Alte Fahne – neuer Verein
In Laim ist ein Veteranen- und Kriegerverein gegründet worden
Eine Fahne gehört zu jedem ordentlichen Verein. Traditionell und überhaupt. Das ist auch in Laim so. Beim Festumzug zur Eingemeindung Laims nach München vor 110 Jahren wurde die schwere kostbare Fahne des „Veteranen- und Kriegervereins Laim“ im Mai dieses Jahres zum ersten Mal stolz präsentiert. Hans Rotter, Vorsitzender der Laimer Maibaumfreunde, hatte „das Tuch” auf dem Dachboden der Kirche „St. Ulrich” entdeckt. Was kaum jemand wusste, den 1890 gegründeten Verein gab’ es gar nicht mehr. Irgendwann war er irgendwie erloschen. Seine Fahne aber stand plötzlich, im wahren Sinne des Wortes, wieder im Raum. Für eine Handvoll Laimer lag’s da nahe, dem Verein wieder Leben einzuhauchen: Der „Veteranen- und Kriegerverein Laim“ wurde aus der Taufe gehoben.
Vorsitzender und Mitbegründer des neuen „alten Vereins” ist Gerhard Krämer, Peter Stöckle ist sein Stellvertreter. Krämer: „Neben der Pflege des Vereinslebens besteht der Sinn der Wiederbegründung darin, an die Opfer der Weltkriege zu erinnern.“ Das solle alljährlich am Volkstrauertag dadurch geschehen, dass an der Gedenkstätte für Gefallene bei der katholischen Kirche St. Ulrich ein Kranz niedergelegt wird. Darüber hinaus werde es in der evangelischen „Paul-Gerhardt-Kirche“ und den katholischen Gotteshäusern „Namen-Jesu” sowie „Zu den Heiligen zwölf Aposteln” ökumenische Andachten geben. Der Verein, so Krämer, stehe für alle Bürger in Laim offen, die das Andenken an die Kriegsopfer in aller Welt als Mahnung zum Frieden wach halten wollen. Zudem setze er sich dafür ein, die Gedenkstätten in Laim zu erhalten und zu pflegen.
„Reges Vereinsleben“
Laimer Teilnehmer am Deutsch-französischen Krieg von 1870/71, die den Schrecken des „Feldzuges” überlebten, hatten 1890 den ursprünglichen Verein gegründet, um an gefallene Kameraden zu erinnern. Bis 1941 gab es ein reges Vereinsleben. So war es dem Laimer Wochenblatt zu entnehmen. 1941 wurden alle Vereine aufgelöst und dem Nazi-Irrsinn untergeordnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg gerieten dann die Veteranen in Vergessenheit. „Durch die Kriegswirren des Zweiten Weltkrieges wurde ein der Auflösung gleichkommender Zustand herbeigeführt“, ist dazu in der Satzung des neuen Vereins zu lesen. Nur die Vereinsfahne hat die Zeiten überdauert. Sie soll in Zukunft bei feierlichen Anlässen und bei der Beerdigung von Vereinsmitgliedern präsentiert werden.
Zu Kaisers Zeiten zählten Kriegervereine zu den „vaterländischen Verbänden“, die sich als Gegner der aufkommenden Sozialdemokratie verstanden. Mitgliedern der SPD war der Eintritt in Kriegervereine verboten. Die Vereine wurden zum Instrument, mit dem die Sozialdemokratie bekämpft wurde. Nationalistisches Gedankengut habe in dem neuen Verein absolut nichts zu suchen, betont Krämer. „Auf keinen Fall wollen wir in eine rechte Ecke gestellt werden. ‚Braune’ und ‚Ewig Gestrige’ haben in unseren Reihen nichts zu suchen.“ Die Rede zum Totensonntag im November, an dem Kränze an den Gedenkstätten niedergelegt werden sollen, hat Krämer bereits geschrieben. Darin wird auch der jüngsten Kriegsopfer, etwa denen in Afghanistan und im Irak gedacht. Krämer: „Es sterben wieder junge Menschen für die Bundesrepublik.“
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