„Wir brauchen klare Kriterien“
Gewerbegebiet soll nachhaltig gestaltet werden
Das bereits beschlossene neue Gewerbegebiet an der Schleißheimer Straße nachhaltig zu gestalten ist das Anliegen eines gemeinsamen Antrags der Grünen und dem Bündnis für Karlsfeld. Ein zu entwickelnder Kriterienkatalog soll dem Planungsbüro als verpflichtende Grundlage für seine Planungen dienen. Um dafür zu sorgen, dass ökonomische, soziale und ökologische Gesichtspunkte auf dem Weg zu einem erfolgreichen Gewerbegebiet berücksichtigt werden, brauche es klare Kriterien. Diese Kriterien soll der Gemeinderat nach dem Willen der Grünen und des Bündnisses aufstellen. Alle Maßnahmen von der Gestaltung bis zur Vergabe der Grundstücke sollen sich anschließend an diesen Kriterien orientieren. Dieser Ansatz sei wissenschaftlich erforscht und erfolgsversprechend.
„Das Gewerbegebiet an dieser Stelle zu verhindern war uns nicht mehr möglich, weil es bereits vor mehreren Jahren mit den Stimmen der CSU-Mehrheit im Gemeinderat beschlossen worden war. So bleibt heute ein Gestaltungsauftrag“, betont Michael Fritsch, der Klimaschutzreferent und Fraktionssprecher der Grünen im Gemeinderat. „Dabei kommt es neben ökologischen Aspekten auch darauf an, ein ökonomisches Ökosystem zu schaffen. Also Unternehmen anzusiedeln, die durch eine Wertschöpfungskette miteinander verbunden sind. Das reduziert die Transportwege, erhöht die Produktivität und steigert die Ertragskraft der Betriebe. Damit führt dieser erhebliche Eingriff in die letzten Grünflächen Karlsfelds zumindest zu mehr Gewerbe(steuer).“
Ökonomisch, sozial und ökologisch
Grundsätzlich sollen in nachhaltigen Gewerbegebieten ökonomische, soziale und ökologische Gesichtspunkte berücksichtigt werden, erklären die beiden Parteien in ihrem gemeinsamen Antrag. „Soziale Aspekte sind zum Beispiel die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr, günstige Bedingungen für Radfahrerinnen und Radfahrer, Kinderbetreuung oder Inklusion. Außerdem sollen die Gewerbetreibenden durch Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur dazu angehalten werden, miteinander zu kommunizieren und zu agieren, um ihre eigenen Prozesse nachhaltig auszugestalten“, heißt es weiter.
Ressourcenschonende Energieversorgung
Ökologische Gesichtspunkte seien beispielsweise eine möglichst geringe Versiegelung, die Anpflanzung heimischer robuster Pflanzen, die wenig Dünger und Pflanzenschutzmittel benötigen und an die Gegebenheiten der Klimaveränderung angepasst sind, größere Mahd-Intervalle, tierfreundliche und energiesparende Beleuchtung, die Anlage von Biotopen und Trockenmauern, Fassaden- und Dachbegrünung, ressourcenschonende Energieversorgung und viele weitere Möglichkeiten mehr.
„Existenzielle Quelle lokaler Wertschöpfung“
„Gewerbegebiete sind für alle Kommunen eine existenzielle Quelle lokaler Wertschöpfung. Gleichzeitig stehen sie für großflächige Inanspruchnahme und Versiegelung von Flächen mit nachteiligen Folgen für Ökosysteme und Klima“, betonen die Grünen und das Bündnis für Karlsfeld in der Antragsbegründung. Diese seien bei dem geplanten Gewerbegebiet an der Schleißheimer Straße vor allem der Grünzug als Frischluftschneise und Naherholungsgebiet sowie der Artenschutz, insbesondere die höchstgeschützte Libellenart Helm-Azurjungfer.
„Deutlicher Wettbewerbsvorteil“
Immer mehr Unternehmen seien sich ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung bewusst und erkennen die Notwendigkeit und den Nutzen, die ein repräsentativer Unternehmenssitz in einem grünen und ökologisch nachhaltig gestalteten Umfeld biete. Dies fließe dann auch in deren Standortentscheidung mit ein. Hieraus ergebe sich ein deutlicher Wettbewerbsvorteil des neuen Gewerbegebiets gegenüber anderen konkurrierenden Standorten.
„Sinnvoller Kompromiss“
Die Gestaltung des Gewerbegebiets unter nachhaltigen Gesichtspunkten ermögliche einen sinnvollen Kompromiss zwischen den berechtigten Interessen der Bewahrung des ökologisch und klimatisch wertvollen Grünzugs und der ökonomischen Notwendigkeit, in Karlsfeld weitere Gewerbeflächen zu erschließen, um die Einnahmensituation der Kommune langfristig zu verbessern. Die Rücksichtnahme auf die erhaltenswerte Natur in Verbindung mit einem anschließenden Naherholungsgebiet erhöhe die Akzeptanz in der Bevölkerung, bei der dieses Gewerbegebiet unverändert stark umstritten sei.
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