"Zum Wohl der Patienten vernetzen"
Pasinger Hofgespräch mit Theresa Schopper zu Gesundheit und Politik
Zum zweiten Mal hatte Theresa Schopper, Grünen-Landtagsabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Landtagsfraktion, die Schirmherrschaft für die Pasinger Gesundheitstage inne. „Ich bin begeistert von den Gesundheitstagen in Pasing. In diesem privat organisierten Rahmen sind Veranstaltungen absolut einmalig“, resümierte Schopper. „Das Programm ist ambitioniert und auf sehr hohem Niveau.“
Auch Schopper trug in diesem Jahr zum beachtlich vielfältigen Programm bei. Am Freitag stand sie im Eschenhof im Pasinger Hofgespräch zu aktuellen Fragen der Gesundheitspolitik in Bund und Land zur Verfügung. „Ich sehe einen hohen Diskussionsbedarf, wenn es um wirtschaftliche Aspekte der Gesundheitsversorgung, um Nachwuchsfragen und Gängelung durch die Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigung geht“, begründete sie ihre Gesprächsbereitschaft.
Umstrukturierung kostet Geduld
Viele Probleme der niedergelassenen Ärzte und Apotheker könne sie sich nur anhören und begleiten. „Erlassene Gesetze vom Bund wie das Versorgungsgesetz sind unumstößlich“, meinte Schopper. „In anderen Fragen können wir gezielt Anträge stellen. Die Umstellung des Gesundheitswesens wird die nächste 20 Jahre in Anspruch nehmen, darauf müssen wir gefasst sein.“
Für sie kommen viele verschiedene Umstrukturierungsfaktoren zusammen, wie die Versorgung des ländlichen Raums mit medizinischen Einrichtungen, die Reaktion der Branche auf den stetig wachsenden Frauenanteil, der Umgang mit der Pharma-Lobby wie auch der effektive Patentschutz in der medizinischen Forschung. "Dies alles unter einene Hut zu bekommen, ist die schwierigste Aufgabe."
"Betriebswirtschaftlicher Quatsch"
„Bitte keine Gängelung, bitte so wenig Staat wie möglich“, verlangte Herzspezialist Eduard Brand zur Niederlassungsproblematik. „Wir sehen die regulierte Niederlassungsfreiheit äußerst skeptisch.“ Apotheker Robert Scheerer wiederum kritisierte die Zuteilungsmedizin. „Ab dem dritten Quartal werden die Packungsgrößen immer kleiner, da ist das Arztbudget dann aufgebraucht.“
Apotheker Martin Dürrfeld ergänzte: „Durch die Privatverträge zwischen Krankenkassen und Pharmaindustrie geraten wir in absurde Situationen.“ Für jeden Kassenpatient müsse er entsprechend der Verträge andere Packungen bereithalten, auch wenn es sich um denselben Wirkstoff handele. „Das ist betriebswirtschaftlicher Quatsch. Unsere Lagerkosten werden immer höher.“ Große Apotheken seien deutlich im Vorteil, die kleinen blieben wie überall auf der Strecke.
Bei so viel Offenheit zwischen den Diskussionspartnern müsse der Dialog unbedingt weitergeführt werden, so Schopper. „Wir setzen uns möglichst bald wieder zusammen. Ich kümmere mich inzwischen um weitere Informationen“, versprach sie den anwesenden Ärzten und Apothekern. Die nahmen das Gesprächsangebot dankend an. Scheerer fasste zusammen: „Theresa Schopper ist eine starke Stimme für unsere Interessen. Dafür sind wir ihr sehr dankbar.“
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