Ein Herz für Kinder schlägt nicht mehr
Zum Tode von Erwin Ritthaler, dem Gründer des Weißblauen Bumerangs
"Auch im reichen München leben arme Kinder", darauf wies Erwin Ritthaler immer wieder hin. Vor knapp 15 Jahren gründete der resolute Münchner aus Laim den Weißblauen Bumerang, ein loses Netzwerk von Helfern und Sponsoren, das Ausflüge, Feste und andere Aktionen für benachteiligte Kinder in der Landeshauptstadt auf die Beine stellt und durchführt. Damals wurde das Thema Kinderarmut nur am Rande diskutiert, und so wandte sich Erwin Ritthaler irgendwann an die Münchner Wochenanzeiger, um den Weißblauen Bumerang bekannter zu machen und mehr Unterstützer für die gute Sache zu finden.
Es entstand eine langjährige redaktionelle Begleitung des Helferkreises, dessen Motor, unermüdlicher Kämpfer und erster Ansprechpartner stets Erwin Ritthaler blieb. Er telefonierte, organisierte und war immer an vorderster Front mit dabei, wenn es darum ging, Kindern, die sonst wenig Abwechslung haben, ein paar fröhliche Stunden zu bereiten. Kein Weg war ihm dafür zu weit. Ein Kinderlachen war für ihn das schönste Geschenk.
Im Laufe der Zeit wurde das Netzwerk immer dichter geknüpft und sogar die Münchner Politik nahm von dem kleinen, aber sehr aktiven Kreis Notiz. Bundestagsabgeordnete, Stadträte und Bezirksausschussmitglieder sind inzwischen bei den offiziellen Feiern des Weißblauen Bumerangs mit dabei, um die Wichtigkeit dieser ehrenamtlichen Tätigkeit zu unterstreichen.
Geld, das an den Bumerang gespendet wird, kommt direkt Projekten von Jugendhilfeorganisationen zu Gute, denn Erwin Ritthaler wollte nicht, dass der Erlös durch irgendeinen Verwaltungsaufwand geschmälert wurde. "Alles für die Kinder" war sein Motto. Aus diesem Grunde wurde der Bumerang auch nie zu einem Verein. Die freiwillige Hilfe stand und steht über allem. "Jeder darf, keiner muss", gab Erwin Ritthaler als Devise aus. Menschen, die sich durch ein Engagement im Weißblauen Bumerang lediglich profilieren wollten, hatten schlechte Karten, denn instrumentalisieren ließen sich der Bumerang und sein Gründer nie. Mit seiner direkten, sehr unverblümten Art hat Erwin Ritthaler viele Herzen gewonnen, aber auch manche Leute in die Flucht geschlagen – und um die war es dann auch nicht schade, das hat er mehr als einmal deutlich gemacht.
Als immer mehr Kinder in den Flüchtlingsunterkünften in München eine Bleibe fanden, begann der Weißblaue Bumerang Geschenkaktionen zu Weihnachten zu organisieren. Viele Münchner Bürger haben in den letzten Jahren ein Weihnachtspaket gepackt, das dann ein Bub oder Mädchen mit leuchtenden Augen an Heilig Abend ausgepackt hat. Manchmal war es wohl das einzige Geschenk, das dieses Kind am Fest der Liebe erhalten hat.
Erwin Ritthaler hat die Pakete jedes Jahr an den verschiedenen Annahmestellen in der Stadt abgeholt und zu den Gemeinschaftsunterkünften oder zu den entsprechenden Familien gebracht. Auch noch vor einigen Wochen, schon tief gezeichnet von seiner schweren Krankheit, war er – unterstützt von seiner Frau Luise – unterwegs, um ein Lächeln in die Kinderaugen zu zaubern. Diesmal wurde bei der Weihnachtsaktion sogar ein neuer Rekord aufgestellt: Es konnten über 2.000 Päckchen verteilt und 55 persönliche Wünsche von sozial benachteiligten Kindern in und um München erfüllt werden.
Dass es für ihn das letzte Mal sein würde, das hat er gewusst. Am 17. Januar ist Erwin Ritthaler seinem Krebsleiden erlegen. Es bleibt zu hoffen, dass seine Energie und seine Unermüdlichkeit eine Fortsetzung finden – für alle Kinder in München, die jenseits der Wohlstandsgesellschaft leben.
Die Beisetzung findet am Donnerstag, 15. Februar, um 11.15 Uhr im Waldfriedhof statt.
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