„In Liebe gehen dürfen"
Plädoyer für Seniorentiere berührt Tierfreunde
Franzisca Flattenhutters Bericht auf der Facebook-Seite des Tierschutzvereins München am 18. Januar erhielt binnen kürzester Zeit fast 500 „Gefällt mir“-Angaben. Die 31-jährige Tierfreundin schrieb über ihre Erfahrungen mit Shila, der Europäisch Kurzhaar, die sie aus dem Münchner Tierheim bei sich aufgenommen hatte. Das Ungewöhnliche daran: Shila war bereits 18 Jahre alt, chronisch krank und galt als sehr scheu und aggressiv. Zudem entsprach die familiäre Situation der jungen Frau mit drei weiteren Katzen und einem kleinen Sohn nicht den Vermittlungsbedingungen des Tierheims. Aber Franzisca Flattenhutter hatte sich das Tier in den Kopf gesetzt, blieb hartnäckig und bekam Shila schließlich mit nach Hause. Es begann ein gemeinsamer Weg mit Höhen und Tiefen, der in einer großen Freundschaft endete. Nach sieben Monaten verstarb die alte Katzendame nach schwerer Krankheit in den Armen ihrer liebgewonnenen neuen Besitzerin. Franzisca Flattenhutters Botschaft an alle Tierfreunde: „Es lohnt sich immer zu kämpfen! Und mag die verbleibende Zeit auch noch so kurz, der Abschied noch so nah und schmerzhaft sein.“ Ein rührendes Plädoyer für die Sorgen- und Seniorentiere des Tierheims.
„Es gibt so viele ungeliebte, heimatlose Tiere auf der Welt“, weiß die gebürtige Münchnerin, die inzwischen mit ihrer Familie bei Augsburg lebt und als selbstständige Tierheilpraktikerin und Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen arbeitet. Als sie im Alter von zwölf Jahren ihr erstes Haustier bekommen sollte, führte sie ihr Weg daher direkt zu einer Münchner Tierauffangstation. „Etwas anderes wäre für uns nie in Frage gekommen. Ich habe mal gelesen ‚Don‘t breed or buy while homeless die‘ (Züchte oder kaufe nicht, während heimatlose Tiere sterben), und dem stimme ich aus tiefster Seele zu.“ Ihre Liebe gelte allen Tieren, aber zu Katzen habe sie seitdem „eine ganz besondere Beziehung“.
"Angstfrei und geborgen"
Bei ihr leben aktuell vier Samtpfoten: Leo (12) und Gina (8) stammen aus der Ausburger ATTiS-Katzenstation, Katerchen Knopf (5) rettete sie todkrank aus einer Tierarztpraxis und seit Oktober 2016 lebt auch die 20-jährige Oma-Katze Mausi aus dem Nürnberger Tierheim bei Familie Flattenhutter. Vergangenes Jahr durften auch Kater Harry sowie Sternchen und Elly ihren Lebensabend bei ihr genießen. „Gerade Katzensenioren berühren mich auf eine Art und Weise, die ich nicht erklären kann“, gesteht die Tierfreundin. Natürlich könne sie durch ihren Beruf viele körperliche Gebrechen gut managen, sie selbst nehme alte Tiere als recht „unkompliziert und pflegeleicht" wahr. "Geduld sollte man mitbringen – und viel Verständnis für die ein oder andere Eigenart. Die alten Tiere tragen einfach ihr Päckchen und können mitunter ein bisschen schrullig sein. Aber zum Knutschen!“, versichert Flattenhutter.
Mithilfe einer homöopathischen Traumatherapie, bei der die Mittel entsprechend der Vorgeschichte des Tieres und seines Charakters eingesetzt werden, fand die ausgebildete Tiertherapeutin rasch Zugang zu Shila. Wie alle Neuankömmlinge wurde sie zunächst in einem katzengerechten Gästezimmer untergebracht, um „erst einmal in Ruhe anzukommen. Nach einer Woche konnte man sie an der Schläfe berühren, nach drei Wochen kam Shila maunzend unter der Couch hervor, sobald man das Zimmer betrat.“ Die sanfte Integration in die vorhandene Katzengruppe, eine Ernährungsumstellung auf qualitativ hochwertiges Rohfutter und viel Liebe gaben der Seniorenmieze so viel Kraft und Freude, dass sie sogar nach einer schweren Krankheit nochmal auf die Beine kam. Abschied schmerzt zwar immer, aber Franzisca Flattenhutter bereut keine einzige Sekunde mit Shila. Für sie steht fest: „Ein Tier sollte in Liebe gehen dürfen. Angstfrei und geborgen. Das ist das schönste Geschenk, das wir ihm machen können.“
Mit ihrem Facebook-Post wollte sie sich beim Münchner Tierheim für die Vermittlung, das Vertrauen, die Unterstützung und Anteilnahme herzlich bedanken: „Ein tolles Tierheim mit engagierten Mitarbeitern!“
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