Qualen in Zahlen
Laut PETA Deutschland stammen über 50 Prozent der weltweit gehandelten Pelze aus Europa. Bei Nerzen liegt der europäische Marktanteil sogar bei 85 Prozent. In der EU ist der Import und Handel mit Robben-, Hunde- und Katzenfellen zwar verboten, "die Formulierungen in der EU-Verordnung sind jedoch an vielen Stellen sehr schwammig", sagt Kristina Berchtold vom Tierschutzverein München. "Noch dazu müssen Produkte, die zu mehr als 20 Prozent aus Teilen tierischen Ursprungs bestehen, nicht gekennzeichnet werden. Es lässt sich also auch nicht unbedingt nachvollziehen, welches Tier für das Accessoire gestorben ist", warnt die Tierschützerin. Und so setzte die Pelzindustrie 2019 in Deutschland laut Statista (2021) die unglaubliche Summe von 35,6 Millionen Euro um.
In Europa sind Pelzfarmen in Luxemburg, Österreich, Großbritannien, Tschechien, Kroatien, Slowenien, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Mazedonien bereits verboten. Bis 2020 waren die Niederlande der zweitgrößte Nerzproduzent. Wegen der nachgewiesenen Corona-Infektionen bei etlichen Tieren und der Übertragung auf den Menschen, mussten die letzten Farmen vor zwei Jahren schließen. In Belgien soll die Pelztierzucht 2023 enden, in der Slowakei sind Pelztierfarmen ab 2025 verboten. Norwegen beendet das Tierleid voraussichtlich im Jahr 2025.
In Deutschland gibt es seit 2019 keine Pelztierfarmen mehr und auch die Zahl der Kürschner, also der Handwerker, die Tierfelle zu Pelzbekleidung und anderen Produkten verarbeiten, hat in den vergangenen Jahren stark abgenommen. "Laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks gab es 2011 noch 358 Betriebe mit 1.243 Kürschnern. Bei der jüngsten Erhebung von 2019 waren es noch 189 Betriebe und 677 Kürschner", fasst Berchtold zusammen.
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