Schwieriges gemeinsam durchstehen
Selbsthilfegruppen stellen sich und ihre Möglichkeiten vor
Laden zum Selbsthilfetag ein (von links): Matthias Winter (Sozialreferat Stadt München), Klaus Grothe-Bortlik (Geschäftsführer Selbsthilfezentrum), Yusir Alshorofey (Gruppe "Kreativ und selbstbewusst), Horst Dillschnitter (Arbeitskreis Pankreatektomierte), Werner Barz (Selbsthilfegruppe Nahtod-Erfahrung), Uwe Wildberger (Junge Aphasiker / Schlaganfall). (Foto: job)
Ob seltene Krankheit oder persönliche Lebensfrage, ob Allergie, Mobbing, Sucht oder Linkshänder: Selbsthilfegruppen bieten Betroffenen und ihren Angehörigen einen geschützten Rahmen, in dem sie sich austauschen und ihre Erfahrungen teilen können. Sie sind oft Experten in eigener Sache geworden, deren Wissen vielen anden weiterhilft. Wohl an die 50.000 Menschen sind in München in solchen Gruppen dabei.
Etwa 1.300 Selbsthilfegruppen gibt es in München: Sie bieten eine Fülle von Hilfe in Bereichen wie Gesundheit, Soziales und Migration. In diesen Gruppen schließen sich Menschen freiwillig zusammen, um schweire Lebenssituationen gemeinsam zu bewältigen. Sie ergänzen damit das Angebot professioneller Dienste und des medizinischen Systems Das Selbsthilfezentrum (Westendstraße 68) unterstützt diese Gruppen mit Beratung, Räumen und Öffentlichkeitsarbeit. Es existiert seit 1985.
Das Selbsthilfezentrum organisiert am Samstag, 6. Juli, den Selbsthilftag auf dem Marienplatz. Von 10.30 bis 16.30 Uhr zeigen dort fast 70 Gruppen, Vereine und Initiativen ihre Arbeit.
Mutmacher mit großem Erfahrungsschatz
"Die Stadt steht fest hinter der Selbsthilfe", unterstrich Stadtrat Christian Müller bei der Ankündigung des Selbsthilfetages. Er dankte dem Selbsthilfezentrum und den in den Gruppen Enagierten: "Sie tragen dazu bei, dass die Selbsthilfe ein wesentlicher Bestandteil der sozialen Landschaft in München ist." Dank der Gruppen können sich Menschen in Situationen geborgen fühlen, in denen es ihnen nicht sehr gut geht.
In Selbsthilfegruppen sind die Mitglieder keine Patienten oder Klienten, sondern "Gleiche unter Gleichen", sagte Matthias Winter (städt. Sozialreferat). Der große Erfahrungsschatz der Menschen, die sich hier auf Augenhöhe und in einem geschützten Raum begegnen, sei wichtig. Die Stadt München fördert viele dieser Gruppen.
"Die Selbsthilfe ist vielfältig", unterstrich Klaus Grothe-Bortlik (Geschäftsführer Selbsthilfezentrum), Wesentlicher Punkt sei, dass die Gruppen sich eienständig und selbstbestimmt organisieren. "Da kommt niemand von außen und sagt: 'Sie müssen ...'" Vor allem aber machen die Menschen in den Gruppen all denen Mut, die sich in ähnlichen Situationen befinden.
Dass dies so ist, erlebt Werner Barz (Leiter der Selbsthilfegruppe Nahtod-Erfahrung) immer wieder: "Die Nahtod-Erfahrungendie unsere Mitglieder gemacht haben, ist überwältigend", erzählt er, "man kann das Erlebte nicht mit Worten schildern!" Daher sprechen viele Betroffenen nicht darüber. Die Selbsthilfegruppe öffnet ihnen den Weg aus dieser Einsamkeit: "Wenn Betroffene in dieser Gruppe nach 30 Jahren das Erlebte endlich in Worte fassen können, gibt ihnen das ihre Integrität zurück - und das Wissen, dass sie nicht 'verrückt' sind!"
70 Gruppen vor Ort
Fast 70 Gruppen sind mit Ständen auf dem Marienplatz vertreten, darunter sind:
FÖBE - Förderstelle für Bürgerschaftliches Engagement
Nahtod-Erfahrung Selbsthilfegruppe
Kreuzbund
Anonyme Spieler
Diabetes Selbsthilfegruppe
Osteoporose Selbsthilfegruppe
Schlaganfall Selbsthilfegruppe
ADHS im Erwachsenenalter
Anonyme Alkoholiker
Wohnen ohne Auto
Schwerhörigenverein
Selbsthilfegruppe Redeangst und Lampenfieber
Tinnnitus Selbsthilfe mamazone - Frauen und Forschung gegen Brustkrebs
Bedingungslose Pflege
Allergie Selbsthilfegruppe
Deutsche Rheuma-Liga
Sarkoidose-Netzwerk
Väteraufbruch für Kinder
Münchner Bündnis gegen Depression.
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