"Schmetterlinge im blühenden Efeu"
Klaus Grothe-Bortlik, Geschäftsführer des Selbsthilfezentrums München
"Worüber haben Sie sich im zu Ende gehenden Jahr besonders gefreut?" Das ist eine sehr ermunternde Frage der Münchner Wochenanzeiger, denn die Freude stand in den letzten Monaten nicht gerade an erster Stelle und will in diesen Zeiten gesucht werden. Ich finde meine persönliche Freude, wenn ich sehe, dass sich heuer wieder mehr Schmetterlinge im blühenden Efeu getummelt und die Bienen heftig gesummt haben oder ich einer guten Freundin in schweren Zeiten etwas unter die Arme greifen konnte. Hier schließt sich auch meine „berufliche Freude“ an, denn die Menschen in den Selbsthilfegruppen haben sich auch in der Krise weiterhin gegenseitig unter die Arme gegriffen und sind so gut es ging in Kontakt geblieben. Das ist bei einer Suchtgefährdung, einer psychischen oder chronischen Erkrankung geradezu lebensnotwendig. Die Gruppen geben sich gegenseitig Halt und Unterstützung, nehmen den persönlichen Druck und entlasten im oft schwierigen Alltagsgeschäft – und es bedeutet ein bisschen weniger Einsamkeit, ein bisschen mehr Freude für viele, die allein leben und keine nahen Verwandten oder Freundinnen und Freunde haben.
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