20 Jahre Integrationsarbeit
Das integrative Haus für Kinder Maria Trost II feiert Jubiläum
„Die Ausflüge waren immer sehr aufregend. So sind wir mit Sack und Pack, auch mit Rollstuhl, in den Wildpark Poing gefahren. Keiner ist zurückgeblieben, es waren alle dabei", denkt Isabel Biberger dankbar an ihre Kindergartenzeit im Integrativen Haus für Kinder Maria Trost II zurück. Sie war aufgrund ihrer Gleichgewichts-und Koordinationsstörungen eines der drei ersten Integrationskinder, der im September 1991 neu gegründeten Integrationsgruppe.
Dankbar blicken auch Julia Arlt, die derzeitige Leitung des Kinderhauses, Pfarrer Leslaw Magdziarek, der Träger, sowie Gertraud Krause, Trägervertreterin auf 20 Jahre Integrationsarbeit in Maria Trost zurück. Daher feiert das Kinderhaus am Sonntag, 2. Oktober, ein besonderes Erntedankfest: Nach dem Festgottesdienst um 10.30 Uhr sind alle ehemaligen Familien, ehemalige Kollegen und Interessierte herzlich zu einem Tag der offenen Tür in der Rueßstraße 47 a eingeladen. Interessierte können sich vielfältig über die Arbeit der integrativen Einrichtung informieren.
Zahlreiche Mitmach-Stationen wie Lagerfeuer mit Stockbrot, Tragerlrutsche, Kinderschminken und Sinnesstraße sowie ein Bauchladentheater lassen bei den kleinen Gästen sicher keine Langeweile aufkommen. Höhepunkt für die großen Gäste ist eine Versteigerung von Dienstleistungen, die von der schlagfertigen Radiomoderato-
rin Brigitte Theile-Dallmus moderiert wird. Der Erlös kommt zu 100 Prozent den Kindern zugute. Leckere Grillgerichte zu Mittag zum familienfreundlichen Preis bietet die Wassermann Gastro GmbH an. Kaffee und Kuchen am Nachmittag runden das Angebot ab.
Vom Regelkindergarten zum integrativen Haus
Pfarrer Leslaw Magdziarek ist sehr froh, in seiner integrativen Kindertagesstätte wichtige christliche Grundsätze verwirklicht zu sehen: „Hier bilden alle Kinder eine Gemeinschaft, in der ihre unterschiedliche Herkunft, ihre Stärken und Fähigkeiten, ihre Persönlichkeit und ihr Glaube geachtet werden. Wir möchten ihnen vermitteln, dass sie alle von Gott angenommen sind und ihnen helfen, eine positive und bejahende Einstellung zum Leben zu finden."
So groß die Freude derzeit über das kirchliche Integrative Haus für Kinder ist, so verhalten war sie vor 20 Jahren. Elisabeth Berger-Pöschl, damalige Leitung des Hauses, musste viel Überzeugungsarbeit leisten, bevor eine Integrationsgruppe starten konnte, denn ihr Haus war einer der ersten katholischen Kindertagesstätten, die die Integration konzeptionell umsetzten wollte.
„Jeder Mensch ist gleich vor Gott" war schließlich auch der überzeugende Grundgedanke, der den Ausschlag zur Verwirklichung des Projektes gab. Und so konnte im September 1991 neben zwei Regelgruppen die erste Integrationsgruppe starten. Diese setzte sich aus drei Integrationskindern und 13 Regelkindern zusammen.
Spielend wachsen
Schnell wurde offensichtlich, dass geschlossene Gruppen den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Kinder nicht gerecht werden konnten. Elisabeth Berger-Pöschl erklärt das Ergebnis des vielfältigen Austausches: „Wir öffneten die Türen der Gruppenräume und schufen zusätzliche Aktivitäts- und Erfahrungsräume für die Kinder. Zudem entwickelten wir im Team unseren eigenen bedürfnisorientierten pädagogischen Ansatz." Gruppenaktivitäten wurden wesentlich reduziert und der absolute Schwerpunkt auf das freie Spiel verlagert. Die wichtigste Aufgabe der Erzieher ist es demzufolge, jedes Kind in seinem Wachsen zu beobachten und wenn nötig entsprechende Impulse zu geben, damit es in seiner Entwicklung den nächsten Schritt gehen kann. Das Motto „Dem Leben trauen – spielend wachsen" bringt dies auch verbal auf den Punkt. Dass es nicht nur auf Papier steht, sondern auch gelebt wird, sieht jeder, der das Kinderhaus besucht.
Heute sind zehn Kinder die von Behinderung betroffen bzw. bedroht sind in den vier vorhandenen Gruppen integriert. Allen Kindern bietet dieses Zusammenleben die Chance, Verständnis für das Anderssein zu entwickeln und jeden Menschen als gleichwertigen Partner mit wertvollen Fähigkeiten zu erfahren. So entsteht ein natürliches Miteinander ohne falsches Mitleid. Impulse für die Entwicklung jedes Kindes geben das Fachpersonal im alltäglichen Miteinander und bei Bedarf eine Psychologin, eine Musiktherapeutin, einen Familientherapeutin, eine Logo-
pädin und zwei Ergotherapeutinnen.
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