Ärger am Quartiersplatz Theresienhöhe
Fußball spielende Kinder erzürnen Anwohnerin
Zwei Jahre Spannung! Solange haben zugezogene Bewohner der Theresienhöhe darauf gewartet, bis die Spiel- und Freitzeitfläche vor ihrer Haustür eröffnet wurde. Am vorigen Wochenende war es soweit. Am „Quartiersplatz Theresienhöhe“, so heißt die Betonbrücke über der Eisenbahnlinie offiziell, wurden die Absperrgitter entfernt. Die Berg- und Tallandschaft, eine „bespielbare Landschaftsskulptur“, stand den Menschen der Nachbarschaft offen. Sang- und klanglos. Die zuständigen BAs Schwanthalerhöhe und Sendling hatten Terminprobleme. Ein offizielles Bürger- und Eröffnungsfest soll vom Jugend- und Kultur-Veranstalter „Feierwerk“ organisiert werden. Als Termin steht der 23. Juli oder 10. September im Raum.
Trotz Regens aber ließen es sich am Sonntagnachmittag viele Bürgerinnen und Bürger nicht nehmen, das Gelände neugierig zu inspizieren und abzuschreiten. Die Reaktionen: wohlwollend bis abwartend, begeistert bis ablehnend. Den Kindern machte der Regen nichts aus. Sie nahmen das Gelände in ihren Besitz. Spielten Fußball, sprangen auf dem Trampolin herum oder kletterten durch das Gerüst, das sich über einer erhabenen Kunststofffläche schlängelt. Selbst Väter wurden in den Kletterseilen gesichtet.
„Es müssen Toiletten und Abfallkörbe her“
Plötzlich große Aufregung. Eine Anwohnerin schimpft. Sie beschwert sich lautstark bei den Kindern darüber, dass sie zu laut seien. Sie ist genervt. „Das Fußballspielen geht seit 10 Uhr morgens so. Ich kann kein Fenster mehr öffnen. Wir brauchen auch mal Ruhe. Wenn 20 Kinder hinter dem Ball herlaufen und laut schreien, ist das schon heftig“, erregt sie sich. Die Jungen sind bestürzt und traurig. Was soll der Rasen, wenn sie darauf nicht Fußballspielen dürfen? Sie wenden ein: „Nirgends steht, dass hier Fußballspielen verboten ist.“ Drei Mädchen versuchen, zu vermitteln. „Vielleicht sollten Ruhezeiten eingehalten werden.“ Sie stehen verloren auf dem Gelände. „Für uns ist es langweilig hier“, sagen sie wie aus einem Mund. Die Jungs wollten nicht mit ihnen spielen.
Ein Anwohner auf der anderen Seite zeigt Verständnis für die Buben. „Dass Kinder beim Spielen schreien, singen und juchzen, das gehört dazu“, meint er. „Wir waren auch nicht anders.“ Jeder, der hierhin gezogen sei, habe gewusst, dass das eine Spielfläche werden solle. Das Fußballspielen für die Jugend könne und dürfe nicht verboten werden, fordert der Mann. Kritik will allerdings auch er anbringen. „Es müssen Toiletten und Abfallkörbe her.“ Nicht zum ersten Mal passiere es, dass vor seiner Haustüre jemand seine Notdurft verrichte. Und: „Eigentlich ist uns versprochen worden, dass hier Büsche und Bäume angepflanzt werden.“ Auf dem ganzen Areal finde sich jedoch nichts, was Schatten spende. Der Mann vermutet überdies, der Kunststoff und Beton auf dem Bahndeckel heizten sich bei Sommertemperaturen extrem auf. „Da wird dann niemand mehr spielen können.“
Das Fehlen von Abfallkörben moniert auch der Nachwuchs. Und er hätte gerne eine Hütte. „In der wir uns bei schlechtem Wetter unterstellen könnten.“ Die Kinder haben beobachtet, dass sich mehrere kleinere Kinder dabei verletzt haben, als sie auf die Betonmäuerchen klettern wollten und dabei auf das harte schwarze Bodengranulat fielen. Auch an den übrig gebliebenen Stümpfen der Böcke im Gras könnten sie sich verletzen, kritisieren sie.
„Fußballspielen nicht ausdrücklich verboten“
Einer Tafel am 1,7 Hektar großen Quartiersplatz Theresienhöhe ist zu entnehmen, was alles untersagt ist: das Freilaufen von Hunden, offenes Feuer und Grillen, das Befahren der Hügel mit Fahrzeugen, Radfahren außerhalb der dafür ausgewiesenen Wege und Skateboardfahren. Jürgen Marek, Pressesprecher des Planungsreferates, nimmt die ersten Ärgernisse an der Landschaftsskulptur gelassen. Es sei klar, dass sich am Anfang alle darauf stürzten und ausprobieren wollten, welche Aktivitäten möglich seien. „Das spielt sich ein“, meint er. Marek bestätigt, zum Fußballspielen gebe es keine konkrete Aussage: „Niemand wird verhindern wollen, dass sich Kinder dort mit dem Ball betätigen.“ Wichtig sei, dass es sich nicht um einen Bolzplatz handele. Und dass das alle akzeptierten. Eine „Sperrstunde“ für den Platz zu verhängen, hält der Pressesprecher nicht für sinnvoll. „Dadurch verschärfen sich die Konflikte häufig noch.“ Das Referat wolle abwarten, wie sich das Ganze entwickle. Toiletten, so Marek, seien vom Stadtrat bewusst nicht vorgesehen – der BA Schwanthalerhöhe hatte sich vehement dafür eingesetzt – es sei davon auszugehen, dass die Toiletten zu Hause schnell zu erreichen seien. Abfallkörbe würden in der kommenden Woche angebracht. Marek löste das Rätsel um die plötzlich verschwundenen Böcke oder Spielpferdchen. „Es gab Mängel in der Ausführung. Da muss nachgebessert werden. Dann kommen sie wieder hin. „Das ist denen aber unglaublich schnell einfgefallen”, wundert sich ein Beobachter der Szene. Zum harten Bodengranulat erklärte Marek: „Das soll noch abgekehrt werden, sobald es sich gesetzt hat.“ Im Übrigen habe der TÜV Süd den Bau des Quartierplatzes begleitet und keine Mängel festgestellt. Das pädagogische Konzept sehe überdies vor, dass Kinder lernen müssten, mit Gefahren umzugehen. „Eine hundertprozentige Sicherheit auf dem Spielplatz gibt es nicht.“
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