Unser Tipp der Woche
Bleigießen an Silvester
Der letzte Tag des Jahres hat für viele etwas Mystisches. In der Regel sitzt man mit der Familie, Freunden und/oder Bekannten beisammen, genießt ein leckeres Abendessen – meistens Raclette oder Fondue – und unterhält sich dabei über das vergangene Jahr. Was hat man erreicht und was nicht? Was waren lustige oder traurige Erlebnisse? Welche guten Vorsätze hat man für das kommende Jahr? Währenddessen hört man draußen schon vereinzelt Böller knallen; irgendwie ist man entspannt und doch ganz hibbelig. Ich persönlich durchlebe dabei immer ein Auf und Ab der Gefühle – ein wenig Melancholie gemischt mit Vorfreude auf die Zukunft. Weil ich aber ein sehr neugieriger Mensch bin, mache ich mir gern vorab ein Bild davon, was möglicherweise auf mich zukommen wird. Wie? In Form von Interpretation. Daher ist Bleigießen an Silvester bei mir längst schon Tradition geworden.
Das Bleigießen ist eine Art Orakel. Es war aber schon bei den alten Römern verbreitet, die als erstes Volk in größerem Maßstab die Bleiverhüttung betrieben. Bleistücke werden in einem Löffel über einer Kerze erhitzt, bis sie eben geschmolzen sind. Das geschmolzene Metall wird sodann in eine bereitgestellte Schüssel mit kaltem Wasser gegossen, wo es sofort zu bizarren Formen erstarrt. Die Gestalt und der Schattenwurf der erstarrten Bleistücke wird zum Wahrsagen verwendet, indem man frei assoziiert: Positive Formen deuten auf gute, negative Formen auf schlechte Ereignisse oder Gegebenheiten hin. Zur Vereinfachung der Deutung, wird den handelsüblichen Silvesterblei-Packungen Bedeutungslisten beigegeben, die Hinweise zur Interpretation geben.
Natürlich dient das Bleigießen an Silvester nur der Belustigung und wird von mir nicht ernsthaft betrieben. Aber besonders in der Gruppe ist es ein Spaß, auf den man auf keinen Fall verzichten sollte.
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