Tölzer Knabenchor sucht den Superstar
Der Chor auf neuen Wegen: Großer Wettbewerb für alle Buben aus der 1. und 2. Schulklasse
Der Tölzer Knabenchor ist einer der renommiertesten Knabenchöre im deutschsprachigen Raum mit Auftritten in der ganzen Welt. Anders als bei den meisten Chören sind die Buben hier aber nicht in einem Internat untergebracht, sondern leben zuhause bei ihren Familien und kommen zur Stimmbildung und zu den Proben in die Unterrichtsräume in der Tölzer Straße in Obersendling. Durch die hohe Qualität der Stimmbildung und des Unterrichts, aber auch durch die Begeisterung und den Ehrgeiz der Kinder gehört der Tölzer Knabenchor nun schon seit 65 Jahren zur Top-Liga der Chormusik.
Um Nachwuchs zu finden, besuchten die Chorlehrerinnen und -lehrer jedes Jahr die örtlichen Grundschulen und veranstalteten ein Vorsingen in den Klassen. Besonders musikalische Kinder wurden anschließend zu einer weiteren Probe eingeladen. Rund 60 Buben konnten so jedes Jahr beim Tölzer Knabenchor aufgenommen werden.
Wer wird der Superstar?
In Zeiten von Corona war ein solches Vorsingen leider nicht möglich. "Wir wollen aber trotzdem auf uns aufmerksam machen", sagt Geschäftsführerin Barbara Schmidt-Gaden. Deshalb geht der Chor nun neue Wege und veranstaltet unter dem Motto "Tölzer Knabenchor sucht den Superstar" einen Wettbewerb. Mitmachen können alle Buben der 1. und 2. Klassen aus München und Umgebung. Wer teilnehmen will, muss lediglich ein deutsches Weihnachtlied – mit oder ohne Begleitung – singen und dies auf Video aufnehmen. Bis zum 31. Dezember (Einsendeschluss) kann die Aufnahme dann z.B. über wetransfer an superstar@toelzerknabenchor.de geschickt werden.
Zu gewinnen gibt es als 1. Preis eine kostenlose Mitgliedschaft im Tölzer Knabenchor bis Sommer 2022, inklusive wöchentlicher Proben und Gesangsunterricht sowie die Teilnahme an einem Konzert, vielleicht sogar mit Solo-Auftritt. Der 2. Preis ist eine Reise zu einer Vorstellung der „Zauberflöte“ von Mozart (die Tölzer singen die Partie der drei Knaben) für drei Personen, einschließlich Fahrt sowie Übernachtung. Als 3. Preis winkt eine Gesangsstunde bei Christian Fliegner, dem Leiter der Ausbildungsabteilung.
Der Wettbewerb sei mal etwas anderes und außerdem eine "witzige Idee", meint Barbara Schmidt-Gaden und fügt hinzu: "Ein deutsches Weihnachtslied deshalb, weil wir feststellen mussten, dass viele Kinder diese oft nicht mehr kennen. Und wir stehen doch in einer Tradition, die wir weiterführen wollen."
Künstlerischer Leiter
Neue Wege geht der Chor nicht nur bei der Nachwuchssuche. So konnte mit Prof. Michael Hofstetter im Sommer ein neuer künstlerischer Leiter von Rang gefunden werden. Der langjährige Chefdirigent verschiedener bekannter Orchester wird sich in den kommenden Jahren um die künstlerische Ausrichtung des Chores und vor allem um den Chor 1, den Konzertchor, kümmern, der bei Konzert- und Opernauftritten sowie bei Fernseh- und CD-Produktionen mitwirkt. Nötig geworden war die Neubesetzung, da der bisherige Leiter Dr. Clemens Haudum, der mit Christian Fliegner seit 2014 eine Doppelspitze bildete, sein Theologiestudium wieder aufgenommen hat und nun nur noch als Stimmbildner zur Verfügung steht.
Der Tölzer Knabenchor sei damit gut aufgestellt, betont Barbara Schmidt-Gaden. "Christian Fliegner kann sich wieder mehr auf sein Hauptgebiet, die pädagogische Arbeit, konzentrieren, und Prof. Hofstetter koordiniert und dirigiert die Konzerte. Er hat auch tolle, neue Ideen, was das Repertoire betrifft."
Umzug im kommenden Jahr
Viel Neues erwartet den Chor auch, wenn er im Herbst 2022 nach Unterföhrung ins ZDF-Gebäude umzieht. "Die Räumlichkeiten dort sind perfekt", freut sich Barbara Schmidt-Gaden. Das jetzige Domizil in Obersendling sei schon lange zu eng, und durch einen Kabelschacht übertrage sich der Schall in alle Zimmer. Im neuen Haus würden zwischen den Gesangszimmern Garderoben und Materialräume angeordnet, so dass immer ein Puffer da sei. Außerdem gebe es eine Kantine im Gebäude, genügend Parkplätze und eine gute Anbindung. Die S-Bahnstation sei zu Fuß nur fünf Minuten entfernt.
Auf Spenden angewiesen
Eine große Sorge gibt es allerdings – wie bei vielen Sängern und Musikern – auch beim Tölzer Knabenchor. Durch den Lockdown und die damit verbundene Absage vieler Konzerte und Aufführungen sind ein Großteil der Einnahmen weggebrochen. Und jetzt im Zuge der hohen Inzidenzwerte häufen sich die Absagen wieder. Man werde nochmal bei den öffentlichen Stellen um Unterstützung bitten, erklärt Barbara Schmidt-Gaden. Der Chor freue sich aber auch über jede Spende von Musikliebhabern, um die Arbeit fortsetzen zu können. Näheres dazu findet man unter www.toelzerknabenchor.de in der Rubrik Förderer.
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