Zehn Monate Doppelbelastung - und kein Ende
München Klinik zieht eine Zwischenbilanz nach 10 Monaten Covid-19-Versorgung
Die München Klinik behandelt aktuell knapp 170 Patienten mit Covid-19 – davon 30 auf Intensivstation – und damit insgesamt genauso viele Patienten wie in der Hochphase der ersten Welle. Zwar wird aktuell noch der größere Anteil dieser Patienten auf Normalstationen behandelt, aber auch dafür benötigt es die personellen Kapazitäten, die dann an anderer Stelle fehlen.
Die München Klinik versorgt bereits seit Januar Covid-19-Patienten – hier wurde am 27. Januar der erste deutsche Covid-19-Patient vom Team der Infektiologie rund um Chefarzt Prof. Clemens Wendtner versorgt. Eine Pause gab es für das ärztliche, pflegerische und therapeutische Klinikpersonal der München Klinik im Rahmen der Pandemieversorgung an allen Standorten seitdem nicht. Am Standort Schwabing wurden ohne Pause zwischen den Wellen auch im Sommer durchgehend Covid-19-Patienten versorgt. An allen Standorten mussten die in der ersten Welle verschobenen Eingriffe, Operationen und Therapien Stück für Stück nachgeholt werden.
Über 1.300 Patienten versorgt
In der München Klinik wurden bis heute über 1.300 Covid-19-Patienten versorgt (zusätzlich weitere knapp 3.000 Verdachtsfälle). „Diese Zahl lässt nur erahnen, was unsere Kolleginnen und Kollegen seit Januar tagtäglich leisten. 10 Monate Covid-19-Versorgung bedeuten für das Krankenhauspersonal seit 10 Monaten eine Doppelbelastung. Denn parallel zu Covid-19 kommen seit 10 Monaten weiterhin Babys auf die Welt, Schlaganfälle werden versorgt, Krebspatienten therapiert. Wir versorgen alle, die dringend unsere Hilfe benötigen", so Dr. Axel Fischer, Vorsitzender der Geschäftsführung der München Klinik. Eine solche Doppelbelastung lasse sich nicht für immer aushalten.
Jeder Fünfte auf Intensiv
Rund 270 der insgesamt in der München Klinik versorgten Covid-19-Patienten mussten auf der Intensivstation behandelt werden. Das entspricht einem Anteil an Intensivpatienten in der München Klinik von 17 Prozent. Das heißt, dass im Schnitt jeder fünfte Patient auf der Intensivstation behandelt wurde.
Einer von elf stirbt
Die Sterblichkeit der behandelten Covid-19-Patienten liegt in der München Klinik insgesamt bei 9 Prozent. Das liegt unter der ermittelten deutschlandweiten Sterblichkeit. Von den Intensivpatienten schafften es in der München Klinik 28 Prozent nicht. Das liegt im bundesweiten Durchschnitt, wonach jeder vierte Covid-Intensivpatient verstirbt.
Die meisten sind 45 bis 65 Jahre alt
In der München Klinik wurden mehr Männer (rund 800) als Frauen (rund 600) mit Covid-19 versorgt. Die meisten Patienten sind im Alter zwischen 45 und 64 Jahren.
Bis zu 60 Tage in der Klinik
Im Schnitt bleibt ein Covid-19-Patient 10 Tage zur stationären Behandlung in der München Klinik. Die Verweildauer auf der Intensivstation beträgt im Schnitt 15,5 Tage, wobei schwerstkrankte Menschen mehrere Wochen bis Monate in der Klinik versorgt werden müssen. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Verweildauer auf der Intensivstation für Non-Covid-Patienten beträgt in der München Klinik 4 Tage – das zeigt, wie aufwändig die intensivmedizinische Versorgung von Covid-19-Patienten im Vergleich zu anderen Krankheitsbildern ist. Schwerste Fälle wurden bis zu 60 Tage oder länger in der München Klinik versorgt.
26.000 Überstunden
Die Pflegekräfte der München Klinik haben allein in der ersten Covid-Welle im Frühjahr über 26.000 Mehrarbeitsstunden im Vergleich zum Vorjahr angesammelt.
380 Stunden beatmen
Rund 380 Stunden muss ein beatmeter Covid-19-Intensivpatient in der München Klinik durchschnittlich beatmet werden. Von 270 Intensivpatienten wurden 170 Patienten beatmet – mit einer Beatmungszeit von insgesamt über 50.000 Stunden.
Jeder Vierte braucht eine Dialyse
Jeder vierte Intensivpatient braucht außerdem eine Dialyse – denn Covid-19 greift mehrere Organe an, darunter auch die Nieren.
30 Fachkräfte für acht Patienten
Auf der Schwabinger Intensivstation sind zur Versorgung von 8 Covid-Intensivpatienten pro Schicht 6 Pflegekräfte und 2 bis 3 Ärzte und Ärztinnen im Einsatz – das bedeutet, dass pro Tag ein Team von rund 30 Menschen diese 8 Intensivpatienten versorgt. Die Versorgung von Covid-19-Patienten ist höchst aufwändig – beispielsweise das regelmäßige Umlagern vom Rücken auf den Bauch, damit die Lunge besser belüftet wird. Schwerkranke Patienten sind an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, sie werden über eine Trachealkanüle beatmet, über eine Magensonde ernährt und in den Venen sind mehrere Infusionskatheter. Alle Kabel und Schläuche müssen bei der Lagerung bleiben, wo sie sind – dazu werden mindestens 5 Intensivfachkräfte benötigt, einer am Kopf und jeweils zwei an den Seiten. Das Umlagerungsmanöver dauert rund 45 Minuten.
Die Last gemeinsam tragen
Dr. Fischer bedankte sich bei allen Krankenhäusern in München, welche gemeinsam die Last der Pandemie tragen. „Ohne eine gesteuerte Verteilung der Lasten auf alle vorhandenen Kliniken würden wir bis zum Frühjahr und den Reihenimpfungen nicht durchhalten“, betonten er und sein Team. Viele Pflegende und Ärzte haben seit Januar keine Pause gehabt. „Auch wenn die Maßnahmen ein exponentielles Wachstum brechen konnten, sehen wir in Deutschland weiterhin tägliche Neuinfektionen im fünfstelligen Bereich. Wir sehen heute in der Klinik die Patienten, die sich vor drei Wochen infiziert haben. Und damit wissen wir auch, dass sich die Situation in den kommenden drei Wochen nicht signifikant ändern kann", so Fischer
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