich glaube, es gibt wenig Menschen, die mit dem nahenden Tod so umgehen können wie er das gemacht hat. Hochachtung!", sagt sie. "Wie er abgeschlossen hat und zufrieden aus dem Leben gegangen ist – da war ein innerer Frieden, weil er stolz auf das war, was er geschafft hat. Bei unserer letzten Begegnung haben wir auch viel gelacht."
Er brachte Menschen zusammen
Günther Klingler blickt zurück: "Er hatte die Fähigkeit, Leute zusammenzubringen. Er hat Musiker ermutigt, auf die Bühne zu gehen, hat Erfahrene mit dem Nachwuchs zusammengebracht, hat Auftrittsmöglichkeiten für junge Bands geschaffen. Er hatte immer ein Lächeln im Gesicht und hatte Ausstrahlung. Und sein Spruch war: Lasst euch nicht erwischen".
Rückgrat der Westend-Jams
Lutz Röhmuß wurde am 22. August 1957 in Leipzig geboren. Direkt nach dem Mauerfall kam er nach München. Hauptberuflich war er Meister der Veranstaltungstechnik und beim Kulturamt der Stadt Freising angestellt. Schlagzeug spielte er leidenschaftlich und in verschiedenen Bands. 2006 war er Mitgründer der Westend-Jams im Kulturkeller und, so formuliert es Anja Quast, in all den Jahren auch das "Rückgrat" des wöchentlichen Musikertreffs im Keller des Rückgebäudes Westendstraße 76. Als Vorsitzender des Kulturkeller-Vereins steckte er auch jede Menge ehrenamtliche Arbeit in Dinge wie Programmgestaltung, Verträge, Buchhaltung oder Gema-Meldungen. Von der Krebs-Diagnose Ende 2018 bis zu seinem Tod am 26. Februar 2019 vergingen nur einige Wochen.
Bei den Vereinswahlen im Sommer 2018 ließen sich auch Anja Quast, Gertrud Schatzlmayr und Hartmut Schieder in den Vorstand wählen, die die Vorstandsarbeit jetzt ohne Lutz Röhmuß weiterführen. Und auch die Westend-Jams leben weiter: Am 22. März wird deren dreizehnter Geburtstag gefeiert.
Abschiedsworte
Bei der Abschieds-Jam wird geredet, auch gelacht, Musik gemacht, Erinnerungen ausgetauscht. An den Wänden hängen jede Menge Fotos von Lutz Röhmuß. Das Blumengesteck am Bühnenrand hat Schatzmeisterin Gertrud Schatzlmayr noch mit Drumsticks gekrönt. Auf den Tischen liegen Schwarz auf Weiß die Zeilen, die Lutz Röhmuß seinen Freunden hinterlassen hat: "Liebe Freunde, meine Zeit ist gekommen. Wann ist schon der richtige Zeitpunkt? Ich durfte den Zusammenbruch der DDR und 30 Jahre in Freiheit erleben, neue Länder und Kulturen kennenlernen und weltweite Freundschaften schließen. Welch ein großes Gut, das ich nie als selbstverständlich angesehen habe. Ich habe einen großen Freundeskreis, auf den ich sehr stolz bin. Ich durfte mich einbringen und Menschen zusammenführen. Ich bin gesegnet. So kann ich auch mit gutem Gewissen und einem leichten Lächeln gehen (...)."
Die Trauerfeier am Westfriedhof ist für den 1. April angesetzt.
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