Mode und Lyrik nach der französischen Revolution
Orag und Münchner Stadtmuseum mit Kalender für 2018
In ihren gemeinsam gestalteten Jahreskalendern, die Mode und Lyrik in verschiedenen Epochen zum Thema haben, gehen die Orag, Bayerische Schneidereigenossenschaft eG, und das benachbarte Münchner Stadtmuseum Schritt für Schritt in der Zeit zurück. Nach der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, der Gründerzeit und dem Biedermeier ist es nun der Zeitgeist zwischen 1790 und 1820 – von der Revolution zum Empire, der in Bilddarstellungen und Gedichten für den Jahreskalender 2018 heraufbeschworen wird.
Lithografien, Radierungen und Kupferstiche
Entstanden ist erneut ein kleines Schmuckstück für die Wand, das Einblick in eine längst vergangene Epoche gibt. Dr. Esther Sophia Sünderhauf, die Leiterin der zum Stadtmuseum gehörenden Von Parish Kostümbibliothek, und Viktoria Cordts haben die Darstellungen – Lithografien, Radierungen und Kupferstiche – ausgewählt und erläutert. Der Prokurist der Orag, Heinz Hußmann, hat sie mit passenden Gedichten aus der Zeit der Romantik von Novalis, Eichendorff, Chamisso, Brentano und anderen Dichtern kombiniert.
Zeitlich aus dem Rahmen fällt lediglich das Gedicht "Der Menschenhasser", das die Rückseite des April-Blattes ziert. Die Verse von Alfons Pillach sind 1980 entstanden und beschreiben sehr anschaulich, dass es das Krokodil gar nicht mag, wenn ihm die Haut vom Leibe geklaut wird. Auf dem dazugehörigen Kalenderblatt ist ein Mann mit Alligator zu sehen – ein Kupferstich, der von der Illustratorin und Modezeichnerin Ruth Marten stammt. Die 1949 in New York geborene Künstlerin beschäftigt sich seit eltichen Jahren mit Modekupfer des 18. und frühen 19. Jahrhunderts und überarbeitet dieses "mit hintergründigem Humor", wie Esther Sophia Sünderhauf in ihrer Erläuterung schreibt, "sodass surrealistische neue Motive entstehen, die allerdings erst auf den zweiten Blick als moderne Überarbeitungen erkenntlich werden". Die dafür verwendete Vorlagel stammt aus dem "Journal des Dames et des Modes" (Paris 1807).
Schlichtes Weiß als Modehit
Auf den anderen elf Kalenderblättern sind Originaldarstellungen zu sehen, die von der bäuerlichen Bekleidung und Festtagstracht über Negligés und Morgenmantel bis hin zu Brautkleid und höfischer Bekleidung reichen. Die Auswahl zeigt zum einen die verschiedenen Gesellschaftsschichten auf und geht zum anderen auf die Einflüsse und Veränderungen ein, der die Mode in den ausgewählten 30 Jahren ausgesetzt war. Bestimmende Farbe bei den Damen, das ist auf vielen der Blätter zu sehen, war das schlichte Weiß.
Erhältlich ist "Mode und Lyrik 1790 - 1820" im Orag-Ladengeschäft am St.-Jakobs-Platz gegen eine Schutzgebühr von 11 Euro. Für unsere Leser hat die Schneidereigenossenschaft Orag einige Exemplare nach Laim geliefert, die im Buchshop der Münchner Wochenanzeiger in der Fürstenrieder Straße 9 erhältlich sind.
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