"Immer Vorsicht walten lassen!"
Geben wir zu sorglos persönliche Daten preis? Haben wir gar nichts zu verbergen?
Informationen, die einmal ins Netz gestellt wurden, sind nur noch schwer zu kontrollieren. Untrennbar damit verbunden ist der Schutz der Privatsphäre im Internet. Das Thema Datenschutz steht daher immer wieder im Mittelpunkt der Diskussionen.
Doch was genau ist eigentlich Datenschutz? Von Seiten des Gesetzgebers heißt es, das Grundgesetz gewährleistet jedem Bürger das Recht, über Verwendung und Preisgabe seiner persönlichen Daten zu bestimmen – damit ist das sogenannte Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung gemeint.
Geschützt werden also nicht Daten, sondern die Freiheit der Menschen, selbst zu entscheiden, wer was wann und bei welcher Gelegenheit weiß. In den 80er Jahren wehrten sich die Bürger gegen eine Volkszählung, deren Umfang im Vergleich zu den heutigen Datenströmen rudimentär war.
Heutzutage geben Menschen – egal welchen Alters – scheinbar bedenkenlos persönliche Daten beim Einkaufen, Surfen und in „sozialen“ Netzwerken preis. Medienkompetenz scheint wichtiger denn je, denn unbestritten lauern im Internet Gefahren. „Das Internet hat uns in den letzten 20 Jahren enorme positive Impulse gebracht: Informationen sind in Sekundenschnelle weltweit verfügbar, eine Vielzahl neuer Geschäftsmodelle und elektronischer Verwaltungsdienstleistungen hat sich etabliert“, betont Andrea Voßhoff, die Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit. „Auf der anderen Seite ist auch das Bewusstsein dafür gewachsen, dass die dauerhafte weltweite Verfügbarkeit unserer persönlichen Daten auch große Risiken birgt. Umso wichtiger ist es, dass angesichts der globalen Datenverarbeitung auch der Schutz der Privatsphäre global sein muss.“
„Gesetze werden oft umgangen“
Die alte Generation: Karl Bammesberger, Rentner, 80 J.:
Viele gehen heute mit ihren Daten zu sorglos um. Internet, E-Mail, Telefon – überall lauert der Datenklau. Daten sind in Windeseile um die ganze Welt gesendet. Leider erfährt man es immer erst, wenn schon etwas Unvorhergesehenes passiert ist und reagiert hierauf. Wichtig in meinen Augen ist es, im Umgang mit den Medien immer Vorsicht walten zu lassen. Besonders sorgfältig sein soll man z.B. beim Empfang einer E-Mail, deren Absender nicht bekannt und mit einem Anhang versehen ist. Den Anhang auf keinen Fall öffnen, sondern sofort löschen.
Teilweise sind es auch ganz raffiniert gefälschte Bankformulare oder Logos von bekannten Firmen womit man PIN und Kontonummern bestätigen soll. Ich kann nur immer darauf hinweisen, dass die Bank niemals per Mail eine Bestätigung einholt. Ein Anruf wird die Sache dann aufklären.
Wie kommt so ein krimineller Absender an die Daten? Es gibt immer wieder Möglichkeiten, Daten im Internet zu klauen. Daher mit sensiblen Daten unbedingt größte Vorsicht walten zu lassen. Gesetze können eine Hilfe sein, aber wie oft werden diese umgangen.
Ich persönlich bin aber auch der Meinung, dass gewisse Daten in den Medien keinen Schaden anrichten, so bin ich auch bei Facebook und WhatsApp. Ich finde diese Medien sehr zeitgemäß, gerade wenn man Freunde und Verwandte in Übersee hat und schnell und günstig kommunizieren will. Daten für Verbrechensbekämpfung zu speichern finde ich vollkommen in Ordnung. Meine Daten kann eine dafür vorgesehene Institution gerne speichern, ich habe nichts zu verbergen.
„Unsere Rechte selbst mitbestimmen!“
Die mittlere Generation: Barbara Schmitz, Rechtsanwältin, 50 J.:
Gefühlt wird inzwischen alles digitalisiert. Kaum ein Lebensbereich, der nicht irgendwie vernetzt oder vernetzbar ist. Begriffe wie Smart Mobility, Big Data oder Internet of Things lassen Schlimmes befürchten. Die Errungenschaften vorangegangener industrieller Veränderungen gingen mit ähnlichen Befürchtungen einher. Als Carl Benz 1886 seine Erfindung der Öffentlichkeit vorstellte, löste der lärmende Kraftwagen Angst und Schrecken aus. Passanten flüchteten von der Straße, wenn das Ungeheuer vorbeidonnerte. Kaiser Wilhelm beruhigte das Volk: "Ich glaube an das Pferd, das Auto ist nur eine vorübergehende Erscheinung", sagt er.
Die Erfolgsgeschichte des Autos zeigt: Eine rational begründete Debatte ist die Grundlage für die wichtige gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Angst auf der einen Seite und der Euphorie auf der anderen Seite. So bedarf es genauso der Skeptiker in einer Digitalisierungs-Debatte, wie den Optimisten. Denn so lässt sich in der jeweiligen Argumentation Naivität erkennen und Unwissenheit in Erkenntnis umwandeln. Ziel muss es sein, eine digitale Kultur zu entwickeln, die sämtliche Aspekte menschlicher Verhaltensweisen und Wertvorstellungen beinhaltet. Kultur bedeutet laut Wikipedia im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt. Wir sind also aufgefordert, die Digitalisierung zu gestalten und unsere Rechte und Freiheiten selbst- und mitzubestimmen.
„Die Bequemlichkeit wird zum Problem“
Die junge Generation: Tilmann Seiffert, Student, 20 J.:
Datenschutz ist wichtig, ganz klar. Und viele Leute in meinem Umfeld nehmen die Datenschutzproblematik auch wahr. So sind Schüler und Jugendliche, die ich kenne, zum Beispiel gar nicht mehr auf Facebook vertreten. Das machen heute eher die Älteren. Was allerdings zum Problem wird, ist die Bequemlichkeit. Ich denke, dass der Datenschutz der Bequemlichkeit zum Opfer fällt. Vieles an Daten wird über GoogleDocs verwaltet, was auf der einen Seite ein technischer Fortschritt, ein Goldstück, ist; auf der anderen Seite aber auch ein Datenschutzalptraum.
Ich beschäftige mich mit Internet und Computertechnik seit meinem zwölften Lebensjahr; bin praktisch damit aufgewachsen, so wie fast alle in meiner Generation. Das Internet ist unsere Welt und gehört zu unserem Leben dazu. Fakt ist, wenn ich nicht möchte, dass Leute gewisse Informationen im Netz über mich erfahren, darf ich sie eigentlich nicht einstellen. Aber praktisch geht das ja kaum. Man ist eben ein Teil dieser Welt. Ich versuche mich zu schützen, indem ich über einen eigenen Server gehe oder mich sehr genau darüber informiere, was hinter den Diensten steht, die ich nutzen möchte.
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